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Reform
AfD empört: Online-Duden wird geschlechtergerecht
Das generische Maskulinum soll aus dem Duden verschwinden, zumindest in der Online-Ausgabe. Aus der AfD kommt reflexartig der Vorwurf, dass es sich hierbei um "Gendergaga" handle.

Der Duden lehrt die Deutschen bereits seit über 140 Jahren, wie man Wörter richtig schreibt (Bild: bidok Leicht Lesen / flickr)
- 8. Januar 2021, 12:40h 2 Min.
Die Onlineausgabe des deutschen Rechtschreibstandardwerks Duden ändert laut "Die Welt" (Bezahlartikel) alle 12.000 Personen- und Berufsbezeichnungen, um das generische Maskulinum zu entfernen. Weibliche und männliche Formen sollen jeweils gleichberechtigt aufgeführt und eigens erläutert werden.
Das zeigt sich etwa im Begriff "Arzt", der bereits geändert wurde. Dieses Wort wird definiert als "männliche Person, die nach Medizinstudium und klinischer Ausbildung die staatliche Zulassung (Approbation) erhalten hat, Kranke zu behandeln". Das Wort "Ärztin" wird gesondert aufgeführt. Die Definition ist genau gleich wie bei "Arzt", nur dass es sich hierbei um eine "weibliche Person" handle. Ein weiteres Beispiel ist der "Mieter": Er ist nicht mehr "jemand, der etwas gemietet hat", sondern eine "männliche Person, die etwas gemietet hat".
Kathrin Kunkel-Razum, die Chefin der Duden-Redaktion, erklärte am Donnerstag, es habe in den letzten Jahren viel Kritik daran gegeben, dass es bei weiblichen Formen nur einen Verweis-Artikel gab. Gleichzeitig verteidigte Kunkel-Razum die Änderung gegen Kritik von der anderen Seite, die geschlechtergerechte Sprache für "Gendergaga" hält. So erklärte die Germanistin aus Berlin: "Selbstverständlich gibt es solche Formen, dass man sagt, ich gehe zum Bäcker, ich gehe zum Fleischer, oder ich gehe zum Arzt." Mit diesen Begriffen sei aber eine Einrichtung gemeint, etwa eine Arztpraxis. "Wenn wir über konkrete Personen sprechen, dann wird das generische Maskulinum zunehmend infrage gestellt", sagte Kunkel-Razum.
"Haltungspolitischer Sargnagel"
Unter anderem die AfD-Europagabgeordnete Christine Anderson machte sich am Freitag auf Twitter über die Reform lustig: "Gehen Sie noch zum Bäcker oder schon zu den Backenden?", ulkte die Parlamentarierin, die bereits mehrfach mit LGBTI-feindlichen Äußerungen aufgefallen ist (queer.de berichtete). Mit der Änderung werde der "haltungspolitische Sargnagel" in die deutsche Sprache geschlagen. Die Politikerin aus dem hessischen Limburg prophezeite, dass der Online-Duden "außerhalb der #Gendergaga Blase" bald verzichtbar werde.

"Gendergaga" oder "Genderwahnsinn" sind Kampfworte innerhalb der AfD, um sich insbesondere über die Gleichbehandlung von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten lustig zu machen. Mit derartigen Worten wird etwa die geplante Reform des Transsexuellenrechts lächerlich gemacht (queer.de berichtete).
Gedruckter Duden muss warten
Noch ist unklar, ob auch der gedruckte Duden geschlechtergerecht wird. Denn dort, so Kunkel-Razum, stelle sich ein Platzproblem.
Der Duden hat erst vor wenigen Monaten die neuste gedruckte Ausgabe herausgegeben. Darin wurden viele Worte neu aufgenommen, darunter "transgender", "inklusiv" und "genderneutral" (queer.de berichtete). (dk)















Ihr Parteikollege Gunnar Lindemann hat ja durch seine grandiosen germanistischen Glanzleistungen schon im letzten Sommer bewiesen, dass er den Duden wohl nur sehr selten aufschlägt. Und dass Nationalisten in aller Welt schon Probleme mit ihrer Muttersprache haben, ist nun auch ein offenes Geheimnis.