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USA
Studie: Selbst-Hass unter homosexuellen Konservativen hoch
Schwule, Lesben oder Bisexuelle, die in den USA die Republikaner unterstützen, hadern mit ihrer sexuellen Orientierung weit mehr als Anhänger*innen der Partei von Barack Obama und Joe Biden.

Diese Jungs (und wenigen Mädels) hassen sich laut der Studie überdurchschnittlich oft wegen ihrer sexuellen Orientierung (Bild: Log Cabin Republicans)
- 2. November 2020, 17:42h 2 Min.
In den USA haben schwule, lesbische oder bisexuelle Anhänger*innen der Republikanischen Partei weit mehr Probleme mit internalisierter Homophobie als Demokratinnen und Demokraten. Das geht aus einer Studie des an der University of California in Los Angeles beheimateten "Williams Institute on Sexual Orientation and Gender Identity Law and Public Policy" hervor. Internalisierte Homophobie bedeutet, dass ein homo- oder bisexueller Mensch die in der Gesellschaft verbreiteten Vorurteile gegen sexuelle Minderheiten so verinnerlicht hat, dass er sich selbst wegen seiner eigenen sexuellen Orientierung nicht akzeptiert.
Die Studie, die auf einer Auswertung der "Generations Study" aus den Jahren 2016 und 2017 beruht, kam zu dem Ergebnis, dass 41 Prozent der LGB-Republikaner*innen gerne "komplett heterosexuell" wären. Unter Demokrat*innen liegt der Anteil bei nur 17 Prozent. Zudem glauben 38 Prozent der homo- und bisexuellen Konservativen, ihre sexuelle Orientierung sei ein "persönlicher Mangel". Anhänger*innen der Demokratischen Partei stimmten dieser These nur zu 16 Prozent zu. Studienautor Ilan H. Meyer erklärte, es sei "auffällig, wie sehr sich die relativ kleine Anzahl von LGB-Republikanern von Demokraten, die einer sexuellen Minderheit angehören, unterscheidet".

(Bild: Williams Institute)
Es gibt auch Gemeinsamkeiten
Gleichzeitig gibt es aber auch Gemeinsamkeiten: So outeten sich Demokrat*innen und Republikaner*innen gleichermaßen gegenüber ihrer Familie, ihren Kolleg*innen oder ihren heterosexuellen Bekannten. Beide Gruppen berichteten auch in ähnlichem Ausmaß von Diskriminierungserfahrungen. Allerdings sagten weit mehr Anhänger der Biden-Partei als der Trump-Partei, dass ihre Homo- oder Bisexualität "ein wichtiger Aspekt" ihres Daseins sei (85 Prozent gegenüber 68 Prozent).
Praktisch alle großen LGBTI-Organisationen unterstützen dem Demokraten Joe Biden bei den am Dienstag anstehenden Präsidentschaftswahlen. Amtsinhaber Donald Trump wird unter anderem für seine Nähe zur religiösen Rechten, seine Ablehnung eines LGBTI-Antidiskriminierungsschutzes oder die Wiedereinführung des Trans-Verbots im US-Militär kritisiert.
Seine queeren Anhänger*innen präsentieren Trump allerdings als "schwulenfreundlichsten Präsidenten in Amerikas Geschichte", wie der offen schwule Ex-Botschafter Richard Grenell ohne Ironie erklärte. Vor wenigen Tagen warb auch First Lady Melania Trump um die Wählerstimmen von Schwulen, Lesben und Bisexuellen – die 50-Jährige reagierte mit dem typischen republikanischen "Fake News"-Reflex auf Homophobie-Anschuldigungen gegen ihren Ehemann: "Nichts könnte weiter entfernt sein von der Wahrheit. Donald liebt es, Menschen zu helfen", so Melania Trump (queer.de berichtete). (dk)

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