Franklin Graham trat im August auch beim republikanischen Parteitag auf, bei dem Donald Trump als Kandidat für die Präsidentschaftswahl im November nominiert wurde (Bild: RNC)
US-Prediger Franklin Graham geht juristisch dagegen vor, dass ihn Anfang des Jahres mehrere britische Veranstaltungsorte wegen seiner homo- und islamophoben Äußerungen ausgeladen hatten. Graham hatte eigentlich ab Mai eine Evangelisierungstournee durch Großbritannien geplant. Wie der "Guardian" berichtete, habe die religiöse Organisation des 68-jährigen, die nach seinem Vater benannte "Billy Graham Evangelistic Association" (BGEA), Einrichtungen in den englischen Städten Manchester, Birmingham und Sheffield sowie im Landesteil Wales verklagt. Graham gilt derzeit als bekanntester Missionar der Vereinigten Staaten.
Bereits im Februar hatte Graham den Veranstaltungsorten nach einer Ausladungswelle mit Klagen gedroht. Damals behauptete er, seine Ausladung sei eine "Diskriminierung von Christen" (queer.de berichtete).
Laut der britischen Initiative "Open Democracy" gibt Graham einen Millionenbetrag aus, um seine Version des Christentums in alle Welt zu exportieren. Allein in Europa habe seine Organisation zwischen 2007 und 2014 mehr als 23 Millionen Dollar (20 Millionen Euro) ausgegeben.
"US-Evangelikale exportieren ihre Homophobie um die Welt"
LGBTI-Aktivist*innen befürchten nun, dass Graham und andere US-Evangelikale versuchen könnten, dem relativ queerfreundlichen Vereinigten Königreich eine Art von Religionsfreiheit juristisch aufzuzwingen, mit der Ablehnung und Hass von sexuellen Minderheiten oder Angehörigen anderer Religionen wieder hoffähig wird. Gerade nach dem Brexit sei die Gefahr groß, da der europäische Menschenrechtsschutz wegfiele. "US-Evangelikale, die von geheimen Spendern finanziert werden, exportieren ihre Homophobie um die Welt", erklärte etwa Peter Tatchell, der bekannteste queere Aktivist des Königreichs. "Dieser christliche Imperialismus gefährdet das Wohlergehen und die Menschenrechte von Millionen queerer Menschen." Der 68-Jährige warnt davor, dass der LGBTI-Schutz durch eine Neudefinition von "Religionsfreiheit" unterminiert wird.
Graham hätte eigentlich diesen Sommer auch bei einer Großveranstaltung in Köln auftreten sollen, die ausgerechnet während der CSD-Saison in der Domstadt geplant war (queer.de berichtete). Wegen der Corona-Pandemie wurde der Auftritt auf Frühjahr 2021 verschoben (queer.de berichtete). Aktuell ist noch immer geplant, dass der Hass-Prediger in der Lanxess-Arena, Deutschlands größter Multifunktionshalle, seine Ideologie verbreiten darf.
Das geplante Graham-Event in Köln wird euphemistisch "Festival of Hope" genannt
In den letzten Jahren hatte Franklin Graham persönlich immer wieder gegen queere Menschen polemisiert. So warb er wiederholt für Homo-"Heilung" und lobte unter anderem das russische Gesetz gegen Homo-"Propaganda". Homosexuelle sind seiner Meinung nach so lange "Feinde" von Christen, solange sie ihre sexuelle Orientierung nicht "bereuen". Seine Fans rief er dazu auf, LGBTI-freundliche Firmen wie den legendären New Yorker Schmuckladen Tiffany's zu boykottieren (queer.de berichtete). Außerdem polemisiert Graham regelmäßig gegen andere Religionen wie den den Islam ("eine böse und gottlose Religion") oder den Hinduismus ("kein Elefant mit 100 Armen kann mir etwas Gutes tun").
Seinen Einfluss macht Graham insbesondere auf höchster politischer Ebene geltend: Anfang 2017 trat er etwa bei der Amtseinführung Donald Trumps auf. Im August diesen Jahres war er ein Redner beim Nominierungsparteitag der Republikaner (queer.de berichtete). (dk)
Der tut doch nix!
Siehe Ungarn, siehe Polen, siehe Tschechien ...