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Ex-Präsident war angeblich zu LGBTI-freundlich
US-Pfarrer: Gott für Trumps Wahlniederlage verantwortlich
Scott Lively glaubt zu wissen, warum Donald Trump die Präsidentschaftswahl verloren hat: Der christliche Gott soll persönlich eingegriffen haben, weil er keine zweite Amtszeit eines zu LGBTI-freundlichen Trump ertragen konnte.

Aus seinem Schlafzimmer erzählt Scott Lively mal wieder, dass der christliche Gott niemanden mehr hasse als Homosexuelle (Bild: Screenshot Swamp Rangers)
- 28. Januar 2021, 11:15h 3 Min.
In den USA lecken viele Konservative seit der Wahlniederlage von Donald Trump Anfang November ihre Wunden – und behaupten gerne, die siegreichen Demokraten hätten nur durch Wahlfälschung die Macht an sich gerissen. Der 63-jährige Aktivist und Pfarrer Scott Lively hat eine andere Erklärung: Der "wiedergeborene" Christ warf in seiner Internet-Talkshow "Swamp Rangers" Trump vor, zu LGBTI-freundlich zu sein. Deshalb habe Gott – und nicht die US-Wähler*innen – entschieden, dass Trump keine zweite Amtszeit erhält.
Als Grund für seine These führt Lively die Nähe Trumps zum offen schwulen Diplomaten Richard Grenell aus. Dies erzürne Gott, behauptete der Chef der evangelikalen Organisation Abiding Truth Ministries. Grenell hatte Trump seit seiner Ankündigung 2015, sich um die Präsidentschaft zu bewerben, bedingungslos unterstützt. Trump machte ihn daraufhin zum US-Botschafter in Berlin und später zum Geheimdienstdirektor. Im Wahlkampf 2020 warb Grenell außerdem mit der Behauptung, Trump sei der "schwulenfreundlichste Präsident in Amerikas Geschichte", um die Stimmen von homosexuellen Wähler*innen (queer.de berichtete).
"Trump war vier Jahre lang Gottes Mann im Weißen Haus"
"Trump hat Grenell stets unterstützt und ihm applaudiert. Grenell ist ein ausgesprochener Befürworter der zentralen Doktrin der progressiven Bewegung – nämlich der Queer-Theorie", so Lively in der am vergangenen Sonntag veröffentlichten Sendung. Trump habe Gott damit herausgefordert und diese Sünde nie bereut. "Wenn Donald Trump, wie ich es glaube, vier Jahre lang Gottes Mann im Weißen Haus war, warum hat Gott ihn dann nicht dort belassen?", fragte Lively. Und gab gleich eine Antwort: "Die Menschheit hätte nichts tun können, um Trump aus diesem Amt zu vertreiben. Aber eine Sache hat praktisch garantiert, dass Trump die Gunst Gottes verloren hat: Er hat einem Verhalten seine offen Zustimmung gegeben, das Gott aufs Schärfste in der Bibel verurteilt, nämlich männliche Homosexualität." Warum Gott dann Joe Biden bevorzugt haben soll, bleibt allerdings Livelys Geheimnis – denn Biden gilt als viel LGBTI-freundlicher als Trump (queer.de berichtete).
Lively predigt seit Jahrzehnten die Minderwertigkeit von Homo- und Transsexuellen – und arbeitete etwa als kalifornischer Landeschef der LGBTI-feindlichen Hassgruppe American Family Association aktiv daran, dass LGBTI Rechte vorenhalten werden. Bereits 1995 veröffentlichte er das Buch "Das rosa Hakenkreuz: Homosexualität und die NSDAP", in dem er schwule Männer als Alleinverantwortliche für den Nationalsozialismus in Deutschland beschrieb. Immer wieder sorgte er mit waghalsigen Thesen für Aufregung – etwa, dass in Russland homophobe Übergriffe stets von Schwulen begangen werden würden ("diese Typen sind maskuline Homosexuelle, die weiblich agierende Homosexuelle zusammenschlagen").
International zählt Lively unter homophoben Regimen zu einem beliebten Ansprechpartner. So setzte er sich etwa in Uganda für eine Verschärfung der Homo-Verfolgung bis hin zur Todesstrafe aus. Dafür wurde er 2013 verklagt (queer.de berichtete). Die Klage wurde aber mehrfach, zuletzt 2017, von Gerichten zurückgewiesen. (dk)
Links zum Thema:
» Die Bürgerrechtsorganisation SPLC über Scott Lively














