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Polen

Rechtsextreme marschieren am Nationalfeiertag durch Warschau

Mit Feuerwerkskörpern zielten Nationalisten auf eine Wohnung mit Regenbogen- und Frauenstreik-Flagge.


Szenen aus einer europäischen Hauptstadt von diesem Mittwoch

  • 12. November 2020, 09:59h 7 3 Min.

Trotz eines Verbots sind am Mittwoch tausende polnische Nationalist*­innen und Rechtsradikale beim sogenannten Unabhängigkeitsmarsch durch Warschau gezogen. Eine Wohnung in einem Haus an der Route ging in Flammen auf – der Brand sei vermutlich von Pyrotechnik ausgelöst worden, hieß es in einem Tweet der Feuerwehr.

Videoaufnahmen zeigten, wie mit Feuerwerkskörpern auf einen Balkon gezielt wurde, auf dem die Regenbogen- und Frauenstreik-Flagge angebracht war – unter letzterer Symbolik hatte es in den letzten Wochen tagelange Massendemos nach dem Urteil zur Verschärfung des Abtreibungsrechts gegeben (queer.de berichtete). Erst geriet ein Balkon unter der Wohnung in Brand, dann die Wohnung zwei Etagen tiefer. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen, sagte der Bewohner gegenüber dem Sender TVN24.

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Weitere Fernsehaufnahmen des Tages zeigten, wie Demonstrant*­innen Steine und Feuerwerkskörper auf Polizisten warfen oder in der Innenstadt randalierten. Bei Auseinandersetzungen seien mehrere Einsatzkräfte verletzt worden, teilte die Polizei am Mittwoch auf Twitter mit. Man habe Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt und es habe mehrere Festnahmen gegeben, sagte ein Sprecher der Polizei am Abend.

Demo richtete sich auch gegen LGBTI


Eines der Motive zur rechten Demo vom Mittwoch

Wegen der Corona-Pandemie hatte Warschaus Oberbürgermeister Rafal Trzaskowski den Marsch verboten, zu dem rechte Organisationen für den polnischen Nationalfeiertag aufgerufen hatten. In Polen sind derzeit Versammlungen nur mit maximal fünf Personen erlaubt. Die Veranstalter riefen daraufhin zu einem Auto- und Motorradkorso durch die Innenstadt auf. Viele Teilnehmende ließen jedoch Autos und Motorräder in Nebenstraßen stehen und zogen zu Fuß weiter.

In den vergangenen Jahren gab es während des Marsches wiederholt schwere Ausschreitungen. In diesem Jahr lautete das Motto: "Unsere Zivilisation, unsere Regeln". Das Plakat dazu zeigt einen Ritter, der einen roten und regenbogenfarbenen Stern zerschlägt – eine Anspielung auf Kommunismus, Sozialismus und die queere Community. Bereits im August hatten Nationalist*­innen in Warschau unter dem Motto "Stoppt LGBT-Aggression" demonstriert und an Regenbogen­flaggen gezündelt (queer.de berichtete).

Vor sieben Jahren gingen Bilder um die Welt, wie Rechtsextreme am Tag der Unabhängigkeit die große Regenbogen-Kunstinstallation am Warschauer Erlöserplatz abfackelten (queer.de berichtete). Der platzüberspannende Regenbogen war ursprünglich für die EU-Ratspräsidentschaft des Landes im Jahr 2011 erstellt und in Brüssel aufgestellt worden und galt am Erlöserplatz bis zu seinem Abbau 2015 als Symbol für ein weltoffenes Polen. Es war nach Vandalismus mehrfach wiederhergestellt worden.

