Über einen Monat nach dem Mord an Thomas L. sorgen von Rechtsextremen abgelegte Kränze am Tatort in der Dresdner Schloßstraße für Empörung. "Wir gedenken der Opfer der Merkel-Migrationspolitik und derer islamistischen Terrors", heißt es auf einem besonders widerlichen Gedenkkranz für das Opfer einer mutmaßlich queerfeindlich angefeuerten Attacke eines IS-Anhängers. Die Hetze gegen Geflüchtete und die Bundeskanzlerin paart sich dabei mit Verschwörungstheorien: Abgelegt haben den Kranz laut Aufdruck "Dresdner Bürger, die sich den Mund trotz Maulkorb nicht verbieten lassen".
Thomas L. und sein Lebenspartner hatten am 4. Oktober als Touristen einen Bummel durch die Dresdner Altstadt unternommen. Nach einer zärtlichen Geste wurde das schwule Paar aus NRW von einem Islamisten mit Messer angegriffen. Der 55-jährige Krefelder wurde dabei getötet, sein Lebenspartner Oliver schwer verletzt.
Bis heute werden am Tatort in der Dresdner Schloßstraße Blumen und Kränze für Thomas L. niedergelegt
Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft
Wegen der Tat sitzt der 20-jährige behördenbekannte Gefährder Abdullah Al H.H. in Untersuchungshaft. Wochenlang verschwiegen die Behörden, dass der Tatverdächtige sich seine Opfer vermutlich wegen ihrer Homosexualität ausgesucht hatte – ein Oberstaatsanwalt weigerte sich sogar offen, das Thema Homosexualität auch nur anzusprechen (queer.de berichtete).
Die Bundesanwaltschaft, die den Fall übernahm, setzt trotz lauter werdener Kritik die Schweigespirale bis heute fort. In der jüngsten Pressemitteilung vom Mittwoch hieß es zum Motiv lediglich: "Der Beschuldigte handelte dabei aus einer radikal-islamistischen Gesinnung heraus. Er wollte die beiden Tatopfer als Repräsentanten einer von ihm als 'ungläubig' abgelehnten freiheitlichen Gesellschaft auslöschen" (queer.de berichtete).
AfD-Schleife abgeschnitten – die Polizei ermittelt
Die AfD legte bereits mehrere Gedenkkränze am Tatort ab
Bereits am 1. November hatte es Widerstand gegen einen AfD-Kranz am Tatort gegeben. Nach der Mahnwache mit rund 350 Teilnehmer*innen auf dem Dresdner Altmarkt trennte eine unbekannte Person die AfD-Schleife ab. Die Rechtsaußenpartei erstattete deshalb Anzeige (queer.de berichtete). Der AfD-Kreisverband Dresden legte jedoch einen neuen Gedenkkranz ab.
"Ich finde es unerträglich, dass die AfD, die immer gegen unsere Community hetzt, auch dieses Attentat für sich zu instrumentalisieren versucht", sagte ein Dresdner Leser von queer.de, der auch die Fotos für diesen Bericht zur Verfügung stellte. "Ich war stark versucht, diese Kränze zu entsorgen, und ich glaube nicht, dass sie im Sinne des überlebenden Partners sind, für den ich starkes Mitgefühl empfinde. Ich kenne die Ecke sehr gut und war in diesen Tagen auch oft dort mit meinem Partner unterwegs. Ich denke, diese Kränze sollten entfernt werden."
Trauerfeier am 13. November in Krefeld
Am Freitag, den 13. November, findet ab 18 Uhr in Krefeld eine Gedenkfeier für Thomas L. auf dem Platz an der Alten Kirche statt. Der CSD-Verein und die Stadt Krefeld haben den Termin gewählt, um der Familie und den Freunden den gebotenen Abstand zur Beisetzung zu geben, die am vergangenen Freitag stattgefunden hat (queer.de berichtete).
Der CSD Dresden und die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld veröffentlichten am 6. November eine gemeinsame Traueranzeige für Thomas L.
Mit Kerzen, die am Portal der Kirche nach der Feier aufgestellt werden sollen, einer Trauerrede von Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) und einer Schweigeminute soll an den "sinnlosen Tod unseres Krefelder Bürgers gedacht werden", heißt es in der Einladung.
Die Trauerfeier findet unter freiem Himmel statt – alle Teilnehmenden müssen eine Maske tragen. Das Ordnungsamt hat zwar keine Begrenzung erlassen, wegen des Corona-Hygienekonzepts ist die Veranstaltung aber für maximal 100 Menschen ausgelegt. Fahnen und Banner politischer Organisationen sind nicht zugelassen. (cw)
Erinnert mich irgendwie an Trump, Putin, Orban und die PiSser in Polen.
Denen ist nichts heilig, um an die Macht zu kommen, bzw. diese zu behalten!