Schwule und bisexuelle Männer werden künftig im britischen Landesteil England beim Blutspenden nicht mehr anders behandelt als andere Spenderinnen und Spender. Das teilte das britische Gesundheitsministerium am Montag mit, das beim Thema Blutspenden nicht für die teilautonomen Landesteile Schottland, Wales und Nordirland entscheiden kann.
Bislang dürfen Männer auf der Insel kein Blut spenden, wenn sie innerhalb der drei Monate davor Sex mit einem anderen Mann hatten. Diese Regel soll künftig nicht mehr gelten. Stattdessen soll nur noch ausschlaggebend sein, ob eine Person innerhalb von drei Monaten wechselnde Sexualpartner oder eine feste Beziehung habe, hieß es in der Mitteilung – "unabhängig vom Geschlecht, dem Geschlecht des Sexualpartners oder der Sexualpartnerin oder der Art von Sex, die beide praktizieren".
Bei der Auswahl von Blutspender*innen soll zudem stärker als bisher ein Fokus auf riskante Sexualpraktiken wie etwa dem sogenannten Chemsex gelegt werden, eine Form von Geschlechtsverkehr unter dem Einfluss von Drogen. Außerdem werden Personen ausgeschlossen, die in den letzten zwölf Monaten wegen Syphilis in Behandlung waren. Die neue Regelung soll von Sommer 2021 an gelten. Der konservative Gesundheitsminister Matt Hancock bezeichnete die Entscheidung als positiven Schritt, der "einzelne nach ihren Handlungen bewertet und nicht nach ihrer sexuellen Orientierung".
Debatte um diskriminierende Regelung in Deutschland
In Deutschland dürfen schwule und bisexuelle Männer nur Blut spenden, wenn sie innerhalb eines Jahres keinen Sex mit einem anderen Mann hatten. Die deutsche Aidshilfe kritisiert diese Regelung als diskriminierend, weil sie damit praktisch die meisten homo- und bisexuellen Männer von Blutspende ausschließe (queer.de berichtete). Andere Länder wie Spanien und Italien behandeln dagegen schwule Männer schon seit Jahren beim Blutspenden gleich wie Heterosexuelle und betrachten lediglich das sexuelle Risikoverhalten, nicht die sexuelle Orientierung.
Derzeit gibt es in Deutschland eine Debatte, ob die restriktive Regelung gegen schwule und bisexuelle Männer noch zeitgemäß ist. Insbesondere FDP, Linke und Grüne fordern eine weniger diskriminierende Regelung. Der Grünenpolitiker Sven Lehmann kritisierte etwa kürzlich, dass der auf sexueller Orientierung basierende Ausschluss Menschenleben kosten könne, da möglicherweise nicht genügend Spenden zur Verfügung stehen (queer.de berichtete).
Mehrere deutsche Landesparlamente haben zuletzt aufgerufen, die Diskriminierung beim Blutspenden zu beenden, in den letzten Monaten etwa Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Einzig Bayern votierte mit den Stimmen von CSU, Freien Wählern und AfD gegen eine derartige Reform (queer.de berichtete). (dpa/dk)
Hierzulande werden weiterhin wissenschaftliche Fakten ignoriert.