Seine Predigt zum Fest der Heiligen Familie im Passauer Dom nutzte der katholische Bischof Stefan Oster am Sonntag zu einem erneuten Rundumschlag gegen queere Menschen. So verglich der 55-Jährige Intergeschlechtlichkeit u.a. mit einem "Herzfehler", pochte auf die Existenz von nur zwei Geschlechtern und stellte "vollständige" Transitionen von trans Menschen in Frage. Die Predigt stand unter dem Motto "Ist die klassische Familie heute noch das Normale?".
"Soweit ich informiert bin, gibt es […] biologisch nur diese zwei Geschlechter, Männer und Frauen", sagte Oster in seiner 17-minütigen Predigt. "Und dort, wo es tatsächlich so genannte Intersexualität gibt, dort hat die Natur die Variante eines Menschen hervorgebracht, dem etwas fehlt, nämlich die klare Zugehörigkeit zu einem der beiden Geschlechter. Und damit fehlt so einem Menschen fast immer auch die Fähigkeit sich fortzupflanzen."
In der Schöpfung ereigneten sich Abweichungen von normalen Prozessen, "die uns fragend zurücklassen", erklärte der Bischof. "Und so kommt es vor, dass Menschen geboren werden, die einen Mangel leiden, etwa wenn jemand blind geboren wird oder mit einem Herzfehler oder mit einer anderen Beeinträchtigung."
Oster: Transitionen bleiben immer "unvollständig"
Zu trans Personen räumte Stefan Oster ein, dass er selbst "nur ganz geringe persönliche Erfahrung mit solchen Menschen" habe, dennoch hielt er sich mit Ratschlägen und Einschätzungen nicht zurück. "Ich habe noch von keinem Fall gehört, dass durch Operation oder Hormontherapien wirklich eine ganze Umwandlung des Geschlechtes stattgefunden hätte", sagte der Passauer Bischof. "Also so, dass vormals eine biologisch weibliche Person, die eine Gebärmutter hat und Eizellen produziert hat, nun ein Mann würde, der nun Samenzellen produziert – und umgekehrt." Auch eine äußere Angleichung werde daher "immer mit der Schwierigkeit belegt bleiben, dass das nie vollständig gelingen kann. Und dass es daher in einer gewissen Weise auch unvollständig bleiben muss."
Auch über Lesben und Schwule äußerte sich der Bischof in seiner Predigt zum Fest der Heiligen Familie: "Ihre Neigung ist ja in der Regel einfach da", sagte Oster. Die katholische Kirche stufe aber nicht die Neigung, sondern deren Ausleben im sexuellen Akt als Sünde ein.
"Dass das schwer zu verstehen ist, kann ich ehrlich nachempfinden", so der Bischof. "Ich kenne aber auch Menschen, die, obgleich sie homosexuell empfinden, in sich spüren, dass die Kirche mit ihrer Lehre trotzdem recht hat. Sie spüren, dass bei diesem Akt für sie etwas nicht passt. Und sie bemühen sich deshalb um ein Leben in Enthaltsamkeit – und gleichzeitig um die intensive geistliche Verbindung mit Christus." Dies halte er auch für "richtig", betonte Oster.
LGBTI-Gegner*innen für Oster "politisch eher heimatlos"
Nichtsdestotrotz sollten Gläubige "in der Begegnung mit Menschen, die über diese Dinge anders denken und anders leben", offen und annehmend sein, forderte der Bischof. "Ich glaube nämlich zutiefst, dass Gott für jeden Menschen, ob er schwul, lesbisch, trans-, inter- oder einfach heterosexuell ist, für jeden Menschen hat Gott Pläne des Heils und will dessen Heil."
In seiner Predigt beklagte sich Stefan Oster allerdings auch, dass Menschen "ins Abseits geraten, wenn sie einfach nur an ihrem katholischen Glauben festhalten wollen – mit dem auch vom Glauben her gewohnten und uns überlieferten Blick auf Familie". Nicht wenige würden sich deshalb "inzwischen auch politisch eher heimatlos" fühlen.
Der Passauer Bischof hatte bereits vor fünf Jahren für Empörung gesorgt, als er bezweifelte, dass Homosexualität angeboren ist. Dies sei "keine gesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnis", meinte Oster in einem Streitgespräch in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (queer.de berichtete). Zuvor hatte er sich strikt gegen jedwede Anerkennung homosexueller Partnerschaften ausgesprochen. Das Argument, dass auch Lesben und Schwule Werte wie Treue und Verlässlichkeit lebten, wies er mit dem Hinweis zurück, dass dies auch "in einer Gangsterbande" der Fall sei (queer.de berichtete).