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Treptow-Köpenick

Berliner Arzt nach Rassismus- und Homophobie-Vorwurf gegen AfD-Stadtrat gefeuert

Der für Gesundheit zuständige Bezirksstadtrat Bernd Geschanowski wirft Denis Hedeler eine "öffentliche Rufmordkampagne" vor.


Die Berliner Verwaltung sucht händeringend Ärzte. Doch das vom einem AfD-Stadtrat verantwortete Amt ignoriert eine Bewerbung (Bild: jasleen_kaur / flickr)

  • 21. Dezember 2020, 09:13h 52 3 Min.

Der in Kuba geborene und mit einem Mann verheiratete Arzt Denis Hedeler ist nach von ihm erhobenen Diskriminierungsvorwürfen gegen das Bezirksamt Treptow-Köpenick gekündigt wurden. Das teilte der AfD-Bezirksstadtrat Bernd Geschanowski, der Leiter der Abteilung Gesundheit und Umwelt des Bezirks, am Sonntag in einer Pressemitteilung mit.

Hedeler hatte in den letzten zwei Jahren als Amtsarzt-Vize und Hygienereferent des Bezirks gearbeitet. Der 51-Jährige hatte sich im November mit dem Vorwurf an die Öffentlichkeit gewandt, im Bewerbungsverfahren um die Nachfolge des bereits vor Monaten pensionierten bisherigen Amtsarztes von Geschanowski aus Homophobie und Rassismus schikaniert worden zu sein: "Sie passen hier nicht", soll der AfD-Politiker ihm gesagt haben. "Wenn bei mir jemand nicht passt, muss er gehen" (queer.de berichtete). Wie für weitere Diskriminierungen, "abschätzige Worte und Gesten" oder Blicke, habe er allerdings keine Zeugen, so Hedeler gegenüber der taz.

In einer inzwischen von 38.000 Menschen unterschriebenen Online-Petition "'Zu schwul, zu schwarz': AfD verhindert Amtsarztsernennung" hatte der Arzt von der Stadt eine Untersuchung der Vorwürfe und eine "faire und unabhängige Bewertung der Bewerbung" gefordert. Die Stelle ist weiter unbesetzt und ausgeschrieben. In dem Verfahren hatte sich nur ein anderer Arzt beworben und war von einer Auswahlkommission, der Geschanowski und weitere Personen angehörten, bevorzugt worden; der Bewerber hatte sich dann aber für eine andere Stelle entschieden.

AfD: Arzt instrumentalisiert seine Herkunft

Geschanowski hatte die Diskriminierungs-Vorwürfe in der Bezirksverordnetenversammlung allgemein zurückgewiesen und ansonsten auf das laufende Verfahren verwiesen. Nun bezeichnete er die Kündigung Hedelers als "notwendigen Akt": "Die öffentlichen Behauptungen über seine Nichtberücksichtigung bei der Vergabe des Amtsarztpostens sind nachweislich unwahr und die öffentlichen Rassismus- und Diskriminierungsvorwürfe wurden nicht bestätigt, sondern stellten sich als konstruiert heraus", behauptet der AfD-Politiker.

Das Vertrauensverhältnis sei so nachhaltig zerstört. "Herr Hedeler hat seine Herkunft, seine Hautfarbe und seine sexuelle Identität instrumentalisiert und gezielt als Mittel eingesetzt, um damit einen persönlichen Vorteil zu erzielen", meint der Gesundheitsstadtrat weiter. "Durch diese öffentliche Rufmordkampagne ( div. Presseartikel, Onlinepetition etc. ) hat er nicht nur dem Ansehen meiner Person und meiner Funktion als Bezirksstadtrat, sondern der gesamten Verwaltung des Bezirksamtes Treptow-Köpenick und insbesonere dem Gesundheitsamt schweren Schaden zugefügt."

