Latzel in einer früheren Messe
Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hat einen wegen Volksverhetzung in erster Instanz verurteilten Pastor vorläufig des Dienstes enthoben. Olaf Latzel habe am Mittwoch eine einvernehmliche Einigung über das Ruhen seines Dienstes nach Rücksprache mit seinem Verteidiger abgelehnt, sagte Kirchen-Sprecherin Sabine Hatscher. Daraufhin sei ihm der Bescheid über seine vorläufige Dienst-Enthebung ausgehändigt worden.
Die Kirche hatte bereits in der letzten Woche einen entsprechenden Schritt angekündigt, sollte der 53-jährige Pfarrer nicht zu einer Einigung über das Ruhen seines Dienstes bereit sein (queer.de berichtete). Ein Disziplinarverfahren der Kirche gegen ihn bleibt während des laufenden gerichtlichen Verfahrens ausgesetzt.
Das Amtsgericht Bremen hatte Latzel, der in Bremen der St.-Martini-Gemeinde vorsteht, am 25. November aufgrund abwertender Äußerungen über sexuelle und geschlechtliche Minderheiten zu einer Geldstrafe in Höhe von 8.100 Euro verurteilt – der Geistliche hatte Homosexualität unter anderem als "todeswürdig" bezeichnet (queer.de berichtete). Latzel legte gegen das Urteil Berufung ein (queer.de berichtete).
Anlass für die Ermittlungen und den Prozess gegen den Pfarrer waren Verlautbarungen Latzels in einem später auf Youtube veröffentlichten "Ehe-Seminar", in dem er Homosexualität als "Degenerationsform von Gesellschaft" bezeichnete, die LGBTI-Community als "Gender-Dreck" herabwürdigte und CSD-Besucher*innen vorwarf, "Verbrecher" zu sein (queer.de berichtete). Latzel hatte vor Gericht einige Äußerungen bedauert, andere als Missverständnisse und als Reaktion auf Angriffe dargestellt. Letztlich habe er lediglich die Position der Bibel darlegen wollen.
Die St.-Martini-Gemeinde, eine von 61 Kirchengemeinden der BEK, hatte sich in den letzten Monaten hinter Latzel gestellt, teils unterstützt von evangelikalen Medien und Netzwerken. Medien, darunter queer.de, erhielten vergleichsweise viele Kommentare von Anhängern des Priesters, in denen etwa beklagt wurde, dass dieser nur die biblische Wahrheit verkünde. "Besonders liegt ihm die klare bibeltreue Wortverkündigung und der missionarische Gemeindeaufbau am Herzen", heißt es auf der Webseite der Gemeinde über Latzel.
"Es ist nach unserer Überzeugung nicht möglich, dass ein Pastor, der von einem Gericht der Bundesrepublik Deutschland wegen Volksverhetzung verurteilt worden ist, während der Dauer des Disziplinarverfahrens weiter seinen Dienst tut", hatte hingen BEK-Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus den Schritt in der letzten Woche verteidigt. Eine glaubwürdige Verkündigung des Evangeliums sei während einer derartigen rechtlichen Auseinandersetzung, die möglicherweise über Jahre und unter erheblicher öffentlicher Beteiligung stattfinde, nicht denkbar. "Der Kirchenausschuss bittet die Menschen, denen durch die Äußerungen von Pastor Latzel Leid und Unrecht zugefügt wurde, um Verzeihung." (cw)
Jemand, der Menschen (egal aus welchem Grund) als todeswürdig bezeichnet, ist ja wohl nicht als Pfarrer, Priester oder was auch immer geeignet...