Die autoritäre türkische Regierung hält Regenbogenfahne für eine Gefahr für Kinder (Bild: Nan Palmero / flickr)
Die türkische Staatsmacht will offenbar ein "Homo-Propaganda"-Verbot light einführen: Mehrere Organisationen in der Türkei haben mit Empörung auf eine Anordnung aus dem Handelsministerium reagiert, Produkte mit Regenbogenfahnen und anderen Symbolen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als ungeeignet für Menschen unter 18 Jahren zu kennzeichnen. "Wir verurteilen die rechtswidrige Entscheidung", schrieb etwa eine queere Hochschulgruppe via Twitter am Donnerstag. "Entscheidet ihr jetzt darüber, welche Farben für welches Alter geeignet sind?", tweetete die Vorsitzende der Plattform "Wir werden Frauenmorde stoppen", Fidan Ataselim.
In einer Sitzung hatte der Werberat des türkischen Handelsministeriums Geldstrafen gegen Online-Händler angeordnet, die zum Beispiel Badetücher mit der Aufschrift "Peace Love Pride LGBTI" und einem Regenbogen im Sortiment führten. In der Anzeige fehle ein Hinweis auf die Altersbeschränkung. Minderjährige würden durch solche Produkte in ihrer geistigen, moralischen und sozialen Entwicklung negativ beeinflusst, hieß es in der Begründung.
Der LGBTI-Verband "Kaos GL" teilte mit, man habe das Ministerium aufgefordert, die Hintergründe der Entscheidung aufzuklären.
Türkische Regierung kultiviert Hass gegen LGBTI
Die autoritäre Regierung der Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuletzt die Daumenschrauben gegen sexuelle und geschlechtliche Minderheiten angezogen. So stehen etwa bis heute Studierende der Universität in Ankara vor Gericht, weil sie an einem Campus-CSD teilgenommen hatten (queer.de berichtete). Ein für diesen Donnerstag geplanter Verhandlungstermin wurde auf den nächsten März vertagt. In den letzten Jahren waren wiederholt CSD-Verbote ausgesprochen und queere Kundgebungen mit Polizeigewalt aufgelöst worden.
Auch verbal rüstet die Regierung auf: Ali Erbas, der Chef der staatlichen Religionsbehörde, sorgte etwa im April mit einer Tirade gegen Homosexuelle für Empörung (queer.de berichtete). Er hat auch Einfluss auf Deutschland, weil er de facto den deutschen Moscheeverband DITIB kontrolliert (queer.de berichtete).
Im Sommer warf Präsident Erdogan der queeren Community vor, junge Menschen zu "vergiften" (queer.de berichtete). (dpa/dk)