Der anglikanische Bischof Paul Bayes aus Liverpool unterstützt die Initiative (Bild: Global Interfaith Commission on LGBT+ Lives)
Mehr als 370 hochrangige Religionsanführer*innen, Theolog*innen und führende Laien-Vertreter*innen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften haben in einer am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Erklärung ein Verbot von sogenannten "Konversionstherapien" gefordert. Die Unterzeichnenden stammen hauptsächlich aus englischsprachigen Ländern – die meisten von ihnen gehören der christlichen Religion an, vornehmlich in anglikanischen oder evangelischen Ausprägungen. Zudem sind viele Vertreter*innen des Judentums, des Buddhismus und vereinzelt auch Sikh, Hindus und Muslime dabei.
Viele der Unterzeichnenden sind als LGBTI-Aktivist*innen bekannt, etwa der offen schwule Imam Ludovic-Mohamed Zahed, der bereits 2014 in Stockholm gleichgeschlechtliche Paare während des CSDs getraut hatte (queer.de berichtete). Außerdem sind neun Erzbischöf*innen und 51 Bischöf*innen in der Liste vertreten, allerdings kein einziger von der römisch-katholischen Kirche. Zu den prominentesten Unterstützer*innen zählen der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu und David Rosen, der ehemalige Oberrabiner von Irland (hier die komplette Liste). Die Unterzeichnenden stammen aus über 30 Ländern, allerdings gehört niemand aus Deutschland oder Österreich dazu.
Die Aktion wurde von der neu gegründeten Gruppe Global Interfaith Commission on LGBT+ Lives organisiert, die auch vom britischen Außenministerium unterstützt wird.
Nur wenigen Länder verbieten "Homo-Heilung"
In den meisten Ländern der Welt sind "Konversionstherapien" mit dem Ziel, Homo- oder Transsexualität zu "heilen", nicht verboten. In der Europäischen Union hat lediglich Malta diese Praxis 2016 untersagt (queer.de berichtete). Deutschland ist das einzige weitere EU-Land, in dem diese "Therapie" zumindest teilweise per Gesetz verboten wurde (queer.de berichtete).
Der Weltärztebund betont bereits seit Jahren, dass "Homo-Heilung" Menschen in die Depressionen, den Drogenkonsum oder sogar in den Selbstmord treiben kann und deshalb eine Menschenrechtsverletzung darstelle (queer.de berichtete). Trotzdem gibt es vor allem aus religiösen Kreisen Widerstand gegen derartige Verbote, selbst in aufgeklärten westlichen Ländern. So sprach sich die nationale katholische Bischofskonferenz in Kanada erst kürzlich gegen ein von der liberalen kanadischen Regierung geplantes Verbot aus. Die Bischöfe befürchteten, dass ein derartiges Verbot "die legitime Vielfalt bezüglich Ansichten zu Sexualität" beschädigen könne (queer.de berichtete). In Polen unterstützt die Kirche sogar offen "Homo-Heilungen" (queer.de berichtete). (dk)