Der litauische Europaparlamentarier Viktor Uspaskich steht nach einer homophoben Tirade unter Druck. Der Gründer der liberal-populistischen Arbeitspartei, der einer von acht Abgeordneten aus Litauen in Straßburg ist, bezeichnete Homosexuelle in einem Facebook-Video am Sonntag unter anderem als "pedikai"; dieses Schimpfwort ist an das Wort "Päderast" angelehnt und kann mit "Schwuchtel" übersetzt werden.
Wörtlich erklärte der millionenschwere Unternehmer laut litauischen Medienberichten: "Heute ist es in einigen europäischen Ländern gefährlich zu sagen, dass man ein Vertreter einer natürlichen Orientierung ist. Ich will nicht, dass Schwuchteln jeglicher Art über meine Aussagen sprechen." Zudem sagte der 51-Jährige: "Diejenigen, die ihren Schwanz unter einem Rock verstecken und dann auf die Straße gehen und herumschreien, das sind Perverse. Solche Dinge dürfen nicht toleriert werden."
Liberale Fraktion stellt Ultimatum
Die liberale Fraktion "Renew Europe", der Uspaskich angehört, kritisierte den Ausbruch des Parlamentariers scharf. Fraktionschef Dacian Cioloș forderte laut der Nachrichtenagentur AFP seinen Kollegen am Sonntag auf, sich zu erklären. Sollte sich Uspaskich bis Donnerstagmittag um 12 Uhr nicht entschuldigt haben, werde er aus der Fraktion ausgeschlossen, so der ehemalige rumänische Ministerpräsident.
Ferner erklärte Cioloș, dass die Fraktion darüber abstimmen werde, ob eine etwaige Entschuldigung "ausreicht", um Teil der Fraktion zu bleiben. "Renew Europe" gehört unter anderem Emmanuel Macrons Regierungspartei "La République en Marche" an; aus Deutschland sind FDP und Freie Wähler Mitglied.
Kritik gab es auch von Tomas Vytautas Raskevičius, dem einzigen offen schwulen Abgeordneten im litauischen Parlament Seimas. Der linksliberale Menschenrechtsanwalt fragte auf Facebook: "Ist es in Ordnung, wenn ein Mitglied des Europäischen Parlaments homophoben Hass sät?" Dabei zeigte er auch einen Ausschnitt des Videos von Uspaskich.
Die litauische Bevölkerung gehört zu den homophobsten der Europäischen Union, wie aus Eurobarometer-Umfragen hervorgeht (queer.de berichtete). Immer wieder sorgen Politiker*innen im Land mit queerfeindlichen Tiraden für Schlagzeilen. (dk)