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Litauen
Was macht der oberkörperfreie junge Mann hinter dem homophoben Politiker?
Petras Gražulis ist seit Jahren für seinen Hass gegen sexuelle Minderheiten bekannt. Warum taucht dann plötzlich mitten in der Zoom-Konferenz eines Parlamentsausschusses ein gut gebauter Adonis hinter ihm auf?

Kleines Bild: Hier taucht der ominöse Mann im Hintergrund auf. Homo-Hasser Petras Gražulis ist sich jetzt nicht ganz sicher, wer das ist
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4. Dezember 2020, 10:42h 2 Min.
Eigentlich sollte das Sexleben von Politiker*innen ja egal sein. Allerdings gibt es einige Ausnahmen – eine davon lautet: Wenn ein männlicher Abgeordneter öffentlich über Homosexuelle herzieht, aber heimlich selbst mit Männern herummacht, sollte die Heuchelei öffentlich gemacht werden – wie es vor wenigen Tagen im Fall des ungarischen Homo-Hassers József Szájer passiert ist, der auf einer während der Corona-Pandemie untersagten schwulen Sex-Party mit einer Ecstasy-Pille aufgegriffen wurde (queer.de berichtete).
In Litauen deutet sich nun ein weiterer derartiger Fall an: Hinter dem langjährigen Parlamentsabgeordneten Petras Gražulis, der mehrfach "Homo-Propaganda" verbieten wollte, tauchte bei einer öffentlichen Online-Sitzung des parlamentarischen Kulturausschusses am Dienstag ein junger, halbnackter Mann auf. Bei der Zoom-Konferenz, die live auf der Parlamentsseite übertragen wurde, hatte Gražulis zunächst mit technischen Problemen zu kämpfen, so dass seine Kamera nichts anzeigte. Als sie dann angeschaltet wurde, war ein Teil seines Gesichtes zu sehen – und währenddessen kam von hinten ein oberkörperfreier junger Mann ins Bild. Er war nur einen kurzen Augenblick zu sehen, dann schaltete Gražulis die Kamera wieder aus. Als er sie kurze Zeit später wieder anschaltete, war der ominöse Mann verschwunden.
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Gražulis in Erklärungsnöten
Auf Anfragen, um wen es sich denn bei dem Mann handle, reagierte Gražulis laut 15min.lt zunächst empört und behauptete, der Mann sei sein Sohn. Später änderte der geschiedene Politiker seine Geschichte. Er behauptete jetzt, der Mann hinter ihm sei der Investigativjournalist Andrius Tapinas, der ihn seit Monaten "schikaniert" und das Video zuerst verbreitet habe. Tapinas tauche derzeit überall auf, wo er sei – und er habe ihn bei dem Gespräch schlicht nicht bemerkt. Zwar sieht der Journalist völlig anders aus, Gražulis erklärte aber, dass "fortschrittliche Technologie" das Aussehen verändern könne. In sozialen Medien führte dieser Erklärungsversuch zu Erheiterung.
Gražulis ist seit 2004 Mitglied des Seimas, des litauischen Parlamentes. Der 62-Jährige hat sich vor allem als Gegner von LGBTI-Rechten profiliert und verglich Homosexualität wiederholt mit sexuellem Missbrauch von Kindern. Mehrfach brachte er Gesetzentwürfe ins Parlament ein, mit denen er "Homo-Propaganda" verbieten wollte (queer.de berichtete). 2013 wurde er beim CSD in der Hauptstadt Vilnius kurzzeitig festgenommen, weil er Teilnehmende beschimpft hatte. Er ließ sich damals theatralisch von der Polizei wegtragen (queer.de berichtete).

So flog Petras Gražulis 2013 vom CSD in der litauischen Hauptstadt (Bild: Pavasario Aitvaras / wikipedia)















