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Angebot von "Raubverlag"
Aufregung um vermeintliche LGBTI-Konferenz in Dubai
In sozialen Netzwerken empören sich viele über eine "Internationale Fachtagung zu Geschlechtsidentität und LGBT-Rechte" in einem Verfolgerstaat – doch dahinter steht ein Anbieter von "Fake-Konferenzen".

fredrikohlander / unsplash) Strandleben in Dubai: Wären diese Herren auf dem Weg zur LGBT-Konferenz, könnten sie im Gefängnis landen (Bild:
- 7. Januar 2021, 11:06h 2 Min.
"Das homophobe Dubai ist Gastgeber einer großen Konferenz zu den Rechten von LGBT+, die Ängste um die Sicherheit der Redner auslöst" – so wie hier bei "Pink News" lauten derzeit diverse Überschriften in queeren Medien weltweit. Eine Tagung zu LGBTI-Themen in einem Gebiet, in dem einvernehmliche homosexuelle Handlungen noch mit Gefängnis bestraft werden? Auch in sozialen Netzwerken formierte sich Kritik daran.
Twitter / PinkNewsHomophobic Dubai to host major LGBT+ rights conference sparking fears for speakers' safety https://t.co/Vcv43VrFnV
PinkNews (@PinkNews) January 6, 2021
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Die vermeintlich 16. (!) "International Conference on Gender Identity and LGBT Rights", die für den 9. und 10. Mai in Dubai angesetzt sein soll, verspricht laut der Tagungswebseite "hohe Qualität" und einen "außergewöhnlichen Wert für Studenten, Akademiker und Forscher". Doch eine Liste von Redner*innen oder ein Tagungsprogramm fehlen, verlinkt ist nur einige beliebig zusammengestellt wirkende Liste von Forschungsarbeiten, die das Themengebiet nur teilweise berühren – oder, wie eine Studie zur antidepressiven Wirkung von Medikamenten an Mäusen, schlicht gar nicht.
Das verwundert nicht, denn die "World Academy of Science, Engineering and Technology" (WASET), die die angeblich großen Konferenzen organisiert, ist kein seriöser Anbieter: Gegen Geld kann jeder vermeintlich wissenschaftliche Arbeiten ohne Peer-Review publizieren oder als Redner oder Gast an Pseudo-Konferenzen teilnehmen. Für 350 Euro kann man etwa einen Vortrag bei der "Konferenz" in Dubai halten, für weitere 100 Euro ein Papier dazu veröffentlichen.
Angebliche queere Konferenz auch in Saudi-Arabien
Laut Medienberichten organisiert der "Raubverlag" WASET mit Sitz in der Türkei zu seinen "Pseudo-Magazinen" hunderte vermeintliche Konferenzen pro Jahr, viele fänden zu unterschiedlichen Themengebieten gleichzeitig am gleichen Ort statt. Vor Ort auftauchende Teilnehmende empörten sich schnell über den offensichtlichen Betrug – oder nutzten die Veranstaltung bewusst zur vermeintlichen Aufpeppung ihres Renommees oder als Gelegenheit für eine vom Arbeitgeber bezahlte touristische Reise.

ILGTA Vermeintliche LGBT-Tourismus-Konferenz der WASET in Berlin – echte Vernetzung und Fortbildungsangebote listet hingegen etwa die
Nimmt man ihre Webseite ernst, wäre die WASET übrigens der wohl größte Anbieter queerer Fachkonferenzen. Die Suchfunktion listet dutzende, sich oft jährlich wiederholende Angebote. Wer sich etwa für LGBT-Tourismus interessiert, kann sich bei angeblichen Tagungen in Paris, Barcelona, London, Venedig, Sydney, Madrid, New York, Toronto, Rom, Kopenhagen, Lissabon oder Berlin vernetzen – oder auch bereits im Februar ebenfalls in Dubai. Die WASET lädt gar zu einer "LGBT Tourism Studies Conference" in der saudi-arabischen Stadt Dschidda. Hier droht Homosexuellen übrigens noch die Todesstrafe. (nb)
