Alexa ist mit Amazon-Produkten wie dem Echo Dot in immer mehr Haushalten allgegenwärtig (Bild: ajay_suresh / flickr)
Alexa, die virtuelle Assistentin des US-Anbieters Amazon, mag laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung vom Freitag verheiratete Homosexuelle nicht besonders. Auf die deutschsprachige Frage, wie sie zur Ehe für alle stehe, antwortete die Alexa-Software: "Folgendes habe ich im Web gefunden und übersetzt. Laut termpaperwarehouse.com: Gleichgeschlechtliche Ehen können Kindern schaden und die falsche ethische Botschaft aussenden und die Institution der Ehe schwächen." Bei der zitierten Quelle handelt es sich um eine Seite, die Hausarbeiten und Essays von Studierenden anbietet.
Amazon erklärte auf Anfrage des Boulevardblatts, dass derartige Antworten nicht hinnehmbar seien: "Alexa beantwortet Fragen mithilfe verschiedener Quellen – Amazon untersucht die Ursache und hat die betreffenden Antworten blockiert."
Und tatsächlich: Wenn queer.de jetzt Alexa nach ihrer Meinung zu heiratenden Homosexuellen fragt, antwortet die Assistentin schlicht: "Ich freue mich für alle, die aus Liebe heiraten."
Bereits in den letzten Jahren war Alexa mit rassistischen, antisemitischen und homophoben Antworten aufgefallen. Auch andere Sprachassistenten wie Siri oder der "Google Assistant" zeigten, dass künstliche Intelligenz nicht automatisch Vorurteilsfreiheit bedeutet. Denn diese existieren nicht in einem Vakuum, sondern spiegeln lediglich die reale Welt wider. Alexa wurde beispielsweise 2018 dafür kritisiert, dass sie den schwulen Sänger George Michael als "ungeeignet für Kinder" bezeichnet hatte. Immer wieder berichten Nutzer*innen von uncharakteristisch homophoben Ausbrüchen der Sprachassistentin, die dann meist rasch von Amazon korrigiert werden.
Vor wenigen Tagen hatten sich mehrere britische Abgeordnete bei Amazon wegen judenfeindlichen Äußerungen von Alexa beschwert. Demnach verbreite Alex "Mitteilungen von antisemitischen Webseiten und Verschwörungstheorien". Sie bediene sich "aus dem Zusammenhang gerissener Zitate und in die Irre führender Quellen". Unter anderem habe Alexa behauptet, Jüdinnen und Juden kontrollierten das Weltfinanzsystem und die Medien.
In der Vergangenheit war auch Sexismus bei Sprachassistenten kritisiert worden. Außerdem wurde bemängelt, dass Allerwelts-Assistenten meist weibliche Stimmen hätten – und daher das Klischee der Frau als Sekretärin oder Dienerin zementierten. Demgegenüber hätten komplexere Systeme für künstliche Intelligenz, etwa Watson von IBM, männliche Stimmen. Dänische LGBTI-Aktivist*innen entwickelten deshalb im vergangenen Jahr einen Sprachassistenten mit einer geschlechtsneutralen Stimme (queer.de berichtete). (cw)