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Türkei
Bild der Kaaba mit LGBTI-Flaggen – Studierende in Istanbul festgenommen
Im Zuge der Proteste gegen die Ernennung eines AKP-nahen Uni-Rektors sind erneut LGBTI ins Visier des Staates geraten.

Bild von einem Protest an der Bogazici-Universität aus den letzten Tagen (Bild: boundayanisma / twitter)
- 30. Januar 2021, 16:29h 3 Min.
Die Polizei in der türkischen Metropole Istanbul hat vier Studierende festgenommen, die bei einem Protest an der renommierten Bogazici-Universität mit einem Bild religiöse Werte beleidigt hätten. Das meldete am Samstag die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Gegen die Studierenden werde demnach ermittelt.
Dem Istanbuler Gouverneursamt zufolge wurde auf dem Campus ein Bild gezeigt, auf dem die Kaaba in Saudi-Arabien neben einer "LGBTI-Fahne" abgebildet war. Dies sei eine "hässliche Attacke" auf einen heiligen Ort des Islam, hieß es in einer Mitteilung. Die würfelförmige Kaaba im Hof der Großen Moschee von Mekka ist die heiligste Stätte für Muslime. Das Bild zeigte offenbar ein gezeichnetes Mekka mit einer durch eine mythische Figur verdeckten Kaaba. An den Ecken des Bildes wurden unter anderem eine Regenbogen- und eine Trans-Flagge gezeigt, darunter war ein Erläuterungstext angebracht.
Laut einem Bericht der queeren Organisation Kaos GL wurde das Bild im Rahmen einer größeren Protest-Ausstellung auf dem Uni-Gelände gezeigt. Die Festnahmen seien am Freitag erfolgt, teilweise, als die Studierenden den Campus verließen. Eine fünfte Person sei wieder freigelassen worden.
Die Polizei suchte den Angaben vom Samstag zufolge nach noch zwei weitere Verdächtige im Zusammenhang mit dem Bild, das unter anderem bei Justizminister Abdulhamit Gül und Innenminister Süleyman Soylu für Empörung sorgte. Letzterer verurteilte den Protest bei Twitter als "respektlose Attacke". Laut Kaos GL betonte er in sozialen Netzwerken auch: "Vier LGBT-Perverse wurden festgenommen."
Auch Uni ermittelt
Aus den Räumen der queeren Studierendenvereinigung der Uni habe die Polizei zudem Regenbogenflaggen entfernt, berichtet Kaos GL. Die Uni-Leitung habe eine eigene Untersuchung eingeleitet. Eine religiöse Studentengruppe habe vor dem Polizeieinsatz Stimmung gegen das Bild gemacht, so die Organisation. Inzwischen gebe es in sozialen Netzwerken eine "Hasskampagne" gegen LGBTI+ und die Forderung nach Schließung von queeren Organisationen.
Seit Anfang Januar wehren sich Studierende der Bogazici-Universtiät gegen den von Präsident Recep Tayyip Erdogan eingesetzten neuen Direktor Melih Bulu, der der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP nahesteht. Als Präsident hat Erdogan das Recht, Rektoren einzusetzen. Die Studierenden kritisieren die Nähe zur AKP und den Schritt als undemokratisch. Sie fordern, den Direktor selbst wählen zu können. Im Rahmen der Proteste waren in den letzten Wochen bereits mehrere LGBTI-AktivistInnen festgenommen und in sozialen Netzwerken attackiert worden.
In der Türkei hatte sich in den letzten Jahren das Vorgehen des Staates gegen LGBTI massiv verstärkt: So wurden CSDs und teilweise queere Kultur- und Sportveranstaltungen verboten und mehrfach Pride-Teilnehmende mit Gewalt festgenommen (queer.de berichtete). Nach Festnahmen bei einem Campus-CSD in Ankara müssen sich derzeit 18 Studierende und ein Dozent vor Gericht verantworten (queer.de berichtete). (dpa/nb)
Update 31.1., 9.20h: Gericht erlässt Haftbefehle
Gegen zwei der Studierenden, die im Zusammenhang mit dem Bild religiöse Werte beleidigt haben sollen, hat ein Istanbuler Gericht Haftbefehl erlassen. Zwei weitere Studierende seien unter Auflagen freigelassen worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstagabend. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Laut Kaos GL laute der Vorwurf gegenüber den Verhafteten nun auf Volksverhetzung.
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Bei den Arabern gab es früher einen Meteoritenkult, wo alles, was vom Himmel fällt, von Gott stammt. Folglich wird der Meteorit in der Kaaba als Götze angebetet und geheiligt, was verboten ist. Also müßte man die Kaaba-Anbeter drakonisch bestrafen und nicht die LGBTI, die ein Recht auf Liebe fordern, was auch in den abrahmistischen Religionen gefordert wird. Es herrscht bei den Muslimen, als auch bei den Christen oftmals eine verkehrte Welt, wegen der vielen Widersprüchlichkeiten der abrahamistischen Religionen.