Bereits Ende November war Hedeler von seinen Aufgaben entbunden worden (queer.de berichtete). Die kommissarische Amtsleiterin hatte den Schritt damit begründet, dass das Amt eine "Fürsorgepflicht gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitsamt" habe und den ordnungsgemäßen Betrieb sichern müsse. Auch warf sie Hedeler vor, schon länger an keiner Dienstberatung mehr teilgenommen und fachliche Anfragen nicht mehr selbst beantwortet zu haben. Der Arzt hatte diesem Vorwurf widersprochen.

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Allgemein heißt es, Hedeler sei bei der Bewerbung wegen "geforderter formaler Voraussetzungen" nicht berücksichtigt worden. So wird eine abgeschlossene Ausbildung oder zumindest eine "fortgeschrittene Ausbildung" als Facharzt verlangt. Die Facharztausbildung für öffentliches Gesundheitswesen schließt Hedeler im nächsten Jahr ab. Andere Berliner Bezirke, so die taz, nähmen auch Ärzte in beginnender Ausbildung – es finden sich kaum Bewerber. Hedeler hatte in Kuba Medizin studiert und in Deutschland seinen Master im Fach Gesundheitswissenschaften gemacht. Er arbeitete mehrere Jahre im Gesundheitsamt Bremen und war 2014 für "Ärzte ohne Grenzen" an der Eindämmung der Ebola-Epidemie in Sierra Leone beteiligt. (nb)

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#1 audeasAnonym
  • 21.12.2020, 10:44h
  • Hier sehen wir schon eindrücklich, was uns Marginalisierten widerfahren wird, wenn Faschist*innen an die Macht kommen. Ein Unrechtsstaat.
    Ich hoffe, der Herr Doktor wird sich juristisch erfolgreich gegen diesen Rassismus und Homofeindlichkeit durchsetzen.
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#2 SchandeAfDAnonym
  • 21.12.2020, 10:56h
  • ""Wenn bei mir jemand nicht passt, muss er gehen""

    So läuft das in Deutschland, wenn die AfD Machtposten erringt.

    Ein Mann ohne jegliche Fachkompetenz (Lebenslauf des Herrn Geschanowski hier:)

    www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/be
    zirksamt/geschanowski/artikel.570290.php


    feuert einen hochkompetenten und erfahrenen Arzt, weil dieser of colour und schwul ist. Beides passt eben nicht im Entferntesten ins Weltbild jener Menschen, die sich meist schon allein auf Grund ihrer "biodeutschen" Herkunft für etwas sooo viel Besseres halten.

    Dass die Stelle vakant bleibt und es kaum Bewerber_innen gibt (kein Wunder, wer würde schon unter so einem Vorgesetzten arbeiten wollen?), spielt für den Machtbesessenen keinerlei Rolle. Einzig die Tatsache, dass der Arzt sich nicht hat sagen lassen, er möge doch seine ""Außendarstellung ändern"", dass er es also gewagt hat, gegen Rassismus und Homophobie seine Stimme zu erheben, hat nun genügt, um ihn in die berufliche Wüste zu schicken.

    So ist das, wenn Menschen, die sich charakterlich und politisch absolut nicht dafür eignen, Machtpositionen erringen. Sie leben diese Macht weidlich aus, um sich selbst über Andere stellen zu können und jenen so viel Schaden wie möglich zuzufügen, damit sie selbst besser dastehen.

    Was für eine jämmerliche Art und Weise, ein Amt auszuüben.

    In diesem Zusammenhang dürfen wir bitte auch nicht vergessen, dass hier auf Queer.de sage und schreibe 9,5% der Abstimmenden 2017 kundtaten, sie würden bei der Bundestagswahl AfD wählen:

    www.queer.de/abstimmen_ergebnis.php?wahl=759

    "Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber". Man kann es nicht oft genug erwähnen.

    Denis Hedeler wünsche ich nur das Beste für seine Zukunft. Gerade in heutigen Zeiten brauchen wir gute Ärzte mehr denn je. Nicht nur als Amtsärzt_innen.
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#3 mesonightAnonym
  • 21.12.2020, 11:53h
  • So ekelhaft, dass da alles umgedreht wird, hoffentlich kommt der Typ damit nicht durch.
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