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Diversity Index
E.ON ist der schlechteste Dax-Arbeitgeber für queere Menschen
Im letzten Jahr versuchte E.ON, beim "LGBT+ Diversity Index" zu schummeln. Dieses Jahr schmierte der Essener Energiekonzern völlig ab. Spitzenreiter bleibt das Walldorfer Software-Unternehmen SAP.

Die E.ON-Konzern-Zentrale in Essen: Für LGBTI gibt es aber 29 bessere Dax-Arbeitgeber (Bild: E.ON)
- 10. November 2020, 11:03h 3 Min.
Die Uhlala Group, die unter anderem die queere Karrieremesse Sticks & Stones organisiert, hat am Dienstag zum zweiten Mal ihren jährlichen "LGBT+ Diversity Index" veröffentlicht. Das Ranking zeigt auf, wie stark sich die 30 Dax-Unternehmen für eine diverse Unternehmenskultur einsetzen, die offen gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Mitarbeitenden ist.
Sieger wurde wie schon im Vorjahr das Softwaren-Unternehmen SAP. Auf dem zweiten Platz folgt mit deutlichem Abstand die Deutsche Bank, die sich um fünf Plätze nach oben schieben konnte. Den dritten Platz erreichte wie schon 2019 das Traditionsunternehmen Siemens. Größter Gewinner ist der Münchner Autobauer BMW, der sich von Rang 21 auf Rang vier schieben konnte.
/ UhlalaDEWir sind stolz, mit euch den diesjährigen DAX 30 LGBT+ Diversity Index zu teilen! Wir prüften das LGBT+ Engagement der DAX 30 Unternehmen und stellten ihre Ergebnisse in unserem Ranking gegenüber. Nutzt den Link, um zum Index zu gelangen!https://t.co/mXuEAs1anM pic.twitter.com/TCrU7NyDDd
UHLALA Group (@UhlalaDE) November 10, 2020
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Ganz unten auf der Liste befindet sich der Industriekonzern Linde, die neu in den Dax aufgenommene Berliner Wohnungsgesellschaft Deutsche Wohnen und E.ON als Schlusslicht. Der Essener Energiekonzern fiel schon im vergangenen Jahr negativ auf, weil die Firma bei ihren Antworten schummelte – und sich queerfreundlicher machte, als sie war. Nach der Korrektur rutschte der Konzern beim ersten Index von Rang acht auf Rang 19 (queer.de berichtete).
In diesem Jahr verweigerte E.ON nach Uhlala-Angaben die Zusammenarbeit mit den Index-Erstellern, so dass das Ranking mit Hilfe öffentlich einsehbarer Informationen erstellt wurde. Auch vier weitere Konzerne – Munich Re, Linde, Deutsche Wohnen und die mächtige Deutsche Telekom – hätten nicht auf Fragen zu ihrer Diversity antworten wollen. Diese vier Konzerne befinden sich ebenfalls ganz hinten im Index.
Homo-Hasserin als Chefin eines wichtigen Tochterunternehmens
E.ON hatte letztes Jahr für weitere negative Schlagzeilen gesorgt, als das Unternehmen die frühere CDU-Politikerin Katherina Reiche zur Chefin des Tochterunternehmens Innogy Westenergie machte (queer.de berichtete). Reiche hatte zuvor jahrelang gegen Schwule und Lesben polemisiert. So meinte sie 2011 in einer Talkshow etwa, dass sie lesbische und schwule Paare als "nicht normal" ansehe (queer.de berichtete). Später behauptete sie, dass die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht zu "unendlichem Leid" führe (queer.de berichtete).

Katherina Reiche arbeitet ausgerechnet für das laut Uhlala LGBTI-unfreundlichste Dax-Unternehmen (Bild: Deutscher Bundestag / Lichtblick / Achim Melde)
Vergangenes Jahr hatte noch der bayerische Zahlungsdienstleister Wirecard den letzten Platz des Diversity-Indexes belegt. Das Unternehmen hat inzwischen Insolvenz angemeldet und ist seit August diesen Jahres nicht mehr im Dax vertreten.
Höhere Anforderungen
Stuart Bruce Cameron, Initiator des Indexes und Vorstandschef der Uhlala Group, begrüßte, dass über die Hälfte der Unternehmen 50 Prozentpunkte oder mehr im Index erzielten. Gleichzeitig hätte Diversity in Deutschland noch "einen sehr langen Weg" vor sich. Cameron erklärte weiter, dass im Vergleich zum ersten Index 2019 die Kriterien verschärft worden seien. "Sollten also Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr auf einem schlechteren Platz landen, heißt das nicht automatisch, dass ihr LGBT-Engagement schlechter geworden ist, sondern dass unsere Anforderungen gestiegen sind!"
Der Index basiert auf einer Prüfung, die hauptsächlich auf Basis des Feedbacks der teilnehmenden Firmen beruht. Das diesjährige Audit besteht aus vier übergeordneten Kategorien (Unternehmensorganisation, Personalbetreuung, Kommunikation & Sichtbarkeit, Rechtlicher Rahmen & Regelungen) und fragt in verschiedenen Unterkategorien und 53 Fragen das LGBT-Diversity-Engagement der Dax-Konzerne ab. Gefragt wird beispielsweise nach einem LGBT-Mitarbeitendennetzwerk und welche Unterstützung es genießt, die Teilnahme an speziellen LGBT-Events auch in Zeiten von Corona, Schulungen und Sensibilisierung von Angestellten, die inklusive Sprache in der internen und der externen Kommunikation oder auch der Umgang mit LGBT-Diskriminierung am Arbeitsplatz. Entsprechend eines zuvor festgelegten Schemas werden Punkte für die Antworten der einzelnen Unternehmen durch die LGBT+ Diversity-Expert*innen der Uhlala Group vergeben.
In vielen Bereichen waren die Ergebnisse ernüchternd. So erreichten nur zehn Unternehmen im Bereich Bereich "Weiterbildung, Schulung und Aufklärung" 50 Prozent der Punkte. Beim Thema Transgender schafften dies sogar nur fünf der 30 Firmen. (pm/dk)
1. (1.) SAP
2. (7.) Deutsche Bank
3. (3.) Siemens
4. (21.) BMW
5. (14.) Beiersdorf
6. (10.) Deutsche Post
7. (4.) Daimler
8. (2.) Allianz
9. (neu) Delivery Hero
10. (20.) Deutsche Börse
11. (17.) Volkswagen
12. (12.) RWE
13. (8.) Bayer
14. (18.) Henkel
15. (4.) Merck
16. (9.) BASF
17. (4.) Covestro
18. (11.) Continental
19. (15.) Infineon Technologies
20. (26.) MTU Aero Engines
21. (24.) Fresenius Medical Care
22. (16.) Adidas
23. (21.) Fresenius
24. (25.) Heidelberg Cement
25. (23.) Deutsche Telekom
26. (26.) Vonovia
27. (26.) Munich Re
28. (26.) Linde
29. (neu) Deutsche Wohnen
30. (19.) E.ON
Mehr zum Thema:
» Die Auswertung von Uhlala















Ihrerseits suchen Firmen händeringend gute Arbeitnehmer*innen.
D.h. wenn die Firmen merken, dass wir eine Stelle auch nach dem LGBTI-Freundlichkeitskriterium suchen, werden sie dadurch motiviert, eine immer mehr freundliches Klima zu schaffen. Dann wird die Anteil der ungeouteten Homo- und Transsexuellen viel niedriger als ca. 30% von heute
Also jeder von uns könnte auch auf diese Weise seinen Beitrag zur unseren gesellschaftlichen Akzeptanz leisten.