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dpa-Interview

Gustav Peter Wöhler: Spahn bringt Anerkennung für Homo­sexuelle

Immer wenn eine offen schwule oder lesbische Person in eine herausragende Position kommt, "bringt das eine Verbesserung mit sich", glaubt der schwule Schauspieler Gustav Peter Wöhler.


Der Schauspieler, Sänger und Hörspielsprecher Gustav Peter Wöhler lebt mit seinem Mann in Hamburg und Berlin (Bild: Jeanne Degraa)
  • 29. Januar 2021, 08:25h 32 3 Min.

Dass mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein offen homosexueller Politiker die Corona-Bekämpfung leitet, trägt nach Auffassung des Schauspielers Gustav Peter Wöhler zur Anerkennung von Schwulen und Lesben bei. "Es ist wirklich eine gute Sache, dass Jens Spahn Gesundheitsminister ist", sagte Wöhler der Deutschen Presse-Agentur.

"Immer wenn ein Mensch, der von sich selbst sagt 'Ich bin schwul', in eine herausragende Position kommt, bringt das eine Verbesserung mit sich", meinte der 64-Jährige. Ein Beispiel dafür sei der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), dessen "Ich bin schwul und das ist auch gut so" deutschlandweit zum geflügelten Wort geworden sei.

"Das trägt alles dazu bei, dass es eine Selbstverständlichkeit wird. Man sieht dann eben: Die sind genauso qualifiziert wie andere auch. Nicht besser und nicht schlechter, sondern wie alle anderen. Wir sind einfach so geboren."

Wöhler sieht keine Diskriminierung, ist aber vorsichtig

Wöhler sagte, er selbst und sein polnisch-jüdischer Mann Albert Wiederspiel könnten sich im täglichen Leben in Berlin und Hamburg völlig uneingeschränkt bewegen. "Mein Mann sagt immer, er ist Ausländer, Jude und schwul, und von all dem ist das Schwulsein das einfachste. Ich selbst kann auch nicht sagen, dass ich in irgendeiner Weise diskriminiert werde."

Allerdings habe es sich ihm über Jahrzehnte hinweg eingeprägt, dass man vorsichtig sein müsse: "Wenn abends eine Jugendgruppe auf uns zukommt, dann gehen wir vielleicht nicht Hand in Hand."

Wöhler war am Donnerstagabend in der Satireshow "Kroymann" zu sehen, in der mit Ausnahme von Annette Frier erstmals ausschließlich queere Schauspieler*innen mitwirkten (queer.de berichtete). Höhepunkt der Show war ein gemeinsames Musikvideo mit dem Titel "Kurzsichtig", das sich auf ironisch-witzige Art mit dem Queersein beschäftigte.

Mit dem "Ach, der auch"-Effekt gegen Homophobie

Es sei wichtig, seine Homosexualität in der Öffentlichkeit nicht zu verheimlichen, sagte Wöhler. Das gelte insbesondere für Prominente, denn dann stelle sich ein "Ach, der auch"-Effekt ein. "Meine Schwester war immer ein großer Fan von Hape Kerkeling, und als sie hörte, dass er schwul ist, war es leichter für sie, mich in meinem Schwulsein zu akzeptieren."

Der erste offen schwul lebende Künstler, den er selbst kennengelernt habe, sei der Kölner Autor und Regisseur Wally Bockmayer (1948-2014) gewesen. "Köln war ja immer so eine Hochburg des schwulen Lebens neben Berlin", sagte Wöhler. "Dirk Bach ist ein anderes Beispiel. Diese beiden sind schon in den Achtzigerjahren sehr offen damit umgegangen." (cw/dpa)

#1 Ja aberAnonym
  • 29.01.2021, 09:28h
  • Im Kern stimme ich ihm da zu.

    Jeder offen Schwule und jede offene Lesbe trägt ein kleines Stück zur weiteren Normalisierung im Umgang mit dem Thema bei und sorgt für Alltäglichkeit des Themas.

    Aber gerade von schwulen und lesbischen Politikern geht schon auch eine gewisse Vorbildfunktion aus. Da erwarte ich auch, dass sie sich gegen Diskriminierung und für volle Gleichstellung einsetzen und nicht immer Verzögerungen und Blockade relativieren, entschuldigen, o.ä.

    Und wenn dann ein Jens Spahn als Co-Kandidat eines offen homophoben Armin Laschet antritt, dem man anmerkt, dass er mal Priester werden wollte, dann hat er für mich jede Glaubwürdigkeit verloren.
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#2 BlubberblaseAnonym
  • 29.01.2021, 10:08h
  • "er selbst und sein polnisch-jüdischer Mann [...] könnten sich im täglichen Leben in Berlin und Hamburg völlig uneingeschränkt bewegen."

    "Allerdings habe es sich ihm über Jahrzehnte hinweg eingeprägt, dass man vorsichtig sein müsse: "Wenn abends eine Jugendgruppe auf uns zukommt, dann gehen wir vielleicht nicht Hand in Hand."

    Ja WAS denn nun? Können sie sich nun "völlig uneingeschränkt" bewegen? Oder muss man eben doch "vorsichtig sein"? Und was ist außerhalb Berlins und Hamburgs? Außerdem wäre mir neu, dass es in Berlin und Hamburg keine queerfeindlichen Über- und Angriffe gäbe.

