Der offen schwule argentinische Volleyball-Nationalspieler Facundo Imhoff ist vor wenigen Tagen zum Erstligateam United Volleys Frankfurt gestoßen. Das gab der seit 2015 in der Bundesliga spielende hessische Verein am Donnerstag bekannt. Imhoff kam von einem finnischen Club, da in diesem Land fast alle Profis wegen der Corona-Krise kurzfristig freigestellt wurden.
Der 31-Jährige absolvierte am Donnerstagabend bereits sein erstes Spiel im Pokal-Halbfinale gegen den VfB Friedrichshafen, die erfolgreichste deutsche Volleyballmannschaft der letzten Jahre. Imhoff half dabei beim überraschenden 3:2-Sieg (25:23, 25:27, 25:21, 15:25, 16:14) tatkräftig mit.
Öffentliches Coming-out vor zwei Jahren
Imhoff hatte sich 2018 öffentlich als schwul geoutet. Damals erklärte der 2,02-Meter-Hüne in der argentinischen Presse, er wolle mit seinem Coming-out anderen homosexuellen Athleten helfen, diesen Schritt zu wagen. Er berichtete davon, dass er sich bereits zuvor bei Teamkollegen und Trainern geoutet hätte – die Angst vor negativen Reaktionen habe sich dabei nicht erfüllt.
"Meine Kollegen wussten das seit Jahren und ich hatte es lange nicht als nötig angesehen, dazu etwas zu sagen. Durch den Zuspruch, den ich erfahren habe, ist mir aber bewusst geworden, wie groß das Schweigen und die Vorbehalte im Sport, der nach wie vor durch den Machismo geprägt ist, immer noch sind", erklärte er in einem Interview. "Ich bin heute ein freierer Mensch und ein besserer Spieler und will dazu beitragen, dass sich die Dinge auch für andere ändern."
Imhoff erzählte auch davon, dass er vor seinem internen Coming-out viel mehr Verletzungen gehabt habe – dies erklärte er damit, dass sein Körper negativ auf das Versteckspiel reagiert habe. "Davor hatte ich viel gelitten", so der Spieler. "Ich musste meinen Partner verheimlichen. So habe ich Geschichten erfunden, wenn man uns beide gemeinsam auf der Straße gesehen hat. Ich behauptete auch, dass ich mit Frauen ausgehen würde." All dies habe "mentale Energie" geraubt.
Imhoff ist "außergewöhnlich starker Charakter und Teamplayer"
United-Volleys-Trainer Juan Manuel Serramalera erklärte nach der Verpflichtung Imhoffs, dass die Erfahrungen rund um sein Coming-out dazu beitragen würden, dass er ein "außergewöhnlich starker Charakter und Teamplayer" sei. Der Coach erhoffe sich vom Argentinier für seinen Mannschaft "noch einmal zusätzlichen Auftrieb." Nach dem überraschenden Sieg gegen Friedrichshafen hieß es auf der Vereins-Homepage zudem anerkennend: "Neuzugang Facundo Imhoff packte nach seiner Einwechslung sofort entschlossen zu und legte damit den Grundstein für den 21:21-Ausgleich [im ersten Satz]."
Bereits im Oktober hatte sich ein Spieler in der deutschen Bundesliga geoutet: Der Amerikaner Benjamin Patch von Berlin Recycling Volleys erklärte, dass er queer sei (queer.de berichtete). Er galt damit als erster offen queerer Spieler in einer deutschen Profiliga. (dk)
Wann verstehen endlich alle LGBTI-Sportler, dass die Probleme, die sie sehen, eigentlich nur ihre eigenen sind und dass die überwältigende Mehrheit der Fans kein Problem damit hat.
Mit Selbstverleugnung schadet man nicht nur sich selbst, sondern man reduziert auch seine sportliche Leistungsfähigkeit. Denn dieses ständige Aufpassen und die ständige Angst vor Enttarnung hinterlassen ihre Spuren.