Kirsty MacColl und Shane MacGowan in einem PR-Bild für ihr "Fairytale of New York" (Bild: Twitter / The Pogues)
Alle Jahre wieder: Im britischen Radio sorgt kurz vor Weihnachten das Lied "Fairytale of New York" wegen eines homophoben Schimpfwortes und weiterer Kraftausdrücke für Aufregung. Der Song von der Band The Pogues aus dem Jahr 1987, das in Großbritannien als populärster Weihnachts-Popsong vor "Last Christmas" gilt, wird daher in diesem Jahr von BBC Radio One, dem führenden Jugendsender der Insel, nur in einer bearbeiteten Fassung gespielt.
Das Lied, ein Zwiegespräch von Pogues-Frontmann Shane MacGowan mit der vor 20 Jahren verstorbenen Sängerin Kirsty MacColl, ist kein traditioneller Weihnachtssong: Darin geht es um einen irischen Einwanderer, der seinen Rausch am Heiligabend in einer New Yorker Gefängniszelle ausschläft und dabei von einer zerbrochenen Beziehung träumt. Dabei wird ernüchternd erzählt, wie seine Hoffnungen von Drogen und Alkohol vernichtet worden sind.
Die kontroverseste Stelle kommt in der zweiten Hälfte des Liedes, als Sängerin MacColl Beleidigungen in den Raum wirft: "You scumbag, you maggot / You cheap lousy faggot / Happy Christmas your arse / I pray to God, its our last" (Du Mistkerl, du Made / Du billige, widerliche Schwuchtel / Zum Teufel mit 'fröhliche Weihnachten' / Hoffentlich ist es unser letztes). Auch andere Wörter des Liedes werden – insbesondere von US-Radios – gerne ausgeblendet. Dazu gehört etwa "slut" (Schlampe). MTV drehte sogar beim britischen Mundartwort "arse" (Arsch) den Ton ab.
Die BBC kündigte vor wenigen Tagen an, fortan eine Alternativversion zu spielen, in dem die kritisierten Worte nicht vorkommen. In der neuen Version wird der "Faggot"-Satz mit "You're cheap and you're haggard" (Du bist billig und ausgezehrt) ersetzt.
Manche LGBTI-Aktivist*innen fordern bereits seit Jahren, dass Worte wie "Faggot" in der Unterhaltungsmusik tabu sein müssten. Denn gerade ein Jugendradiosender bestimme die Sprache mit, die auf Schulhöfen im ganzen Land gesprochen werde – und sei dafür mitverantwortlich, dass junge LGBTI an Schulen mit derartigen Schimpfwörtern traktiert werden würden.
Die Band selbst hat in der Vergangenheit die Textzeilen damit verteidigt, dass MacColl ja als negative Figur angelegt sei und daher auch böse und beleidigende Ausdrücke sagen müsse, damit sie glaubhaft wirkt ("Nicht alle Figuren, die in Liedern vorkommen, sind Engel"). Die Musiker äußerten aber auch Verständnis für die Kritik und verteidigen die neue BBC-Version. So antwortete die Band in ihrem Twitter-Konto dem rassistischen Schauspieler Laurence Fox, der wegen der Bearbeitung des Songs die Abschaffung der Rundfunkgebühr forderte, mit den Worten: "Halt's Maul, du kleiner Herrenvolk-Scheißer".
Bereits 2007 hatte das BBC-Radio den homophoben Ausdruck in "Fairytale of New York" mit einem Piepser versehen (queer.de berichtete). Das führte damals zu viel Kritik – der Sender zog diesen Piepser, der vor allem bei einigen Kraftausdrücken tagsüber verwendet wird, daraufhin wieder zurück. In den nächsten Jahren gab es immer wieder Beschwerden über das Abspielen der Orginalversion der Songs. Dabei spielt auch eine Rolle, dass der Beleidigungs-Part in Kneipen oft mitgegrölt wird.
Einen derartigen Streit um Songtexte gibt es immer wieder in englischsprachigen Ländern. So durften 2011 private Radiostationen in Kanada nicht die Originalversion des Depeche-Mode-Songs "Money for Nothing" spielen, weil darin ebenfalls das Wort "Faggot" vorkam. Das Verbot wurde wenige Monate später wieder aufgehoben (queer.de berichtete). (dk)