Der schwule Unternehmer Stefan Wolf ist neuer Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Auf einer Mitgliederversammlung am Donnerstag wurde er einstimmig für zwei Jahre zum Nachfolger des bisherigen Präsidenten Rainer Dulger gewählt. Der 59-jährige Wolf leitete zuvor acht Jahre lang den Regionalverband Südwestmetall. Der promovierte Jurist ist zugleich Vorstandsvorsitzender des Automobilzulieferers Elring-Klinger aus Baden-Württemberg.
Wolf, der 33 Jahre mit einer Frau verheiratet war, hatte sich erst Anfang des Jahres als schwul geoutet: Kurz nach seiner Scheidung machte er im Februar seine Beziehung mit dem Musicalstar Kevin Tarte öffentlich.
Den vier Jahre älteren US-amerikanischen Sänger, der seit 1988 in Deutschland und Österreich arbeitet, hatte er bei einer Geburtstagsparty kennengelernt. Das Paar tritt seitdem gemeinsam in der Öffentlichkeit auf. Wolf teilt auf Facebook immer wieder Bilder mit seiner neuen Liebe, Tarte sprach im März mit den "Stuttgarter Nachrichten" über die Beziehung zu dem Unternehmer.
Wolf im SWR: "Warum sollen wir uns verstecken?"
"Ich denke, wenn man so eine Beziehung hat, dann muss man sie auch leben, das gehört dazu", sagte Stefan Wolf in einem Interview mit der SWR-Landesschau Baden-Württemberg. "Warum sollen wir uns verstecken? Ich meine: Es ist wie es ist, und es ist gut so. Und ich glaube, man kann damit auch anderen Menschen Mut machen, die in ähnlichen Situationen sind und sich das bislang nicht getraut haben."
Direktlink | Stefan Wolf spricht in der SWR-Landesschau Baden-Württemberg u.a. über sein Coming-out
Sein Coming-out habe er zu keinem Zeitpunkt bereut, sagte der neue Gesamtmetall-Präsident: "Ich habe sehr viele positive Reaktionen erhalten, und aufgrund der vielen positiven Reaktionen muss ich sagen, war es natürlich absolut richtig, das zu tun, und ich kann es jedem anderen nur empfehlen." Auch von seiner Ex-Frau und seiner Adoptivtochter habe er Unterstützung erhalten.
Gesamtmetall vertritt fast 26.700 Unternehmen
Der Verband Gesamtmetall vertritt die Interessen der Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie mit fast 26.700 Unternehmen und rund vier Millionen Beschäftigten. Derzeit stehen Tarifverhandlungen mit der IG Metall an. "Wir haben eine schwierige Tarifrunde vor uns", betonte Wolf in seiner Rede nach der Wahl. "Die wirtschaftliche Lage ist weiterhin sehr ernst, und die Herausforderungen sind gewaltig. Die werden wir mit dem Tarifpartner nur bewältigen, wenn wir gemeinsam anpacken." (cw/dpa)