Olaf Latzel muss wegen seiner Hass-Attacken auf sexuelle Minderheiten drei Monatsgehälter abführen
Zu Update springen: Latzel will Rechtsmittel gegen Urteil einlegen (12.10 Uhr)
Das Amtsgericht Bremen hat den Bremer Pastor Olaf Latzel am Mittwochmorgen zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro (90 Tagessätze á 90 Euro) verurteilt (AZ: 96 Ds 225 Js 26577/20). Die Vorsitzende Richterin Ellen Best zeigte sich laut "Buten un Binnen" davon überzeugt, dass der 53-jährige Theologe in einem auf Youtube verbreiteten "Eheseminar" zum Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt habe.
Anlass für den Prozess gegen den Pastor der St.-Martini-Gemeinde waren Äußerungen Latzels, in denen er Homosexualität als "Degenerationsform von Gesellschaft" und als "todeswürdig" bezeichnete, die LGBTI-Community als "Gender-Dreck" herabwürdigte, und CSD-Besucher*innen vorwarf, "Verbrecher" zu sein (queer.de berichtete). Latzel hatte vor Gericht einige Äußerungen bedauert – etwa die Bezeichnungen "Verbrecher" und "Dreck". Diese seien ein Missverständnis gewesen. Er habe lediglich die Position der Bibel darlegen wollen und sei falsch verstanden worden.
Auf Youtube konnte sich jeder die Rede anhören – inzwischen wurde die Hassrede aus dem Internet genommen
Sein Anwalt hatte daher auf Freispruch plädiert. Die Staatsanwaltschaft hatte dagegen eine viermonatige Freiheitsstrafe, umgewandelt in eine Geldstrafe in Höhe von 10.800 Euro, gefordert. Der Pastor hätte damit mit einem Eintrag ins Führungszeugnis als vorbestraft gegolten, da die Grenze hierfür bei über 90 Tagessätzen liegt – mit dem Urteil umgeht er diesen Makel. Auf Volksverhetzung stehen bis zu fünf Jahre Haft. Latzel kann noch Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen.
Latzel ist wegen menschenfeindlicher Äußerungen berüchtigt
Der homophobe Pastor ist Chef einer von 61 Kirchengemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK). Er war bereits wiederholt mit Ausbrüchen gegen Homosexuelle oder Angehörige anderer Religionen aufgefallen, ist aber deswegen bislang nie juristisch belangt worden. So hatte er etwa ein Homo-"Heiler"-Seminar angeboten oder Christinnen und Christen offen aufgefordert, kein Verständnis und keine Toleranz für andere Religionsgemeinschaften zu zeigen. Außerdem polemisierte er gegen evangelische Pfarrerinnen, denen er grundsätzlich die Fähigkeit zur Ordination abspricht – er verweigerte sogar einer Pastorin ausschließlich wegen ihres Geschlechts, in seiner Kirche eine Trauerfeier zu leiten. Die "Frankfurter Rundschau" bezeichnete ihn wegen seiner vielen erzkonservativen Ansichten als "Hetzprediger von der Weser".
Dem Pastor droht nun auch ein Disziplinarverfahren seiner Landeskirche. Dieses wurde bereits im Mai begonnen (queer.de berichtete). Wegen der Anklage ist es aber vorläufig ausgesetzt worden. Der BEK-Kirchenausschuss will sich in seiner Sitzung am 10. Dezember mit dem Thema beschäftigen. (dk)
Update 12.10 Uhr: Latzel will in Berufung gehen
Latzels Anwalt Sascha Böttner hat laut der evangelischen Nachrichtenagentur "idea" angekündigt, Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen zu wollen. Der Jurist argumentierte, Latzel sei missverstanden worden. Außerdem habe nicht der Pastor, sondern ein Gemeindemitglied das Seminar auf Youtube hochgeladen.
Kommentar: Die Evangelische Kirche muss Latzel jetzt von der Kanzel holen! (25.11.2020)