Der queerfreundliche Theologe und Blogger Thorsten Latzel aus Hessen wird neuer Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Landessynode wählte den 50-jährigen Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt am Donnerstag an die Spitze der mit 2,4 Millionen Mitgliedern zweitgrößten evangelischen Landeskirche.
Der Bruder des wegen Volksverhetzung verurteilten Bremer Pastors Olaf Latzel hatte sich vor seiner Wahl deutlich gegen LGBTI-Feindlichkeit positioniert. "Für uns ist Homosexualität so normal wie Kaugummikauen", sagte er in einem Interview mit der Kölner Journalistin Marija C. Bakker über die Arbeit seiner Akademie (queer.de berichtete). Es gehe "überhaupt nicht, dass Menschen diskriminiert werden, ausgegrenzt werden, abgewertet werden".
DIe Brüder trennen "theologisch Welten"
Das Amtsgericht Bremen hatte Olaf Latzel am 25. November aufgrund abwertender Äußerungen über Homosexualität zu einer Geldstrafe von 8.100 Euro verurteilt (queer.de berichtete). Anlass waren Äußerungen des Bremer Pastors in einem "Eheseminar" aus dem Jahr 2019, in denen er Homosexualität als "Degenerationsform von Gesellschaft" und als "todeswürdig" bezeichnet, die LGBTI-Community als "Gender-Dreck" herabgewürdigt und CSD-Besucher*innen pauschal vorgeworfen hatte, "Verbrecher" zu sein. Olaf Latzel legte gegen das Urteil Berufung ein (queer.de berichtete).
Von seinem Bruder trennten ihn "theologisch Welten", meinte Thorsten Latzel Anfang Januar in einem epd-Interview. "Ich spreche nicht öffentlich über ein Mitglied meiner Familie. Aber ich halte es generell für inakzeptabel, wenn Menschen diskriminiert werden, aus welchen Gründen auch immer. Unsere Kirche steht genauso wie ich selbst klar für Wertschätzung, Vielfalt und Freiheit. Das schließt die freie sexuelle Orientierung eines Menschen ein."
Thorsten Latzel leitete "Projektbüro Reformprozess"
Latzel wird am 20. März ins Amt eingeführt. Der amtierende rheinische Präses Manfred Rekowski (62) geht nach achtjähriger Amtszeit in den Ruhestand. Der 50-Jährige erhielt in der elektronischen Abstimmung 113 von 190 abgegebenen Stimmen. Der Theologe, der nicht aus den Reihen der rheinischen Kirche kommt, setzte sich gleich im ersten Wahlgang klar gegen zwei Mitbewerber*innen durch – den Theologie-Professor Reiner Knieling und die Superintendentin Almut van Niekerk aus St. Augustin. Das Kirchenparlament tagt wegen der Corona-Pandemie erstmals digital.
Der im hessischen Biedenkopf geborene Latzel studierte Theologie in Marburg und Heidelberg und war als Pfarrer in Hessen tätig. Er leitete von 2005 bis 2012 das "Projektbüro Reformprozess" in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bringt Leitungserfahrung auf Bundesebene in sein neues Amt mit. In seinem Blog glauben-denken.de veröffentlicht er theologische Impulse.
"Mir ist es wichtig, dass wir als Kirche auf Augenhöhe bei den großen Fragen der Zeit mitreden können", sagte Latzel. Auch in der Corona-Pandemie sollten "nicht nur Virologen, sondern auch Theologen" ihre Stimme erheben. Die Kirche müsse sich auch Verschwörungstheoretikern entgegenstellen. (cw/dpa)
Aha. Ich bin mir sicher, dass Latzel II nicht nur "theologische Welten" von Latzel I entfernt ist, sondern auch ohne familiäres, volksverhetzendes Beiwerk in einem Paralleluniversum lebt. Denn schließlich hat die EKD jahrhundertelang homosexuelle Menschen diskriminiert und tut es bis heute. Auch war man (oder ist noch) bemüht, möglichst viele Menschen von ihrer "Krankheit" zu heilen und hat sich ein Konversionswettkampf mit der RKK geboten.
"Die Distanzierung erfolgt noch so leise und inkonsequent, dass sie wenig überzeugend ist. Beispielsweise ist die Offensive Junger Christen (OJC) als Vertreterin solcher Prozesse nach wie vor völlig selbstverständlich Mitglied im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. der EKD. Eine glaubhafte Ablehnung dieser gesundheitsschädlichen Behandlungen sieht freilich anders aus."
www.evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/156004/24-04-2019
www.ekhn.de/aktuell/detailmagazin/news/seelische-wunden-nach
-einer-konversionstherapie.html
Fazit: Falls Latzel II hier nicht als heuchlerischer Lügenbaron in Erscheinung tritt, muss man ihm leider jede Kenntnis seiner Kirche in Abrede stellen.