Bernd Geschanowski (AfD) ist seit 2016 Stadtrat für Gesundheit und Umwelt in Treptow-Köpenick. Die Stadtratsämter in den zwölf Berliner Bezirken werden nach Proporz vergeben (Bild: AfD / Promo)
Im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick gibt es schwere Diskriminierungsvorwürfe gegen Gesundheitsstadtrat Bernd Geschanowski (AfD). Im Mittelpunkt des Streits steht eine Personalangelegenheit.
Der stellvertretende Amtsarzt Denis Hedeler wirft dem Rechtsaußen-Politiker vor, ihn allein aus Homophobie und Rassismus nicht zum leitenden Amtsarzt zu ernennen. Trotz der Corona-Pandemie ist die Stelle vakant, nachdem der frühere Amtsarzt Andreas von Welczeck pensioniert wurde. Im bereits vor Monaten ausgeschriebenen Bewerbungsverfahren wurde der schwarze schwule Mediziner mehrfach ignoriert.
Arzt wurde aufgefordert, seine "Außendarstellung zu ändern"
Der in Kuba geborene Hedeler, der epidemiologische Erfahrungen mit Cholera oder Ebola besitzt und seit 2018 im Gesundheitsamt arbeitet, wirft Geschanowski in einer von seinem Anwalt eingereichten Beschwerde an das Bezirksamt vor, ihn aufgrund seiner Hautfarbe und seiner Homosexualität zu schikanieren. So habe der Stadtrat ihn in einem persönlichen Gespräch dazu aufgefordert, seine "Außendarstellung zu ändern" und dabei auf seine Haut gezeigt, berichtete der "Tagesspiegel" als erstes Medium über den Fall. "Ich verließ das Büro sofort völlig verärgert und geschockt", zitiert die Zeitung den 51-jährigen Mediziner.
Bei einer weiteren Unterredung in Geschanowskis Büro soll der AfD-Politiker gesagt haben: "Sie passen hier nicht", berichtete die "Berliner Morgenpost". "Wenn bei mir jemand nicht passt, muss er gehen", soll der Stadtrat laut Hedeler dann noch angemerkt haben.
Geschanowski weist Vorwürfe zurück
In der jüngsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung lehnte Geschanowski detaillierte Auskünfte zu der "internen Einzelangelegenheit" und dem "laufenden Verfahren" ab: "Die erhobenen Vorwürfe sind pauschal und wurden nicht durch Beweisgründe belegt", wies er den Vorwurf der Diskriminierung zurück. "Der Gesundheitsstadtrat von Treptow-Köpenick richtet sein Handeln stets nach dem Grundgesetz aus. Beleidigungen von Mitarbeitern gehören nicht dazu. Anzeichen für eine Benachteiligung bei einem internen Bewerbungsverfahren sind hier nicht bekannt."
Von den anderen Parteien wurde der AfD-Politiker dagegen scharf kritisiert. Ausgerechnet mitten in der Pandemie den wichtigsten und fachkundigsten Mitarbeiter in seinem Haus zu vergraulen, sei "potenziell lebensgefährlich für alle im Bezirk", meinte der SPD-Bezirksverordnete Paul Bahlmann. Ähnlich argumentierte sein Parteifreund Alexander Freier-Winterweb in der "Berliner Morgenpost": "Wir erleben zurzeit vielleicht die schlimmste Pandemie unseres Lebens, da erwarte ich, dass der Gesundheitsstadtrat solche Mitarbeiter wie Goldstaub behandelt und dafür Sorge trägt, dass der Mann an Bord bleibt." (cw)