Ungarns autoritär regierender Ministerpräsident Viktor Orbán hat den EU-Abgeordneten seiner Fidesz-Partei József Szájer nach dessen Teilnahme an einer schwulen Sex-Party scharf kritisiert. Szájers Handeln sei "inakzeptabel und nicht zu rechtfertigen", hieß es in einer Erklärung des 57-jährigen Regierungschefs am Mittwoch. Es entspreche nicht "den Werten unserer politischen Familie". Dennoch, so ergänzte Orbán, werde man nicht die "30 Jahre Arbeit" von Szájer vergessen, die er im Dienst der Partei getan habe.
Szájer hatte bereits am Sonntag, bevor sein Besuch publik wurde, seinen Rückzug aus dem Europaparlament verkündet und mit Erschöpfung begründet (queer.de berichtete). Am Dienstag räumte er nach Medienberichten über die Orgie ein, an einer illegalen Party in Brüssel teilgenommen zu haben (queer.de berichtete). Der 59-Jährige entschuldigte sich für den Verstoß gegen die Corona-Beschränkungen. Am Mittwoch erklärte er auch, dass er aus der Fidesz-Partei, die er einst mitgegründet hatte, austreten werde.
József Szájer (re.) neben dem CSU-Politiker Manfred Weber, Fraktionschef der sogenannten Europäischen Volkspartei, der auch Orbáns rechtspopulistische Fidesz-Partei angehört
Die Polizei hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Freitagabend eine Veranstaltung in einer Wohnung aufgelöst und die Teilnehmer wegen der Nichteinhaltung der Gesundheitsmaßnahmen verwarnt. Laut der Staatsanwaltschaft versuchte Szájer noch, über eine Regenrinne zu flüchten. Zudem sei Ecstasy in seinem Rucksack gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt daher gegen ihn wegen eines Drogendelikts; Szájer behauptet jedoch, er wisse nicht, wie die Pille in seinen Rucksack gekommen sei.
Organisator der Sexparty kannte Szájer nicht
Medienberichten zufolge handelte es sich um eine Sex-Party mit 25 Männern. "Plötzlich war mein ganzes Wohnzimmer voller Bullen", berichtete der 29-jährige Organisator der Party, David Manzheley, der Zeitung "Het Laatste Nieuws". "Sie fingen sofort an zu schreien: 'Personalausweis! Jetzt!' Aber wir hatten nicht einmal Hosen an, wie in Gottes Namen hätten wir so schnell unseren Ausweis herbeizaubern sollen?" Gegenüber dem britischen Independent erklärte der Doktorand, er habe Szájer nicht gekannt und nur kurz gegrüßt: "Ich wusste nicht, dass er ein Europaabgeordneter war. Bei meinen Partys lade ich Freunde ein – und die können Freunde mitbringen." Eigentlich habe er nur zehn Freunde eingeladen, die alle bereits an Covid erkrankt waren.
Für Szájer sind die Enthüllungen besonders peinlich, da er eine Schlüsselrolle bei der durch die Fidesz-Partei initiierten Verfassungsänderung spielte. Sie enthält unter anderem ein Heiratsverbot für Schwule und Lesben. Zudem gilt Szájer als Vertrauter und europapolitischer Arm von Regierungschef Orbán, dessen Regierung immer wieder wegen der Untergrabung der Rechte sexueller Minderheiten in der Kritik steht. In seinen Reden machte auch er aus seiner politischen Abneigung gegenüber Homosexuellen kein Geheimnis.
Ungarische Opposition wirft Fidesz Scheinheiligkeit vor
Die ungarische Opposition warf der Regierungspartei nun Scheinheiligkeit vor. "Während Fidesz-Politiker uns über Christentum, Familie, traditionelle Geschlechterrollen und Moral belehren, leben sie in Wirklichkeit ein völlig anderes Leben, so weit wie möglich von den Werten entfernt, die sie vertreten", sagte der Vorsitzende der sozialdemokratischen Oppositionspartei Demokratikus Koalíció, Ferenc Gyurcsány. Die nationalistische und LGBTI-feindliche Oppositionspartei Jobbik erklärte in einer Pressemitteilung mit Blick auf seine Ehe mit einer bekannten Juristin: "József Szájers Leben ist nichts als ein großes Theaterstück." (AFP/dk)
Da entstand zumindest bei mir der Eindruck, dass die schwule Gangbang-Party der Skandal ist. Der Skandal ist aber nicht das Ausleben seiner eigenen Sexualität abseits heteronormativer Sexualpraktiken, sondern die Missachtung der Corona-Verordnungen, der drogengefüllte Rucksack, sowie die amoralische Geisteshaltung und die Hinterfotzig- und Scheinheiligkeit dieses Politikers, die dadurch erst zu Tage trat!