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"Sportschau Thema"
Hitzlsperger froh über Coming-out: Leben hat sich "verbessert"
Bei "Sportschau Thema" erzählt VfB-Vorstandschef Thomas Hitzlsperger, warum sich kein schwuler Fußballprofi outet.

Thomas Hitzlsperger in der Gesprächsrunde von "Sportschau Thema" (Bild: Screenshot Das Erste)
- 17. Dezember 2020, 09:04h 2 Min.
Der frühere deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat jungen Profifußballern im Umgang mit einem möglichen Coming-out Mut zugesprochen. "Es scheint eine große Angst zu geben, dass das Leben sich danach verschlechtert. Ich betone, dass mein Leben sich noch mal verbessert hat", sagte der 38-Jährige in der WDR-Sendung "Sportschau Thema", die in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im ersten Programm der ARD ausgestrahlt wurde. Der heutige Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart hatte sich 2014 nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn als schwul geoutet (queer.de berichtete). Anschließend habe er "so viele neue Menschen kennengelernt, die so wunderbar sind."
Warum sich bislang kaum aktive Spieler geoutet haben, sieht Hitzlsperger auch im System begründet. "Die Spieler sind umgeben von Beratern. Es herrscht immer die Sorge, ich krieg' keinen Club mehr. Es wird alles komprimiert auf die Profizeit, zehn, 15 Jahre, da verdiene ich mein Geld und dann leb' ich davon", sagte er. "Die Spieler haben nicht die Perspektive, dass ein Leben viel länger geht als diese Profikarriere."
"Es kann doch noch besser werden"
Die Perspektive der Spieler müsste sich laut Hitzlsperger aber ändern: "Man muss den Blick verändern und sagen: Eine Profikarriere ist sensationell, genieße es! Aber es kann danach noch besser werden. Diese Vorstellungskraft haben die wenigsten." Ein solches System helfe nicht, dass man sich öffne und andere Interessen zulasse.
Moderatorin Jessy Wellmer begrüßte im "Sportschau Thema"-Studio neben Hitzlsperger auch die bisexuelle Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme und den offen schwule Fußballfan und SPD-Vize Kevin Kühnert. Dazu gab es mehrere Einspielfilme und eine Interviewschalte mit DFB-Präsident Fritz Keller. Der Fußballfunktionär erklärte, dass sein Verband zu Vielfalt stehe und sich für einen "angstfreien Fußball" einsetze.

DFB-Chef Fritz Keller bei "Sportschau Thema" (Bild: Screenshot Das Erste)
"Sportschau Thema" ist ab sofort für ein Jahr in der ARD-Mediathek zum Streaming erhältlich. (dpa/cw)
/ sportschauBei San Diego Loyal setzt man klare Zeichen gegen Homophobie. Die Mannschaft verließ nach einer homophoben Beleidigung gegen den homosexuellen Spieler Collin Martin geschlossen das Spielfeld.
Sportschau (@sportschau) December 16, 2020
Das Sportschau Thema ab 00:00 Uhr in @DasErstehttps://t.co/uqT79Jp8Pk















Dass kurz zuvor Carolin Emcke und ein Journalist davon berichteten, dass Hitzelsperger zwei Jahre voller Zweifel, Rückzieher und Gespräche brauchte, um sich zu outen, aus Angst vor beruflicher Benachteiligung und Diskriminierung auf dem Feld und in der Kabine und gesellschaftlicher Ächtung, ja sogar vom eigenen Anwalt dazu genötigt wurde, sich nicht als sktiver Spieler zu outen, empfand tatsächlich niemand als Widerspruch. Das schmerzte in Augen und Ohren.
Um das Paradox zu vervollkommnen, wurde dann tatsächlich Collin Martin gezeigt und der Spielabbruch durch San Diego Loyal, nachdem seine Mitspieler sich die Beleidigung ihres schwulen Spielers nicht bieten lassen wollten. Auch hier ist der DFB tatsächlich schon weiter gewesen und wieder widerspricht kein Gast. Qatar als Widerpruch zur Schwurbelei von DFB und UEFA fand erst gar keine Erwähnung...