Die Anzahl der in den ersten zehn Monaten vom Kriminalpolizeilichen Meldedienst Berlins erfassten Fälle von Taten gegen sexuelle Minderheiten ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 18 Prozent zurückgegangen. Das gab die Hauptstadtpolizei am Montag bekannt. Diese Zahl ist vorläufig, abschließende Fallzahlen liegen erst mit dem bundesweiten Statistikschluss am 31. Januar 2021 vor.
Die Tatorte befänden sich vorwiegend in den Bezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg. Die Aufklärungsquote der angezeigten Taten für den genannten Zeitraum liege bei 50 Prozent und ist somit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozentpunkte gesunken. Die Ermittlungen dauerten in Teilen jedoch noch an.
Anlässlich der Zahlen appellierte die Polizei an die Bevölkerung: "Wie auch bei anderen Straftaten gilt, dass jeder Hinweis zählt: Das Mitwirken von Zeuginnen und Zeugen im Strafverfahren kann entscheidend sein, um Tatverdächtige zu ermitteln und eine konsequente Strafverfolgung gewährleistet zu können."
Die Berliner Polizei macht mögliche Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gezielt in ihren Berichten publik und meldet diese daher vergleichsweise häufig der Öffentlichkeit. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft in Berlin haben eigene Ansprechpartner für LGBTI. Außerdem ist die Polizei Berlin Gründungsmitglied des 2009 ins Leben gerufenen Bündnisses gegen Homophobie, dem mittlerweile über 100 Unternehmen, Organisationen und Vereinigungen aus Berlin angehören. Ziel des auf Initiative des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg entstandenen Zusammenschlusses ist es, gemeinsam ein klares Zeichen gegen Homosexuellenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt zu setzen.
Wie in den Vorjahren beteiligt sich die Polizei auch an der jährlichen Verleihung des Respektpreises, mit dem das herausragende Engagement von Personen oder Einrichtungen für LGBTI-Akzeptanz gewürdigt wird. Die Verleihung findet am Donnerstag statt – dieses Mal coronabedingt virtuell. Nominiert sind der Förderverein Gutshaus Mahlsdorf mit dem Gründerzeitmuseum, Keshet Deutschland, das SchwuZ und der Sportverein Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 (queer.de berichtete).
"Liebe ist frei"
In diesem Jahr wurde außerdem die berlinweite Bündniskampagne gegen Hasskriminalität und häusliche Gewalt mit den Hashtags "Reden ist Gold" und "Liebe ist frei" auch über die Social-Media-Kanäle der Polizei Berlin beworben. Neben der allgemeinen Sensibilisierung für homo- und transphobe Straftaten sollten im Speziellen die Internetwache, aber auch das weniger bekannte Deliktsfeld der Zwangsverheiratung, bekannter gemacht werden, so die Polizei.
Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik verspracht der Community, weiter gegen homo- und transphobe Gewalt vorzugehen: "Der Hashtag der diesjährigen Bündniskampagne 'Reden ist Gold' gilt für uns als Polizei Berlin in besonderer Hinsicht: Wir schauen genau hin und wir ermitteln mit allen verfügbaren Ressourcen, wenn wir menschenverachtende Straftaten auftun oder sie uns gemeldet werden". Durch spezialisierte Opferhilfe, Sozialarbeit sowie behördenübergreifende Projekte und Kampagnen wolle man Opfer stärken, Tatverdächtige ermitteln und "vor allem Sichtbarkeit schaffen".
Der scheidende LSVD-Landeschef Jörg Steinert ergänzte, dass Homophobie und Transphobie nicht nur ein Problem für Betroffene, sondern "schwerwiegende gesellschaftliche Probleme" seien. Daher wolle der LSVD "die gute Zusammenarbeit mit der Berliner Polizei weiter ausbauen". Der im Oktober dieses Jahres ins Leben gerufene Runde Tisch zu Hasskriminalität und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit biete hierfür eine wichtige Grundlage. (pm/cw)
Aufgrund Corona werden wohl sämtliche Straftaten im öffentlichen Raum rückgängig sein!