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Diskriminierung

Deutschland hält am "ewiggestrigen" Blutspendeverbot für Schwule fest

Während andere Länder das diskriminierende Blutspendeverbote immer mehr aufweichen, ändert sich in Deutschland nach Angaben der Bundesregierung erst einmal nichts.


Die Aktion "Bunt spenden" warb bereits vor rund sieben Jahren auf CSDs für ein Ende der Diskriminierung beim Blutspenden (Bild: Twitter / Bunt spenden)

  • 4. Februar 2021, 10:16h 13 3 Min.

Die Arbeitsgruppe "Blutspende von Personen mit sexuellem Risikoverhalten" hat bei ihrem Treffen am 27. Januar zwar das De-facto-Spendeverbot für schwule und bisexuelle Männer "intensiv erörtert", aber bislang kein Ergebnis erzielt. Das geht aus der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine schriftliche Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten und queerpolitischen Experten Jens Brandenburg hervor, die queer.de voliegt. Die Arbeitsgruppe besteht aus Mitgliedern des vom offen schwulen Politiker Jens Spahn geführten Gesundheitsministeriums, von Bundesoberbehörden und der Bundesärztekammer.

Eine Liberalisierung der Blutspenderichtlinien ist der Antwort zufolge nicht vor dem Frühjahr zu erwarten: "Die Diskussion soll mit dem Ziel einer Ergebnisfindung in der nächsten Sitzung, die Ende März 2021 stattfinden soll, fortgesetzt werden", heißt es in dem Schreiben vom 3. Februar. "Das Bundesministerium für Gesundheit beobachtet den Fortgang der Beratungen sehr genau."

"Die Verzögerung verschärft die ohnehin schon akute Knappheit an Blutkonserven"

"Auch im neuen Jahr hält sich das ewiggestrige Blutspendeverbot für homo- und bisexuelle Männer hartnäckig", beklagte Jens Brandenburg als Reaktion auf die Antwort. Es bleibe abzuwarten, ob die Arbeitsgruppe im März wirklich ein Ergebnis finde – mit schlimmen Folgen für die gesamte Gesellschaft: "Die Verzögerung verschärft die ohnehin schon akute Knappheit an Blutkonserven", so Brandenburg. Dabei sei der Sachstand längst klar: "Zwölf Monate Enthaltsamkeit für schwule Männer sind völlig überzogen und medizinisch unnötig. Andere Länder haben das diskriminierende Spendeverbot längst gelockert. Aktuelle Studien zeigen: Das Infektionsrisiko hat sich dort nicht erhöht. Das sollte auch die Arbeitsgruppe zur Kenntnis nehmen."

Denn für die Sicherheit der Blutspenden sei nicht die sexuelle Identität der Spender*innen entscheidend, sondern das tatsächliche Risikoverhalten. "Aussitzen ist keine Lösung. Es ist höchste Zeit, dem unsinnigen Blutspendeverbot für homo- und bisexuelle Männer endlich ein Ende zu bereiten", forderte der 34-jährige Liberale.


Jens Brandenburg ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages (Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde)

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Gegenwärtig dürfen in Deutschland homo- und bisexuelle Männer nicht Blut spenden, wenn sie in den letzten zwölf Monaten Sex mit einem Mann gehabt haben – das umfasst auch Sex mit Kondomen und/oder dem eigenen Ehemann. Heterosexuelle haben dagegen grundsätzlich keine Sex-Karenzzeit – ihnen wird etwa nicht auferlegt, mit ihrem Ehepartner oder ihrer Ehepartnerin ein Jahr lang enthaltsam zu leben. LGBTI- und Aids-Aktivist*innen kritisieren das pauschale Verbot aufgrund der sexuellen Orientierung – ebenso wie Einschränkungen für trans Menschen – als diskriminierend.

Andere Länder sind in dieser Frage bereits weiter als Deutschland: Italien und Spanien betrachten etwa beim Zugang zu Blutspenden nur das sexuelle Risikoverhalten und nicht die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität der Spender*innen. England folgte diesem Beispiel vor wenigen Wochen (queer.de berichtete). Weitere Länder haben als Kompromiss das Sexverbot für Schwule verkürzt – in Frankreich etwa auf vier Monate (queer.de berichtete). Vor wenigen Tagen hat auch Australien erklärt, sein Sexverbot für Schwule von zwölf auf drei Monate zu verkürzen. (dk)

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#1 Taemin
  • 04.02.2021, 13:28h
  • In einem Land, das 100 Jahre zur Abschaffung der Schwulenverfolgung brauchte und 25 Jahre zur Eheöffnung, ist nichts anderes zu erwarten.
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#2 SolanaceaeAnonym
  • 04.02.2021, 14:07h
  • Auch eine verkürzte Zeit der Enthaltsamkeit ist und bleibt Diskriminierung, solange sie nicht für alle gilt. Daher finde ich Frankreich nicht Lobenswert, sondern Beschämend.

    Aber was mich viel mehr stört ist: Auch Trans* Menschen dürfen kein Blut Spenden. Warum wird immer nur von dem Spendeverbot für schwule Männer berichtet? Warum gibt es Petitionen, dass schwule Männer endlich spenden dürfen sollten, aber niemand kümmert sich um Trans* menschen?
    Dass wir Trans* Menschen unterschlagen werden empfinde ich auch als diskriminierend.
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#3 PetterAnonym
  • 04.02.2021, 14:27h
  • Selbst wenn Blut knapp ist, ignorieren Union und SPD wissenschaftliche Fakten.

    Die würden vermutlich sogar eher Menschen sterben lassen, als mal anzuerkennen, dass die Gefahr für entsprechende Krankheiten nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun hat, sondern mit dem Sexualverhalten.
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