Jens Spahn ist seit über zweieinhalb Jahren Bundesgesundheitsminister (Bild: BMG)
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in einem Interview mit dem Berliner Nachrichtenmagazin "Focus" über das schwierige Verhältnis zwischen seinem katholischen Glauben und seiner sexuellen Orientierung gesprochen. "Gerade der Versuch, die Sexualität einer strikten Moralvorstellung zu unterwerfen oder sie gar zu tabuisieren, passt nicht zu meinem religiösen Selbstverständnis", erklärte der 40-Jährige, der aus dem Münsterland stammt. "Mit diesen Regeln habe ich mich nie anfreunden können. Als schwuler Mann steht man mit der Kirche leider oft in einem Konflikt."
Dass er selbst nach der standesamtlichen Trauung mit seinem Partner Daniel Funke im Dezember 2017 keinen katholischen Pfarrer für einen Segen fand, habe ihn verletzt, so der CDU-Politiker: "Immerhin segnet die Kirche auch Motorräder und Hamster. Da sollte es eigentlich möglich sein, zwei Menschen zu segnen, die sich versprechen, lebenslang füreinander da zu sein."
Bereits im Oktober hatte Spahn im Podcast von Sandra Maischberger über seinen Glauben gesprochen. Damals sagte er: "Ich glaube immer, der liebe Gott hat mich ja so gemacht offensichtlich, er wird sich ja was dabei gedacht haben" (queer.de berichtete).
In dem Interview spricht Spahn auch ausführlich über das Thema Sterbehilfe. Zu dieser Frage muss sein Ministerium einen Gesetzentwurf erarbeiten, nachdem das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe im Februar für verfassungswidrig erklärt hatte. Das gesamte Interview wird in der am Freitagabend erscheinenden neuen "Focus"-Ausgabe veröffentlicht.
Jens Spahn ist derzeit Deutschlands ranghöchster offen schwuler Politiker. Bereits mit 22 Jahren zog er erstmals in den Bundestag ein. Von 2015 bis 2018 war er parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Seit dem März 2018 ist er Bundesminister für Gesundheit. In dieser Position mauserte er sich während der Corona-Krise zu einem der beliebtesten Politiker*innen des Landes. Im vergangene Woche veröffentlichten Dezember-Politbarometer des ZDF belegte er im Popularitätsranking den zweiten Platz – vor ihm rangierte lediglich die Kanzlerin. (dk)
(Bild: ZDF)