Direktlink | 11. November 2013 in Warschau: Der Regenbogen brennt
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Der Tag der Unabhängigkeit am 11. November wird in Polen als Nationalfeiertag begangen. An diesem Tag im Jahr 1918 hatte Jozef Pilsudski in Warschau den Oberbefehl über die polnischen Truppen übernommen und die Unabhängigkeit ausgerufen. Dies fiel zusammen mit der Schließung des Waffenstillstands zwischen Deutschland und Frankreich. Mit den Friedensverträgen nach dem Ersten Weltkrieg wurde die lange Teilung Polens durch Preußen, Österreich-Ungarn und Russland dann überwunden. (dpa/nb)

#1 AtreusEhemaliges Profil
  • 12.11.2020, 10:10h
  • Das ging allerdings schneller als ich dachte. Das man jetzt schon willentlich Wohnungen in Brand setzt und verbrennende Menschen in Kauf nimmt, ist eine neue Qualität, aber genau die Reaktion, die durch staatlich geförderten Hass entsteht. Erst brennen Bücher, dann Menschen. Wenn man diese vorher entmenschlicht und dämonisiert, fällt der Fackelwurf umso leichter. Und der Mittäter, die katholische Kirche, hat schließlich die größte Erfahrung im Menschenverbrennen.

    Ich wette, morgen gibts auf Twitter ein neues EU-Abgeordneten-Bild mit Regenbogenflagge. Dass war es dann auch schon, analog zu beleuchteten Wahrzeichen wie Brandenburger Tor oder Eifelturm oder amerikanischen Latenight-Hosts, die im Jahresrythmus tränenerstickt die immergleichen Shootings kommentieren.
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#2 56James35Anonym
  • 12.11.2020, 12:30h
  • Das Video zeigt, dass Tausende und Abertausende Polen bereit sind, Schwule zu verbrennen. Genau wie im Mittelalter.
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#3 zundermxeAnonym
  • 12.11.2020, 13:11h
  • Das gesunde Volksempfinden bahnt sich mittels aufrechter Kreuzritter und der einzig wahren Kirche wieder seinen Weg durch Europa.
    Überraschung!
    Wenn jahrelang gehetzt, ausgegrenzt, diskriminiert und verfolgt wird, kann und wird es ganz reale Gewalt erzeugen.

    Jede Lehre der Geschichte zu ignorieren ist nicht nur eine Entwürdigung früherer Opfer.
    Es ist auch die nötige und äußerst fahrlässig zugelassene Basis zur Wiederholung.

    Hauptverantwortlich sind eben nicht die Täter im konkreten Einzelfall.
    Hauptverantwortlich sind all die in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Religionen, die nicht bereit sind oder sich unfähig zeigen dieser Ideologie des Hasses und der Gewalt entsprechende Reaktionen in Taten und Gesetzen entgegen zu setzen.

    Es ist unser Deutschland, dass in aller Regel schweigt, relativiert oder maximal in Unterhaltungs-Talkrunden verurteilt.
    Konkrete Maßnahmen oder Taten?
    Fehlanzeige!
    Wir müssen doch Prioritäten setzen und das wirklich Bedeutende vom weniger Wichtigem trennen.
    Erdogans autoritäre Türkei U-Boote bauen und mit Hermes-Bürgschaften beglücken während dieser praktisch den Religionskrieg gegen Frankreich ausruft.
    Putins autoritäres Russland bspw mit Nordstream2 gegen jede Vernunft stärken weil wir ja so unabhängige Demokraten sind.
    China unsere Märkte und unser Know-how öffnen damit die Aussenhandelsbilanz stimmt.
    Polen und Ungarn gewähren lassen weil wir die Stimmen in EU und im EU-Parlament brauchen.

    Solange unser Staat im Zweifel nur der Wirtschaft dient und jeder Wert außerhalb von Macht und Wirtschaft nur vor Wahlen, bei Gedenktagen und in der politischen Volksunterhaltung, vorzugsweise Sonntags, philosophisch betrachtet wird, werden auch wir immer wieder zur Disposition stehen.
    Mit allen Konsequenzen.

    Freiheit und Menschenwürde haben ihren Preis.
    Zum Nulltarif gibt es das nicht.
    Ausgeschlossen.
    Wandel durch Handel ist das dümmliche Narrativ vorzugsweise von cdU/csU und fdP.
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