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Staatshomophobie

Ungarn: Regierung zwingt Verlag, vor LGBTI-Inhalten zu warnen

Weil in einem Märchenbuch auch schwule Prinzen oder ein trans Hirsch vorkommen, greift die LGBTI-feindliche Regierung von Ministerpräsident Orbán ein.


Die ungarische Regierung stilisiert ein Märchenbuch, das zur Toleranz aufruft, zu einer Gefahr fürs Land hoch (Bild: Labrisz Leszbikus Egyesület)

Die ungarische Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán geht immer rigoroser gegen LGBTI vor. Wie lokale Medien berichten, hat die Verbraucherschutzbehörde eine Anordnung an die queere Organisation Labrisz Leszbikus Egyesület (Lesbenvereinigung Labrys) geschickt, wonach ein von ihr verlegtes Kinderbuch mit einem Warnhinweis versehen werden muss. Grund sei, dass im bunt bebilderten Buch "Meseország mindenkié" (Märchenland für alle) Verhaltensweisen gezeigt würden, "die mit traditionellen Geschlechterrollen nicht vereinbar sind". Laut der Regierung sei der Schritt notwendig, um Konsument*­innen zu schützen.

Das Anthologie-Buch enthält mehrere Geschichten, deren Ziel es ist, Kindern Vorurteile vor dem "Fremden" zu nehmen. So handelt eine Story von einer Hirschkuh, die ihren Wunsch erfüllt bekommt, ein Bock zu werden. Außerdem gibt es ein Gedicht über einen Prinzen, der einen anderen Prinzen heiratet. Weitere Geschichten handeln von anderen Minderheiten, etwa Roma oder behinderte Menschen. Zudem wird von Schneewittchen erzählt, die jetzt "Blätterbraun" heißt und eine dunkle Hautfarbe hat.

Das Buch hatte kurz nach seiner Veröffentlichung letzten Herbst für Schlagzeilen gesorgt, als es eine rechtsextreme Parlamentsabgeordnete als "Homo-Propaganda" bezeichnete und öffentlich mit einem Aktenvernichter schredderte. Für diese brachiale Aktion zeigte Ministerpräsident Orbán Verständnis (queer.de berichtete).

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Posted by Labrisz Leszbikus Egyesület on Tuesday, January 19, 2021
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Auch Coca-Cola als zu LGBTI-freundlich bestraft

Bereits in der Vergangenheit hatten die vom autoritär regierenden Ministerpräsident kontrollierten Behörden versucht, LGBTI-Inhalte aus der Öffentlichkeit zu verbannen. 2019 wurde etwa der Brause-Konzern Coca-Cola mit einer Geldstrafe belegt, weil er in Werbepostern auch homosexuelle Paare zeigte (queer.de berichtete).

Erst vergangenen Monat beschloss das Einkammerparlament in Budapest weitere LGBTI-feindliche Initiativen (queer.de berichtete). So hat etwa die Nicht-Anerkennung von trans Menschen Verfassungsrang erhalten. (dk)

#1 AtreusEhemaliges Profil
  • 21.01.2021, 16:13h
  • Ich hoffe doch sehr, dass dann ebenso Druckerzeugnisse mit religiösem Inhalt einen Hinweis erhalten, der Eltern und ihre Kinder vor Indoktrination und menschenverachtender Ideologie warnt?

    So oder so dürfte das keine Auswirkungen auf den Konsum haben. Wer dieses Buch kauft, wird das ja gerade wegen seines Inhaltes tun. Ebenso kenne ich niemanden, der durch den Sticker auf der Rap-LP in letzter Sekunde vom Kauf abgelassen hat.

    Für aufgeklärte und demokratische Menschen wird dieser und folgende Hinweise künftig ein Qualitätsmerkmal sein, das den Gegenentwurf zur menschenfeindlichen Ideologie des autokratischen Regimes Orbans symbolisiert.
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#2 IngoAnonym
  • 21.01.2021, 20:48h
  • Es ist einfach nur traurig was aus Ungarn geworden ist. So traurig. Nach der Wende in den 1990er Jahren besuchte ich das Land länger und erlebte so viel Optimismus, Aufbruchstimmung, Lust auf Veränderung und Reformen. Zehn Jahre später war das noch so ähnlich und dann änderte es sich - ziemlich schnell. Besonders deprimierend ist, dass die Opposition - selbst im Vergleich zu Polen - so unglaublich schwach ist und wenig aktiven Rückhalt in der Bevölkerung hat.
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#3 FinanzierAnonym
  • 22.01.2021, 14:42h
  • Widerspricht das nicht gegen EU-Recht?

    EU-Gelder abgreifen, aber die Werte und LGBT*IQs mit Füßen treten ...

    Geldhahn abdrehen!
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#4 Homonklin_NZAnonym
  • 26.01.2021, 05:44h
  • Man steht ja bei stumpfen Waren-Boykott in Sachen Land immer vor dem Dilemma, dass man so auch die Chancen der LGBTIQ*-Produkte abwürgt.

    Ich hätte auch gefragt, ob dieses Land EU-Unterstützung bezieht und dort unter die Menschenrechtskonvention fällt. Dann müsste es auch entsprechende Konsequenzen fürchten, wenn es die Charta nicht unterzeichnet hat, aber ebenso, wenn sie unterzeichnet wurde.

    Jedenfalls muss es ein Problem sein, diese eindeutig rechtsradikalen Länder, wie auch etwa Polen, dort zu behalten. Ansonsten ist die ganze Sache der EU nicht glaubwürdig, und man bahnt sich zwei Gleise.
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