Der amerikanische Ski-Alpin-Fahrer Hig Roberts hat sich am Wochenende in Interviews mit der "New York Times" und dem LGBTI-Magazin "Out" als schwul geoutet. Der 29-Jährige berichtete davon, wie sehr ihn das Versteckspiel um seine sexuelle Orientierung in den letzten Jahren seelisch belastet und sogar in die Depression getrieben habe.
"Es gab Momente, in denen ich auf dem Podium stand und mich immer noch depressiv gefühlt habe. Ich war wie benommen von meinen Seelenqualen. Ich hatte schlaflose Nächste. Ich hatte Panikattacken. Ich habe gegen Depressionen gekämpft. Ich hatte meine Identität vor all meinen Teamkollegen und Trainern versteckt." Als Grund für das Versteckspiel nannte Roberts, dass er Angst vor dem Verlust von wichtigen Werbeaufträgen hatte, was potenziell seine Ski-Karriere gefährdet hätte. Nun glaube er aber, dass er sich mit dem Versteckspiel selbst ins Knie geschossen habe: "Dass ich nicht der sein konnte, der ich bin – dass ich als Profisportler also nicht offen schwul sein konnte – war meiner Leistung nicht zuträglich."
Roberts hatte in seiner Karriere zwei nationale US-Meisterschaften im Riesenslalom gewonnen und fuhr 2015 und 2019 Weltcuprennen. Diese Saison nimmt er nicht mehr am Weltcup teil.
Vorbild für andere schwule Skifahrer
Roberts erklärte auch, er wolle mit seinem Coming-out anderen alpinen Skifahrern helfen, diesen Schritt zu gehen. Dies sei aber in einem "sehr maskulinen, aggressiven und auf körperlicher Stärke basierenden Sport" wie Ski-Alpin nicht einfach. Tatsächlich ist er der erste Profi, der sich als schwul outet. Bei den Frauen hatte sich 2012 die Spitzenfahrerin Anja Pärson aus Schweden nach dem Ende ihrer Karriere als lesbisch geoutet (queer.de berichtete).
Außerdem wagte 2015 der amerikanische Freestyle-Skifahrer Gus Kenworthy ein Coming-out (queer.de berichtete). Damals brachte ihm dies internationale Berühmtheit ein. Bei den Olympischen Spielen 2018 in Südkorea wurde er zu einem der erfolgreichsten Werbeträger im US-Team. Zuletzt versuchte er, auch in Hollywood Fuß zu fassen: Der jetzt 29-Jährige spielte in der blutigen Serie "American Horror Story: 1984" einen heterosexuellen Doping-Sünder (queer.de berichtete). (dk)