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Gastartikel in der NZZ

Vorwurf der Volks­verhetzung: Strafanzeige gegen Birgit Kelle

"Die Zahl angeblicher Transkinder explodiert", warnt die rechte Publizistin in der "Neuen Zürcher Zeitung". Schuld seien u.a. "weltweite Trans-Lobby-Gruppen" und das Verbot von "Konversionstherapien".


Die katholische Autorin Birgit Kelle macht seit Jahren in Artikeln, Büchern und Talkshows gegen LGBTI-Rechte mobil (Bild: blu-news.org / wikipedia)
  • 2. Februar 2021, 06:06h 25 3 Min.

Mit einem transfeindlichen Gastartikel in der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) hat sich die rechte Publizistin Birgit Kelle eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung eingefangen. In dem am 28. Januar veröffentlichten Beitrag bezeichnet die "Gendergaga"-Autorin u.a. die Unterstützung von trans Jugendlichen als "Körperverletzung" und kritisiert das Verbot sogenannter Konversionstherapien als "Kriminalisierung einer adäquaten therapeutischen Begleitung".

"Die Zahl angeblicher Transkinder explodiert weltweit", behauptet Kelle in dem Gastartikel. Verantwortlich dafür seien "weltweite Trans-Lobby-Gruppen" und deren "Pippi-Langstrumpf-Ideologie". Diese laute: "Jeder soll sein, wie er möchte, und niemand soll ihn davon abhalten." Sollte sich die "Trans-Lobby" durchsetzen, warnt Kelle in ihrer Polemik, könne sich jeder paaren und lieben, "egal mit wem und wie vielen, und wenn ihm unwohl wird, ändert er eigenmächtig seinen geschlechtlichen und damit auch emotionalen Zustand, um sich in Endlosschleife neuem Glück zuzuwenden".

Sibel Schick platzte der Kragen

Die Autorin Sibel Schick, die unter anderem für das "Missy Magazine" und die "taz" schreibt, stellte daraufhin Strafanzeige wegen Volksverhetzung. "Der Text ist eine Verschwörungserzählung, relativiert jegliche Diskriminierungen, pathologisiert Menschen, fordert ihre Bevormundung und macht Rechtsverletzungen unsichtbar", so Schick auf Twitter. "Solche Artikel kommen nicht aus Versehen zustande. Die sind Teil eines Programms, Minderheiten so weit zu unterdrücken, bis sie komplett am Rand sind und sogar außerhalb liegen und niemand mehr ihre Stimme hört."

Twitter / sibelschick
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Neben der Strafanzeige reichte Schick auch Beschwerden beim Deutschen sowie beim Schweizer Presserat ein. Kelles NZZ-Artikel verstoße mehrfach gegen den Pressekodex, der Wahrhaftigkeit, Achtung der Menschenwürde und Sorgfalt vorschreibe sowie Diskriminierung verbiete.

Für Birgit Kelle sind "Homoheiler" gute Therapeuten

Birgit Kelle attackiert seit Jahren in Kolumnen für den "Focus" oder die "Junge Freiheit", bei Besuchen in Talkshows und auf der "Demo für alle" die Rechte von LGBTI-Menschen. Die Politik ziehe gleichgeschlechtliche Paare "normalen Paaren" vor, behauptete die katholische Autorin etwa im "Presseclub"; in "Hart aber fair" sprach sie sich gegen ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare aus. Im Buch "Gender-Gaga" beschwerte sie sich: "Nichts bringt die Gender-Szene mehr in Aufruhr als das Angebot, Menschen dabei zu helfen, beispielsweise ihre Homosexualität, also ihr Geschlecht, abzulegen, zu verändern, zu überdenken. Da werden aus Therapeuten dann böse 'Homoheiler'" (queer.de berichtete).

Im "Focus" kritisierte sie zum Bildungsplan in Baden-Württemberg, "dass der Schüler einen Transsexuellen jetzt ganz normal finden soll, obwohl dieser doch laut WHO auf der Liste der psychisch Kranken mit Geschlechtsidentitätsstörung steht". Der Bildungsplan, gegen den die "Demo für alle" wegen des vorgesehenen zeitgemäßen Umgangs mit LGBTI-Themen Front gemacht hatte, sei Beispiel der Ideologie des "Gender Mainstreaming", "die jetzt nach unseren Kindern greift" und "an der Verwirrung", der 'Entnaturalisierung' der Geschlechter arbeitet".

Kelle, die mehrfach beklagte, von "Schreihälsen der Homo-Lobby" als homophob bezeichnet zu werden, schrieb in einer weiteren "Focus"-Kolumne: "Alle sind irgendwie 'queer' – das ist Gender für Fortgeschrittene. Wenn es so weitergeht, wird wohl in absehbarer Zeit in unseren Schulen das Wort 'Hetero' als Bezichtigung verwendet. Denn wer nicht wenigstens bisexuell ist, gerät angesichts der Gender-Offensive demnächst mit seinem traditionellen heterosexuellen Geschlechtstrieb unter Rechtfertigungsdruck" (queer.de berichtete).

"Birgit Kelle sagt nicht einfach ihre Meinung, sondern macht aus Homophobie und dem Schüren von Vorurteilen, teilweise von purer Hetze, ein Geschäftsmodell", schrieb queer.de-Chefredakteur Norbert Blech bereits 2015 in einem Porträt über die Autorin, die als wichtiges Bindeglied zwischen der ultraklerikalen und der neurechten Szene gilt. (cw)

#1 PiakAnonym
  • 02.02.2021, 06:52h
  • Auch wenn ich normalerweise bei so etwas zurückhaltend bin, hat sich Frau Kelle diese Anzeige redlich verdient.
    Danke an die taz-Autorin, die die Mühe auf sich genommen hat.
  • Direktlink »
#2 KomischAnonym
  • 02.02.2021, 07:04h
  • "Traditioneller Geschlechtstrieb"?

    Ich lach' mich schlapp! Die "gute" "Dame" sollte sich mal mit der Bedeutung der Begriffe "Tradition" und "Trieb" beschäftigen. Nach ein paar Sekunden (na gut: vielleicht Minuten) würde ihr dann auffallen, dass ihre Formulierung an Absurdität kaum zu überbieten ist.
  • Direktlink »
#3 antosEhemaliges Profil

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