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#GayHistory

Die mutigen Schwulen der Siebzigerjahre

In seinem neuen Vlog zeigt Phil Hollister historische Super-8-Aufnahmen von den Aktionen der 1971 gegründeten Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW).

Im vergangenen Jahr suchte ich im Rahmen eines Projekts für Bruno's Zeitzeugen aus den Siebzigerjahren. Mit Bernd Gaiser, dem Mitorganisator des ersten Christopher Street Days in Berlin, produzierte ich damals mehrere interessante Videos, von denen ich einige später noch in meinem Vlog zeigen werde.

Über Bernd lernte ich Wilfried Laule kennen, der damals mit einer Super-8-Kamera viele Momente der Schwulenbewegung und Aktionen der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW) festgehalten hat. Mit Wilfried traf ich mich im Sommer 2020 in einem Café in Berlin-Kreuzberg, und ich bekam von ihm einige Videos.

Wir alle können ihm dafür so dankbar sein, denn die Aufnahmen sind wirklich toll. Ich hatte zwischenzeitlich wirklich eine Gänsehaut! Es ist unglaublich, wie sich unsere Welt innerhalb einer Generation sowohl vom Style als auch vom sozialen Bewusstsein her geändert hat.

Den Älteren von uns wird es wahrscheinlich ähnlich gehen. Ich hoffe aber auch, dass sich die Jüngeren diese Videoszenen mit Interesse anschauen. Ohne diese Aktivisten aus den Siebzigern wären wir nicht dort, wo wir heute sind. Die Rubrik #GayHistory in meinem Vlog soll ihre Verdienste zeigen und für kommende Generationen für immer in Erinnerung halten.

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Praunheim-Film führte zur Gründung der HAW

Hier noch kurz einige Facts zur Homosexuellen Aktion Westberlin: Die HAW gründete sich am 15. August 1971 nach der Aufführung von Rosa von Praunheims Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" bei den Berliner Filmfestspielen. Zu den ca. 40 (ausschließlich männlichen) Gründungsmitgliedern zählten überwiegend Studierende, die sich der sozialistischen Linken zugehörig fühlten.

Ein Schwerpunkt der Aktivitäten der HAW war der Kampf für die ersatzlose Streichung des § 175. Von 1973 und 1975 organisierte die HAW ein jährliches Pfingsttreffen, zu dem schwule Gruppen aus anderen Städten eingeladen waren und bei dem mit Informationsständen und Demonstrationen für die Ziele der HAW geworben wurde.

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#1 TrauerspielAnonym
  • 23.01.2021, 06:50h
  • "Ohne diese Aktivisten aus den Siebzigern wären wir nicht dort, wo wir heute sind. [...] Zu den [...] Gründungsmitgliedern zählten überwiegend Studierende, die sich der sozialistischen Linken zugehörig fühlten."

    Und heute bekommen wir (wieder) aufs Butterbrot geschmiert, dass oberstes Ziel sei, den "idealen Schwiegersohn" abzugeben und möglichst mit dem heteronormativen Mainstream zu verschmelzen, um "idealerweise" in ihm völlig unsichtbar zu werden. Glatt geschliffen, ohne eigene Ecken und Kanten. Uns wird sogar vermittelt, dass es in Ordnung sei, Vertreter_innen anti-queerer Positionen zu unterstützen (siehe kürzlicher Bericht über die LSU)... Anbiederung vor Emanzipation, "Akzeptanz" durch Angleichung und sogar Gemeinmachen mit dem politischen Gegner.

    »Was wirkliche Toleranz von Scheintoleranz unterscheidet, ist ihr Wissen um das noch Differente und das Akzeptieren des Anderen als Anderen«. (Martin Dannecker)
    Davon sind wir heute wieder ein Stück weiter entfernt, als wir schon mal waren. Sich wie "der ideale Schwiegersohn" zu verhalten, wird heute sogar von Manchen als einziges dauerhaft erstrebtes Ziel Aller dargestellt. Ein echtes Trauerspiel und ein Schlag ins Gesicht all derer, die vor 50 Jahren und mehr für unsere Emanzipation als eigenständige, gleichberechtigte Gruppe in der Gesellschaft gekämpft haben.

    So manchem von uns täte es gut, einen Blick auf die Wurzeln der Bewegung zu richten und denen dankbar zu sein, die sich seit jeher engagiert und exponiert haben, um mehr Akzeptanz für ALLE zu erreichen - aber eben auch für die, die außerhalb der Heteronormativität sind, leben und auch leben WOLLEN.
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#2 Taemin
  • 23.01.2021, 10:39h
  • Der Zugehörigkeit zur sozialistischen Linken waren wohl auch das damals weit verbreitete Sektierertum und die Streitereien zwischen rivalisierenden Gruppen geschuldet. Am Beispiel Münchens hat Florian Mildenberger in einer lesenswerten Broschüre sowohl die damaligen Aktivitäten der unterschiedlichen Gruppen wie auch deren internes Gezänk beschrieben: Florian Mildenberger, Schwulenbewegung in München 1969-1996, Splitter 5, Materialien zur Geschichte der Homosexuellen in München und Bayern (ISBN 3-935227-05-1). Später gab es den Kampf zwischen BVH und SVD, den schließlich der vermeintlich spießbürgerliche (L)SVD gewann. - Ich hab nie begriffen, worin die Verspießerung der Schwulen bestehen soll. Gleiche Rechte in Anspruch zu nehmen (wie in der Ehe) kann es ja wohl nicht sein, sonst wäre schon die Abschaffung des § 175 Zeichen solcher Verspießerung gewesen. Sicher begeistern sich viele Heten daran, wenn Schwule heiraten und gar Kinder adoptieren, aber was kümmert uns die Begeisterung von Schwiegereltern? Wir leben für uns, nicht für die. Dass z.B. mein Mann und ich geheiratet haben, hat mit der Hinterbliebenenversorgung und mit der Steuer zu tun, nicht mit dem Streben, Schwiegersohn der Nation zu werden.
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#3 LedErich
  • 23.01.2021, 11:35h
  • Vielen vielen Dank für das Teilen dieser tollen Aufnahmen! Ich war damals erst 4 Jahre alt. Aber auch noch 1988 bei meinem ersten CSD in Nürnberg war es mutig und keineswegs selbstverständlich.
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