    Ähnlicher Unsinn ist die Aussage "Immer wenn ein Mensch, der von sich selbst sagt 'Ich bin schwul', in eine herausragende Position kommt, bringt das eine Verbesserung mit sich". Es ist immerhin genauso möglich, dass dieser Mensch seine Position NICHT gut ausfüllt. Was für eine Art von Verbesserung soll das dann sein?

    Naja, insgesamt: was will man anderes von jemandem erwarten, der behauptet, er würde keinerlei Diskriminierung erfahren? Selbst wenn das so wäre, was ich für extrem unwahrscheinlich halte, heißt das noch lange nicht, dass Andere keiner Diskriminierung ausgesetzt sind.

    Überhaupt, wenn es keine Diskriminierung gibt, weshalb macht sich dann hier täglich die Redaktion die Mühe, das Gegenteil aufzuzeigen? Dann könnten sich doch alle entspannt zurücklehnen und sagen "Alles ist wunderbar - es gibt keinerlei Diskriminierung mehr, und egal, wie eine queere Person ihre Position oder ihr Amt ausfüllt, ist das automatisch immer gut."

    Herr Wöhler lebt offenbar in einer ganz kleinen Seifenblase: "Spahn schwul, Spahn gut." Dass das Gegenteil dieser Aussage der Fall ist, wurde hier schon mannigfaltigst diskutiert.

    Herr Wöhler, weiterhin viel Spaß in Ihrer Blubberblase - aber sprechen Sie Anderen nicht ab, diskriminiert zu werden und darunter zu leiden. Und versuchen Sie bitte, zu verstehen, dass die bloße Bekleidung einer Position oder eines Amtes durch eine queere Person nicht automatisch "gut für alle" ist.

    (Ich verwende "queer" hier ausdrücklich als Umbrella-Term und nicht im politischen Sinne, da ich bei Spahn keinerlei queer-politische Tendenzen erkennen kann. Im Gegenteil: z.B. durch das halbherzige Anti-Konversionstherapie-Gesetz hat er die Situation de facto sogar noch verschlimmert, da diese erwiesenermaßen zutiefst schädliche Pseudo-Therapie bei Volljährigen erlaubt bleibt. Auch die PrEP als Kassenleistung hat er letztlich nicht durchgebracht, weil er besonders schwulenfreundlich wäre, sondern weil sich das versicherungsmathemathisch einfach rechnet.)
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#3 Taemin
  • 29.01.2021, 10:43h
  • Ich fürchte, Gustav Peter Wöhler ist ein Stück weit Opfer einer gezwungen positiven Weltsicht. Mag ja sein, dass in seinem Leben kaum Diskriminierungserfahrung vorkommt. Will ich ihm gerne glauben und ihn beglückwünschen. Dass er aber vorsichtig ist in bestimmten Situationen, zeigt doch, dass er durchaus weiß, dass es gar so super nicht sein kann. - Grundsätzlich hat er Recht, wenn er sagt, jedes Selbstouting eines Prominenten ist ein Fortschritt, und auch dass heute Politiker, die aus ihrem Schwulsein kein Geheimnis mehr machen oder es vergleichsweise offensiv leben, hohe Regierungsämter wahrnehmen können, ist ohne Zweifel Zeichen gewaltiger Verbesserung unserer Lebensbedingungen. Allerdings kann ich mich des Verdachts nicht erwehren, dass gerade schwule Politiker gern als unfähig hingestellt werden, natürlich ohne dass das so offen gesagt wird. Man denke an Klaus Wowereit, der schnell als "Regierender Partymeister" verschrien wurde und mehr in der Klatschpresse als Teilnehmner an allen möglichen Festivitäten vorkam denn in der seriösen Presse als ernsthafter Politiker und dem ein vermeintlich anständiger Kabarettist (Volker Pispers) die "weibliche Hauptrolle" im Bundesrat zuschrieb. Auch dass Guido Westerwelle stets als Witzfigur der deutschen Politik herhalten musste, lag, da zweifle ich nicht, an seiner sexuellen Orientierung, verschlimmert noch um den von ihm darum aufgeführten Eiertanz. Und selbst Ole von Beust wird eher als Opfer des Erpressungsversuchs des Richters Schill wegen angeblichen Sex-Verhältnisses mit einem anderen Senator und als Lover und Ehemann eines Jahrzehnte jüngeren entfernten Verwandten im Gedächtnis bleiben denn als erfolgreicher Bürgermeister von Hamburg. Harsche, wenn auch nicht selten berechtigte politische Kritik an Jens Spahn aus der schwulen Community kippt schnell um in persönliche Gehässigkeit und Verortung in der ganz rechten Ecke. Schwule Politiker bleiben in der Zwickmühle, dass sie schon allein durch ihre sexuelle Orientierung Angriffsfläche für den politischen Gegner bieten (wenn auch heutzutage eher zwischen den Zeilen) als auch immer wieder sozusagen dem Feuer aus den eigenen Linien ausgesetzt sind - da genügt schon die Mitgliedschaft in einer bestimmten Partei oder der Kauf eines Eigenheims.
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