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Rheinland-Pfalz

Familienministerin entschuldigt sich für Leid von lesbischen Müttern

Anne Spiegel bedauert, dass lesbische Mütter bis vor 40 Jahren systematisch bei Scheidungen diskriminiert worden seien – und ruft den Bund auf, ebenfalls um Entschuldigung zu bitten.


Anne Spiegel beim grünen Landesparteitag im August 2020 – bei der Landtagswahl am 14. März tritt sie als Spitzenkandidatin ihrer Partei an

  • 14. Januar 2021, 12:16h 11 3 Min.

Die rheinland-pfälzische Frauen- und Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat sich bei lesbischen Müttern und Kindern für das Leid entschuldigt, das ihnen in der Nachkriegszeit bei Scheidungen mit dem Entzug des Sorgerechts zugefügt wurde. "Bis 1977 gab es eine systematische Diskriminierung von lesbischen Frauen, wenn sie sich haben scheiden lassen", sagte Spiegel am Donnerstag bei der Vorstellung einer Studie über das Schicksal lesbischer Mütter in Westdeutschland von 1946 bis 2000.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit seien "bedrückend und beschämend zugleich", so Spiegel weiter. "Ich möchte als Frauen- und Familienministerin mein Bedauern ausdrücken und mich dafür bei den betroffenen Frauen, bei ihren Kindern und Familien entschuldigen." Den betroffenen Frauen und Kindern sei systematisches Unrecht zugefügt worden.

Die Ministerin kündigte an, sich an das Präsidium des Bundestags zu wenden und eine Entschuldigung des Bundestags anzuregen. "Das ist ein bundesweites Unrecht, das begangen wurde." Autorin der Studie, die von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin getragen wurde, ist die Historikerin Kirsten Plötz.

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"Wir brauchen ein umfassenderes Bild"

"Ich hoffe, dass Bund und weitere Länder dem Beispiel von Rheinland-Pfalz folgen und sich ebenfalls mit diesem Unrecht auseinandersetzen", erklärte Hirschfeld-Stiftungs-Chef Jörg Litwinschuh-Barthel bei der Vorstellung der Forschungsarbeit. "Wir brauchen ein umfassenderes Bild dieses bislang weithin unbeachteten Feldes der Diskriminierung von lesbischen und bisexuellen Frauen und ihren Kindern. Die empirische Forschung von Dr. Kisten Plötz liefert hierzu nun eine wichtige Grundlage."

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Die Ergebnisse der Studie belegen ausführlich, dass lesbische Mütter in Angst, Abhängigkeit und Sorge um den Verlust des Sorgerechts ihrer Kinder und den Unterhalt lebten, wenn sie sich von ihrem Ehemann scheiden ließen, um in einer Liebesbeziehung mit einer Frau zu leben. Jurist*innen stuften demnach gleichgeschlechtlichen Verkehr als "schwere Eheverfehlung" ein. "Das Kind sollte geschützt werden vor der Außenseiterrolle der Mutter", sagte Autorin Plötz. "Der Wunsch und das Leid der Kinder waren nebensächlich." Das Schweigen und die Angst seien so groß gewesen, so dass sich das Ausmaß der Diskriminierung nicht genau feststellen lasse. Für ihre Arbeit habe sie mit 23 Zeitzeug*innen gesprochen, unter ihnen zwölf Mütter. "Wir müssen davon ausgehen, dass Tausende von Frauen betroffen waren."

Die Forschungsarbeit mit dem Titel "In ständiger Angst… Eine historische Studie über rechtliche Folgen einer Scheidung für Mütter mit lesbischen Beziehungen und ihre Kinder in Westdeutschland unter besonderer Berücksichtigung von Rheinland-Pfalz (1946 bis 2000)" folgt einer ersten Studie über "Verfolgung und Diskriminierung von Homosexualität in Rheinland-Pfalz" (2017). Beide Arbeiten wurden von der Landesregierung mit insgesamt 70.000 Euro gefördert.

Mehr Informationen zu der Untersuchung gibt es auf der Website des Forschungsprojekts sorgerecht-lesbischer-muetter.de. Informationen zu LGBTI-Themen sind auf der vom Landesfrauenministerium initiierten Seite www.regenbogen.rlp.de erhältlich. (dpa/dk)

#1 FinnAnonym
  • 14.01.2021, 12:37h
  • "Anne Spiegel bedauert, dass lesbische Mütter bis vor 40 Jahren systematisch diskriminiert worden seien"

    Sie werden es bis heute zu.

    U.a. da Union und SPD sich nach wie vor weigern, das Abstammungsrecht anzupassen.
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#2 Hannah und JuliaAnonym
  • 14.01.2021, 12:49h
  • Schön, dass manche Leute in ihrer Phantasiewelt meinen, wir wären schon seit 40 Jahren gleichgestellt.

    Wahrscheinlich wollen die sich schon mal für eine Koalition mit der Union eingrooven...

    Aber Fakt ist:
    wenn überhaupt, dann sind wir erst seit dem Adoptionsrecht, das gemeinsam mit der Eheöffnung kam, halbwegs gleichgestellt. Also seit gerade mal gut 3 Jahren.

    Wenn jemand nicht mal den Unterschied zwischen 3 Jahren und 40 Jahren kennt, sollte man nicht in politische Verantwortung kommen.

    Aber dazu kommt noch die nach wie vor anhaltende Diskriminierung im Abstammungsrecht.:

    solange das nicht geändert ist, sind lesbische Mütter weiterhin diskriminiert.

    Es wird Zeit, dass im Jahr 2021 endlich mal unsere Diskriminierung abgeschafft wird. Aber unsere schwarz-rote Bundesregierung macht bisher keine Anstalten in diese Richtung.
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#3 AtreusEhemaliges Profil
  • 14.01.2021, 13:32h
  • Wer nach solch einer bedrückenden Studie allein die Diskriminierung vergangener Tage anklagt und die der Gegenwart verschweigt, macht sich unglaubwürdig und erzeugt den Verdacht, sich fern von ehrlichem Anliegen und Betroffenheit, für den Wahlkampf profilieren zu wollen.

    Besonders in so kurzer Folge auf den erst kürzlich im Bund eingebrachten Gesetzentwurf, der u.a. eine Zwangsberatung für lesbische Mütter vorsah. Und das von der SPD, mit der die Frau Familienministerin in RLP schließlich koalliert. Wenn man politisch nicht vollkommen blind und taub ist, hätte der Entschuldigung also auch eine Kritik an Bund, CDU und SPD folgen müssen, sowie die Forderungen, die fortlaufende und vielfältige staatliche Diskriminierung zu beenden.
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