Zum inzwischen 33. Mal wird weltweit der Welt-Aids-Tag begangen. Dieses Jahr steht der 1988 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Aktionstag unter dem Motto "Globale Solidarität, geteilte Verantwortung". Insbesondere die Aufklärung der Bevölkerung und die Forderung nach gleicher Teilhabe am Leben für HIV-Positive stehen im Mittelpunkt.
Die Deutsche Aidshilfe erinnert am 1. Dezember hauptsächlich an seine beiden Kampagnen #wissenverdoppeln und #positivarbeiten. #wisssenverdoppeln will Menschen darüber aufklären, dass HIV unter Therapie nicht mehr übertragbar ist ("Schutz durch Therapie"). Inzwischen wissen dies laut einer Umfrage vom April 18 Prozent der Menschen in Deutschland – das sind bereits doppelt so viele wie im Herbst 2017 (queer.de berichtete). Nun müsse die Zahl der "Eingeweihten" nochmals verdoppelt werden.
#positivarbeiten ist eine vergangenes Jahr ins Leben gerufene Initiative, um für einen selbstverständlichen Umgang mit HIV-positiven Kolleginnen und Kollegen zu werben (queer.de berichtete). Diese von der DAH mit den Konzernen SAP und IBM ins Leben gerufene Kampagne haben bereits mehr als 100 Unternehmen unterzeichnet. Die Kernaussage lautet: "Menschen mit HIV können heute dank hoch effektiver Medikamente leben und arbeiten wie alle anderen Menschen. Ihnen steht jeder Beruf offen."
Hoffnung auf PrEP und "Schutz durch Therapie"
LGBTI-Aktivst*innen fordern am Welt-Aids-Tag, in Präventionsbotschaften speziell auf besonders betroffene Gruppen einzugehen, also auch auf schwule und bisexuelle Männer. "Die Prävention muss die ganze Vielfalt der Beziehungs- und Lebensformen und sexuellen Begegnungen im Auge haben. Sie muss passgenaue und realistische Wege für verantwortliches Verhalten aufzeigen", erklärte etwa Axel Hochrein vom Bundesverband des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland.
Der LSVD wolle daher auf eine einfache Wahrheit hinweisen: "Als Safer Sex gelten neben der Verwendung von Kondomen auch die HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) sowie Schutz durch Therapie." HIV-Prävention heiße auch, "Menschen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, ihre sozialen Aktivitäten zu fördern, ihre rechtliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung durchzusetzen", so Hochrein. Denn je selbstbewusster Menschen zu ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität stehen könnten, "desto reflektierter setzen sie sich mit den Präventionsanforderungen auseinander". Auch andere gesellschaftliche Akteure – etwa der Hamburger Fußballverein FC St. Pauli – tragen zur Aufklärung bei.
Aus der Politik kommen ebenfalls eindeutige Botschaften. Bettina M. Wiesmann, Berichterstatterin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für LSBTIQ-Themen, stellte klar: "Trotz der momentan alles überlagernden Corona-Pandemie dürfen wir nicht vergessen, dass HIV und Aids eine große gesundheitliche Gefahr darstellen". Auch die SPD-Fraktion erklärte, man dürfe "auch in Zeiten von Corona den Kampf gegen AIDS nicht vergessen". "Das HI-Virus ist immer noch eine weltweite Bedrohung", warnten die Sozialdemokrat*innen.
Die FDP-Fraktion erinnerte in sozialen Netzwerken wortgleich wie in den letzten Jahren, dass "Offenheit und Forschung" mehr helfen würden als "Ausgrenzung und Hörensagen". Doris Achelwilm von der Linksfraktion forderte, dass "Solidarität, Forschung, mediale Aufmerksamkeit und finanzielle Hilfen" nicht nachlassen dürften. Sven Lehmann von den Grünen stellte Solidarität in den Mittelpunkt seines Tweets zum Welt-Aids-Tag: Zwar sei HIV medizinisch gut beherrschbar, aber Diskriminierung mache krank. "Deswegen ist heute ein Tag der Solidarität! – mit denen, die positiv sind. Und mit denen, die den Kampf gegen Aids leider verloren haben", so Lehmann. (dk)
Twitter / KaiGehring | Der Bundestagsabgeordnete Kai Gehring (Grüne) forderte mit einem Bild vom New Yorker Stonewall Inn ein Ende der Stigmatisierung HIV-Positiver
Im Titel dieses Artikels heißt es, "dass der Kampf gegen die Immunschwächekrankheit vor allem ein Kampf gegen Diskriminierung und Unwissen ist."
Das scheint fast der Hälfte aller hier abstimmenden Leser_innen völlig egal zu sein. Als ob es heute keine Diskriminierung, keine Unwissenheit mehr gäbe.
Dass es schon lange keine Solidarität mehr gibt und wir immer mehr in einer Gesellschaft der Egozentriker_innen leben, war eh' klar. Besser macht es das Ganze definitiv nicht.