Kinder und Jugendliche, die in Regenbogenfamilien aufwachsen, zeigen bessere schulische Leistungen als diejenigen, die in Haushalten mit Vater und Mutter leben. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie von Forscher*innen, die dafür offizielle Daten von rund 3.000 mit zwei Müttern oder zwei Vätern lebenden Kindern und Jugendlichen der niederländischen Geburtsjahrgänge 1998 bis 2007 analysiert und mit den Daten von über einer Million Kindern aus "traditionellen" Familien verglichen hatten. Die Studie wurde im Fachmagazin
"American Sociological Review" veröffentlicht.
Das Ergebnis: Die akademischen Leistungen des Nachwuchses aus Regenbogenfamilien sind sowohl in der Grundschule als auch in der Sekundarstufe signifikant besser als die anderer Schüler*innen. Sie haben eine 4,8 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, einen Abschluss an einer Sekundarschule zu machen.
Sozioökonomischer Status mitentscheidend
Die Studie zeigt auch, dass der sozioökonomische Status entscheidend für den Erfolg des Nachwuchses sei; Kinder von gebildeteren und wohlhabenderen Eltern hätten also generell bessere Ergebnisse. Aus der Studie geht zwar hervor, dass Regenbogenfamilien durchschnittlich einen höheren sozioökonomischen Status hätten als "traditionelle" Familien – allerdings zeigen Kinder aus Regenbogenfamilien selbst dann bessere akademische Ergebnisse als diejenigen mit Vater und Mutter, wenn dieser Status herausgerechnet wird.
Studien-Hauptautor Deni Mazrekaj, der an der britischen Oxford-Universität und der Katholischen Universität im belgischen Löwen (Leuven) forscht, führte den höheren sozioökonomischen Status in Regenbogenfamilien gegenüber Unilad auf die erhöhte Schwierigkeit von Homo-Paaren zurück, ein Kind zu kriegen: "Gleichgeschlechtliche Paare müssen oft teure Fruchtbarkeitsbehandlungen oder Adoptionsverfahren durchlaufen, um ein Kind zu kriegen. Das bedeutet, sie tendieren dazu, reicher zu sein."
Autor: Gleichgeschlechtliche Eltern sind eher motiviert
Mazrekaj vermutet, dass weitere Faktoren für den Erfolg in Regenbogenfamilien im Spiel sind. So gingen diese Kinder meist aus "gewollten Schwangerschaften" hervor. Gleichgeschlechtliche Paare seien zudem eher "hochmotivierte Eltern", da sie durchschnittlich weit mehr Engagement aufbringen müssten, um Eltern zu werden.
Bereits in der Vergangenheit kamen Studien aus diversen Ländern zu dem Ergebnis, dass es Kindern in Regenbogenfamilien mindestens gleich gut gehe wie in anderen Familien. Bereits vor elf Jahren hatte etwa eine Untersuchung des Bundesjustizministeriums gezeigt, dass der Nachwuchs schwuler oder lesbischer Paare keine Nachteile habe (queer.de berichtete).
Dennoch behaupten homophobe Politiker*innen auch heute noch oft, dass Regenbogenfamilien Kinder beeinträchtigten könnten. Zu ihnen gehört auch die deutsche Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU), die 2018 die Eignung von Homo-Paaren, Kinder großzuziehen, in Zweifel gezogen hatte (queer.de berichtete). Im Juni diesen Jahres lehnte es Karliczek aber ab, eine Studie zur angeblichen Überlegenheit von heterosexuellen Eltern in Auftrag zu geben (queer.de berichtete). (dk)
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hält trotz Dutzender anderslautender Studien am alten Klischee des homosexuellen Kinderverderbers fest (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)
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Wer das eigene Narrativ von der Kindeswohlgefährdung durch Homosexuelle nachweislich durch Lügen nährt, in man die Öffentlichkeit auf fehlende Studien hinweist, die es zur Zeit des Statements aber in mehreren Ländern bereits gab und stattdessen die eigenen Ressentiments zur Wahrheit umetikettiert, um so für das eigene politische Programm durch homophobe Erzählungen des letzten Jahrhunderts zu werben, hat doch mehr als deutlich gemacht, an der Wahrheit nicht das geringste Interesse zu haben.