Hauptmenü Accesskey 1 Hauptinhalt 2 Footer 3 Suche 4 Impressum 8 Kontakt 9 Startseite 0
Neu Presse TV-Tipps Termine
© Queer Communications GmbH
https://queer.de/?37670

Berlin

Keine Anklage trotz homofeindlicher Hetze im Regenbogenkiez

Homosexuelle "sollen ausgetilgt werden aus der Mitte ihres Volkes", heißt es auf Bibelversen im Berliner Imbiss "Ixthys". Dennoch hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingestellt.


Der koreanische Imbiss "Ixthys" in der Berliner Pallasstraße ist komplett mit Bibelzitaten tapeziert (Bild: Eyal / facebook)
  • 4. Dezember 2020, 05:36h 44 3 Min.

Die Berliner Staatsanwaltschaft ist vor einer homofeindlichen christlichen Fundamentalistin eingeknickt. Wie der "Tagesspiegel" berichtete, wurde das Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen die Besitzerin des koreanischen Imbiss-Restaurants "Ixthys" eingestellt.

Das Lokal der gebürtigen Koreanerin Park Young-Ai, das mitten im Berliner Regenbogenkiez liegt, ist komplett mit Bibelzitaten tapeziert. Der Name "Ixthys" ist altgriechisch für "Fisch", ein Erkennungszeichen für Christ*innen.

Mit Bibelzitat gegen Lesben und Schwule: "Greuel ist dies"

Eingeleitet wurden die Ermittlungen im Sommer aufgrund eines Bibelzitats aus dem 3. Buch Mose, das auch als Levitikus bekannt ist. "Und einem Mann sollst Du nicht beiliegen, wie man einem Weib beiliegt; Greuel ist dies", ist im Schaufenster des Imbisses auch von der Straße aus zu lesen. Weiter heißt es: "Jeder, der einen von allen diesen Gereueln tut – die Personen, die sie tut, sollen ausgetilgt werden aus der Mitte ihres Volkes." Die drei Worte "Greuel ist dies" hob die Wirtin farblich hervor.


Hetze gegen homosexuelle Menschen im Schaufenster

Das homofeindliche Plakat hatte vor einem halben Jahr für einigen Medienwirbel gesorgt (queer.de berichtete). Unter der Überschrift "Die Schande von Schöneberg" berichtete u.a. das Boulevardblatt "B.Z." über die homofeindliche Agitation der 71-jährigen Wirtin. LGBTI-Aktivist*innen, etwa vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg, forderten die Betreiberin auf, das Bibelzitat zu entfernen.

Park Young-Ai blieb jedoch stur: "Ich bin sehr gläubig und möchte, dass alle Menschen zu Gott finden", erklärte die Koreanerin Anfang Juli in einem Statement. "Ich verurteile homosexuelle Menschen nicht, aber wenn sie Gottes Willen nicht befolgen, werden sie nicht das ewige Leben, sondern die ewige Hölle erfahren müssen." Sie habe auch kein Problem damit, Lesben und Schwule zu bedienen.

- w -

Staatsanwaltschaft machte 180-Grad-Wende

Zunächst nahm die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ernst und erhielt vom Amtsgericht Tiergarten sogar einen Durchsuchungsbeschluss für das Restaurant (queer.de berichtete). Die im Spätsommer erfolgte Durchsuchung wurde jedoch im vergangenen Monat vom Landgericht für rechtswidrig erklärt (queer.de berichtete).

Während des Verfahrens ruderte die Anklagebehörde aus unbekannten Gründen komplett zurück: "Nach erneuter Überprüfung der Sach- und Rechtslage bestehen Zweifel, ob das verfahrensgegenständliche Geschehen den Tatbestand einer Volksverhetzung" erfülle, zitierte katholisch.de aus einer Stellungnahme der Staatsanwaltschaft an das Landgericht. "Gewichtige Umstände" sprächen dafür, dass das Hass-Poster der Imbissbesitzerin ein "zulässiger Ausdruck der verfassungsrechtlichen Religions- und Meinungsfreiheit" sei.


Unsere Wochenumfrage vom 23. bis 30. November 2020 fiel eindeutig aus

"Diese Überzeugungen mögen – insbesondere in Bezug auf den Umgang mit Homosexualität – nicht mehr zeitgemäß erscheinen", so die Staatsanwaltschaft. Jedoch dürfte die Art und Weise der Äußerung nicht den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen, zumal sich die Wirtin auf den Wortlaut der biblischen Textpassage berufen könne.

