Datenschutzverstöße werden teuer für Grindr
Die schwule Dating-App Grindr steht in Norwegen wegen Verstoßes gegen Datenschutzbestimmungen vor einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet knapp zehn Millionen Euro. "Wir haben Grindr benachrichtigt, dass wir beabsichtigen, eine Verwaltungsstrafe in Höhe von 100.000.000 norwegischen Kronen wegen Nichteinhaltung der DSGVO-Zustimmungsregeln zu verhängen", teilte die norwegische Datenaufsicht am Dienstag mit. Das entspricht rund 9,6 Millionen Euro. Die Behörde sei vorläufig zu dem Schluss gekommen, dass Grindr Nutzerdaten ohne rechtliche Grundlage mit einer Reihe von Drittparteien geteilt habe, erklärte Generaldirektor Bjørn Erik Thon.
Das amerikanische Unternehmen habe damit gegen die Europäische Datenschutz-Grundverordnung der EU (DSGVO) verstoßen. Grindr hat nun bis zum 15. Februar Zeit, auf die Einschätzungen der Behörde zu reagieren. Danach wollen die Datenschützer*innen ihren endgültigen Beschluss fassen.
Nutzerdaten gesetzeswidrig geteilt
Die in Wien ansässige Datenschutzorganisation Noyb hielt es für unwahrscheinlich, dass sich am Ergebnis der Datenschützer*innen noch etwas ändere, wenn Grindr Einspruch gegen den Bescheid einlege. Vielmehr könnten weitere Bußgelder auf die App zukommen. Die Nutzer seien weder richtig informiert worden noch sei die Einwilligung spezifisch genug gewesen. "Wer sich auf eine unrechtmäßige 'Einwilligung' verlässt, muss mit einer saftigen Geldstrafe rechnen. Das betrifft nicht nur Grindr, sondern viele Webseiten und Apps", erklärte die Noyb-Datenschutzjuristin Ala Krinickyte.
Der norwegische Verbraucherrat hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Noyb Beschwerde gegen die App eingereicht und angeführt, Grindr teile persönliche Daten seiner Nutzer gesetzeswidrig zu Marketingzwecken mit Drittparteien (queer.de berichtete). Dazu zählten Profil- und Standortdaten sowie die Tatsache, dass die entsprechende Person grundsätzlich auf Grindr ist.
Die Datenschützer*innen in Norwegen sind nun zu dem Schluss gekommen, dass Grindr dafür die Zustimmung der Nutzer benötigt. Da ein Grindr-Konto zusätzlich etwas über die sexuelle Orientierung aussage, verdienten diese Daten besonderen Schutz.
Die Geldstrafe trifft Grindr empfindlich: Sie beträgt mehr als ein Drittel des Jahresgewinns, der 2019 mit umgerechnet 25 Millionen Euro angegeben wurde.
Bereits 2018 hatte die deutsche Stiftung Warentest vor der Nutzung von Grindr und anderen Dating-Apps wegen erheblichen Schwächen im Datenschutz gewarnt (queer.de berichtete). (dpa/dk)
Gerade bei Dating-Apps ist der Datenschutz besonders wichtig.