Das Papageienschutz-Centrum Bremen e.V. hat kürzlich auf sozialen Netzwerken Alarm geschlagen: Das Bremer Amtsgericht habe "ohne Beachtung des Tierwohls" angeordnet, dass das langjährige Graupapageien-Paar Nelly und Nica getrennt werden müsse.
Vor inzwischen über einem Monat sei Nica aus dem Fluggehege des gemeinnützigen Vereins entfernt worden – und der allein gelassenen 17-jährigen Nelly gehe es "sehr schlecht". Der Papagei weise Verhaltensstörungen auf. "Und als wolle er 'Nica' hinterher fliegen, versucht er immer wieder durch das Tor, durch das [die Partnerin] herausgetragen wurde, die Flughalle zu verlassen", erklärte das Zentrum auf Facebook.
Die tragische Geschichte begann vor vielen Jahren: 2007 gab Nica-Eigentümer Herr G. mit Hilfe des Zentrums das Papageiweibchen an Frau P., da er mit der Haltung des Tieres überfordert gewesen sei. Die Frau wollte erreichen, dass sich die Papagei-Dame mit ihrem Männchen paart – die beiden lebten aber "lediglich nebeneinanderher". Schließlich gab sie 2014 die Papageienhaltung auf und übergab das Tier an das Zentrum. Dort wurden Nica und Nelly schon nach kurzer Zeit ein Paar. "Alle Aktivitäten unternahmen sie gemeinsam; sie waren unzertrennlich", so das Zentrum.
Zwei Klagen auf Herausgabe des lesbischen Vogels
Frau P. vermisste dann aber Nica und wollte sie zurückhaben. Dies wurde aber verweigert, weil die Herausnahme aus dem Schwarm und die Trennung von ihrer Papageien-Freundin beim Tier weitreichende psychische Probleme verursacht hätte. Frau P. verklagte daraufhin das Zentrum auf Herausgabe – die Klage wurde abgewiesen, weil sie nicht die Eigentümerin sei. Danach verklagte Herr G. den Verein – und dieses Mal gab das Gericht dem Eigentümer recht, "ohne Beachtung des Tierwohls", wie die Vogelexpert*innen anmerkten. Mitte Oktober musste das Vogel-Refugium dann den Papagei abgeben und damit von seiner Freundin trennen.
"Wir haben alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, die Trennung des Graupapageien-Paares zu verhindern – ohne Erfolg. Wir haben Herrn G. in persönlichen Briefen gebeten, den beiden Graupapageien das Leid der Trennung nicht anzutun – ohne Erfolg", so das Zentrum. Nun hoffe man auf Einsicht – man habe G. "angeboten und zugesichert, dass wir 'Nica' jederzeit wieder in das Fluggehege aufnehmen, wenn er wieder mit der Papageienhaltung überfordert sein sollte".
Immer wieder gibt es Berichte über gleichgeschlechtliche Liebe unter Tieren – insbesondere Vögel, die gemeinsam Eier ausbrüten, sorgen für Schlagzeilen. Vergangenes Jahr fieberte die Öffentlichkeit etwa mit dem Papageienpaar Skipper und Ping mit, das abwechselnd ein Ei ausbrütete (queer.de berichtete). Allerdings verlor das Paar sein Ei (queer.de berichtete). (cw)