"Der schwule republikanische Troll Richard Grenell wurde so behandelt, wie er sonst andere behandelt", so kommentierte das US-Portal "LGBTQ Nation" die neuesten Schlagzeilen um den höchstrangigen offen homosexuellen Trump-Fan. Grund ist, dass der ehemalige US-Botschafter in Berlin anlässlich des gewöhnlich am 11. November in den USA begangenen "Tages der Veteranen" ausgerechnet einem brutalen Kriegsverbrecher aus der Zeit des Vietnamkriegs gedankt hat.
In einem Tweet hatte Grenell geschrieben: "Danke für Ihren Militärdienst, Bill Calley", dazu veröffentlichte er ein Bild des Soldaten. Das Problem: Der heute 77-jährige William Calley ist ein wegen Massenmordes verurteilter Kriegsverbrecher. Der ehemalige Offizier der US-Armee war der einzige, der sich wegen des Massakers von My Lai vor Gericht verantworten musste. Dabei töteten US-Soldaten 1968 mindestens 504 unbewaffnete Menschen, darunter auch zwölfjährige Kinder. Nach drei Jahren Hausarrest wurde Calley wieder auf freien Fuß gesetzt.
Anlass für den Tweet: Der Washington-Korrespondent Ken Klippenstein hatte Grenell geschrieben, dass Calley sein Großvater sei – und ein "großer Fan" von Grenell. Der Journalist habe damit aufzeigen wollen, dass der ehemalige Geheimdienstchef der Trump-Regierung nicht einmal über rudimentäres Wissen der US-Geschichte verfüge.
"Grenell ist ein Arschloch"
Peinlich für Grenell: Klippenstein versuchte auch Michael Hayden, den ehemaligen NSA- und CIA-Chef unter den Präsidenten Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama, auf die selbe Art hereinzulegen. Der Ex-General erklärte jedoch via Twitter: "Ich wusste genau, was vor sich ging. Anders Grenell. Er ist ein Arschloch. Immer wieder."
Grenell selbst gab zu, dass er "überlistet" worden sei – ein Eingeständnis, das bei Donald Trump und seinen Gefolgsleuten sehr selten ist. Gleichzeitig ging er zum Gegenangriff über: "Ich versuchte, Leuten zu helfen, die mich am Tag der Veteranen kontaktiert haben. Es ist schade, dass Menschen so etwas ausgerechnet an diesem Tag tun. Washington ist eine kranke Stadt."
Richard Grenell gilt als skrupelloser Hardliner, der gerne poltert und Donald Trump gegenüber hundertprozentig loyal ist. Der 54-Jährige warb auch in der Gay-Community um Stimmen für den Staatschef, den er als "schwulenfreundlichsten Präsidenten in Amerikas Geschichte" beschrieb (queer.de berichtete). Die Opposition hegt allerdings seit seiner Ernennung große Zweifel an seiner Kompetenz und seinem diplomatischen Geschick.
Derzeit führt Grenell einen Kreuzzug gegen das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl, bei der Oppositionskandidat Joe Biden klar gewonnen hatte. "Der Spiegel" bezeichnete den Ex-Botschafter in einem ausführlichen Artikel als "Trumps Mann fürs Grobe". (dk)