Die Berliner Verwaltung sucht händeringend Ärzte. Doch das vom einem AfD-Stadtrat verantwortete Amt ignoriert eine Bewerbung (Bild: jasleen_kaur / flickr)
Der in Kuba geborene und mit einem Mann verheiratete Arzt Denis Hedeler ist nach von ihm erhobenen Diskriminierungsvorwürfen gegen das Bezirksamt Treptow-Köpenick gekündigt wurden. Das teilte der AfD-Bezirksstadtrat Bernd Geschanowski, der Leiter der Abteilung Gesundheit und Umwelt des Bezirks, am Sonntag in einer Pressemitteilung mit.
Hedeler hatte in den letzten zwei Jahren als Amtsarzt-Vize und Hygienereferent des Bezirks gearbeitet. Der 51-Jährige hatte sich im November mit dem Vorwurf an die Öffentlichkeit gewandt, im Bewerbungsverfahren um die Nachfolge des bereits vor Monaten pensionierten bisherigen Amtsarztes von Geschanowski aus Homophobie und Rassismus schikaniert worden zu sein: "Sie passen hier nicht", soll der AfD-Politiker ihm gesagt haben. "Wenn bei mir jemand nicht passt, muss er gehen" (queer.de berichtete). Wie für weitere Diskriminierungen, "abschätzige Worte und Gesten" oder Blicke, habe er allerdings keine Zeugen, so Hedeler gegenüber der taz.
In einer inzwischen von 38.000 Menschen unterschriebenen Online-Petition "'Zu schwul, zu schwarz': AfD verhindert Amtsarztsernennung" hatte der Arzt von der Stadt eine Untersuchung der Vorwürfe und eine "faire und unabhängige Bewertung der Bewerbung" gefordert. Die Stelle ist weiter unbesetzt und ausgeschrieben. In dem Verfahren hatte sich nur ein anderer Arzt beworben und war von einer Auswahlkommission, der Geschanowski und weitere Personen angehörten, bevorzugt worden; der Bewerber hatte sich dann aber für eine andere Stelle entschieden.
AfD: Arzt instrumentalisiert seine Herkunft
Geschanowski hatte die Diskriminierungs-Vorwürfe in der Bezirksverordnetenversammlung allgemein zurückgewiesen und ansonsten auf das laufende Verfahren verwiesen. Nun bezeichnete er die Kündigung Hedelers als "notwendigen Akt": "Die öffentlichen Behauptungen über seine Nichtberücksichtigung bei der Vergabe des Amtsarztpostens sind nachweislich unwahr und die öffentlichen Rassismus- und Diskriminierungsvorwürfe wurden nicht bestätigt, sondern stellten sich als konstruiert heraus", behauptet der AfD-Politiker.
Das Vertrauensverhältnis sei so nachhaltig zerstört. "Herr Hedeler hat seine Herkunft, seine Hautfarbe und seine sexuelle Identität instrumentalisiert und gezielt als Mittel eingesetzt, um damit einen persönlichen Vorteil zu erzielen", meint der Gesundheitsstadtrat weiter. "Durch diese öffentliche Rufmordkampagne ( div. Presseartikel, Onlinepetition etc. ) hat er nicht nur dem Ansehen meiner Person und meiner Funktion als Bezirksstadtrat, sondern der gesamten Verwaltung des Bezirksamtes Treptow-Köpenick und insbesonere dem Gesundheitsamt schweren Schaden zugefügt."
Bereits Ende November war Hedeler von seinen Aufgaben entbunden worden (queer.de berichtete). Die kommissarische Amtsleiterin hatte den Schritt damit begründet, dass das Amt eine "Fürsorgepflicht gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitsamt" habe und den ordnungsgemäßen Betrieb sichern müsse. Auch warf sie Hedeler vor, schon länger an keiner Dienstberatung mehr teilgenommen und fachliche Anfragen nicht mehr selbst beantwortet zu haben. Der Arzt hatte diesem Vorwurf widersprochen.
Allgemein heißt es, Hedeler sei bei der Bewerbung wegen "geforderter formaler Voraussetzungen" nicht berücksichtigt worden. So wird eine abgeschlossene Ausbildung oder zumindest eine "fortgeschrittene Ausbildung" als Facharzt verlangt. Die Facharztausbildung für öffentliches Gesundheitswesen schließt Hedeler im nächsten Jahr ab. Andere Berliner Bezirke, so die taz, nähmen auch Ärzte in beginnender Ausbildung – es finden sich kaum Bewerber. Hedeler hatte in Kuba Medizin studiert und in Deutschland seinen Master im Fach Gesundheitswissenschaften gemacht. Er arbeitete mehrere Jahre im Gesundheitsamt Bremen und war 2014 für "Ärzte ohne Grenzen" an der Eindämmung der Ebola-Epidemie in Sierra Leone beteiligt. (nb)
Ich hoffe, der Herr Doktor wird sich juristisch erfolgreich gegen diesen Rassismus und Homofeindlichkeit durchsetzen.