Das Amtsgericht sah einen Anfangsverdacht auf Volksverhetzung

Das Amtsgericht Tiergarten hatte dagegen einen klaren Anfangsverdacht auf Volksverhetzung gesehen. "Der Beschuldigten kam es gerade darauf an, durch die Auswahl des Bibelzitats und die Hervorhebung der genannten Passage ihre homophobe und menschenfeindliche Haltung öffentlich zum Ausdruck zu bringen", heißt im Durchsuchungsbeschluss. Der Wirtin sei bewusst gewesen, dass ihr Restaurant "in unmittelbarer Nähe zum Winterfeldplatz und damit im Zentrum der LSBTI-Community Berlins" liege, wo viele schwule Männer lebten oder ausgingen, so hatte das Amtsgericht argumentiert. "Sie nahm wenigstens billigend in Kauf, dass das Bibelzitat geeignet ist, Hass und Gewalt gegen schwule Männer hervorzurufen oder zu verstärken." (cw)

-w-

#1 GargamelAnonym
  • 04.12.2020, 07:20h
  • was wäre, wenn man dieser Dame klar machen würde, dass sie mit ihrer Aktion genau das Gegenteil bewirkt von dem, was sie als ihre Verteidigung anführt: "Ich möchte, dass alle Menschen zu Gott finden." - Mit der Hervorhebung in den bestimmten Bibelzitaten vergrault sie doch gerade die Menschen, die ihrer Meinung nach zu Gott finden sollen, also lügt sie eigentlich schon mit dieser Aussage.
  • Direktlink »
#2 AtreusEhemaliges Profil
  • 04.12.2020, 07:58h
  • Das wundert mich ebenso wenig, wie die Berichtererstattung darüber. Der Tagesspiegel hat sogar die Telefonnummer in seinem Artikel integriert, sodass man bei der netten Frau nach dem Lesen gleich koreanisches Feuerfleisch bestellen kann, die es schließlich ja nur gut mit uns meint. Sie will eben nicht, dass wir in die Hölle kommen, auch hat sie keine Probleme uns Sodomiten persönlich zu bedienen. Das ist doch ausgesprochen nett. Freundlicherweise hat der Tagesspiegel direkt im Anschluss an das Bibelzitat, dass zu unserer Ermordung aufruft, einen Auszug ihrer Speisekarte veröffentlicht.

    Merkwürdigerweise fehlen all jene Bibelstellen, die sie selbst betreffen. Etwa über Meeresfrüchte, die sie verkauft, über Kleidung aus mehr als einem Stoff, die sie trägt, über die Unreinheit der Frau und vieles mehr. Ich schätze, sie hat einfach Prioritäten gesetzt, schließlich ist ihr Ladenlokal recht klein und die Wandfläche gering. Da war nach uns einfach kein Platz mehr frei. Wer würde der Frau vorwerfen wollen, sich ausschließlich Homosexueller Sünde zu widmen? Sie lacht doch immer so herzlich, ihr Essen schmeckt doch immer so gut und schließlich können 4,5 Sterne auf Tripavisor ja schlecht lügen oder?

    Zur Staatsanwaltschaft Berlins möchte ich nur noch mal in Erinnerung rufen, dass dieselbe einen multipel verurteilten Schwerverbrecher eines arabischen Clans die Haft erlässt, weil der sich um die Pflege seines Vaters kümmern muss. Weil, wie der Name "Großfamilie" schon beschreibt, vollkommen klar ist, dass er der Einzige ist, der in Frage dafür kommt. Man muss in Berlin einfach seine rechtsstaatlichen Erwartungen nach unten korrigieren, am besten erst gar keine formulieren. Das beugt Enttäuschungen vor.
  • Direktlink »
#3 Lucky_chaserAnonym
  • 04.12.2020, 08:34h
  • Wie ist eigentlich das Essen da? Darüber wird nie eingegangen, in der Berichterstattung?

    Lohnt sich eine Kuss Provokation nach der Essensausgabe?
  • Direktlink »

Kommentieren nicht mehr möglich
nach oben
Debatte bei Facebook

Newsletter
  • Unsere Newsletter halten Dich täglich oder wöchentlich über die Nachrichten aus der queeren Welt auf dem Laufenden.
    Email: