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Süddeutsche

Massen-Coming-out im "SZ Magazin"

185 queere Schauspieler*innen sprechen in dem Heft über ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität – und stellen in einem Manifest die Forderung auf, sich nicht mehr verstecken zu müssen.


Cover-Ausschnitt des Magazins der SZ, es trägt den Titel "Wir sind schon da"

In der neuesten Ausgabe des Magazins der "Süddeutschen Zeitung", das am Freitag der Zeitung beiliegt und für zahlende SZ-Plus-Kunden bereits online verfügbar ist, outen sich nach Vorabankündigung der Redaktion 185 lesbische, schwule, bisexuelle, queere, nicht-binäre und trans* Schauspieler*innen.

Die Abgebildeten forderten "mehr Anerkennung in Theater, Film und Fernsehen", heißt es in der Ankündigung. "Mit der Initiative #actout und einem gemeinsamen Manifest wollen sie eine Debatte anstoßen. Sechs von ihnen sprechen im Interview über Klischeerollen und die immer wiederkehrende Warnung vor dem Coming-out."

Das große Interview zu #actout können Sie jetzt schon mit SZ Plus lesen: www.sz-magazin.de/actout

Posted by Süddeutsche Zeitung Magazin on Thursday, February 4, 2021
Facebook / Süddeutsche Zeitung Magazin
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Dieses Interview wurde geführt von Carolin Emcke, die bereits das Coming-out von Ex-Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger publizistisch begleitet hatte, und Lara Fritzsche. Gesprochen haben sie mit Jonathan Berlin ("Preis der Freiheit"), Eva Meckbach ("Criminal"), Tucké Royale, Karin Hanczewski ("Tatort Dresden)", Godehard Giese ("Babylon Berlin") und Mehmet Atesci ("Nachspielzeit"). "Mir wurde immer gesagt, ich solle mich nicht outen", sagt etwa Hanczewski. "Als ich den 'Tatort' bereits hatte, wurde mir gesagt, ich soll mich nicht outen, bevor ich nicht den Fuß richtig in der Branche habe, und wir wissen ja alle, dass die Leute, die den Fuß so richtig drinnen haben und auch den ganzen Körper, es erst recht nicht tun sollen. Es gibt also nie den richtigen Zeitpunkt."

"Als wir uns im Vorfeld überlegt haben, was wir als Gruppe wollen, ging es immer um eine Sichtbarmachung", so Giese in dem Interview. "Jede*r von uns hat in irgendeinem Lebens­bereich schon ein Coming-out hinter sich, vor Freund*innen, Familie oder auch Kolleg*innen. Aber wir sind mit unserer ­sexuellen Identität in der Öffentlichkeit nicht sichtbar. Es wird immer angenommen, man gehöre zur Norm." "Wenn ich daran zurückdenke, was mir als Jugendlichem gefehlt hat, um damit vielleicht früher freier umgehen zu können, dann wären das Schauspieler*innen gewesen, die zeigen, dass sie das offen leben", meint Jonathan Berlin in dem ausführlichen Interview. Mehmet Atesci ergänzt: "Ich hätte mir als junger Heranwachsender auch Verbündete gewünscht – und das möchte ich hiermit sein."

Emcke und Fritzsche veröffentlichten in einem weiteren Text zudem Gedanken von Ulrike Folkerts, Lamin Leroy Gibba, Emma Bading, Erwin Aljukic und Oska Melina Borcherding. Borcherding beschreibt, als nicht-binäre Person meistens "als Frau gelesen" und eingesetzt zu werden, obwohl persönlich auch mal eine Rolle als Mann oder nicht-binäre Person gewünscht werde.

Viele der angekündigten Coming-outs sind streng genommen keine: Von vielen der bekannteren Personen war ihre Homo- oder Transsexualität bereits vorher bekannt, teilweise seit Jahren und Jahrzehnten. Doch das Magazin zeigt auch viele neue Gesichter, "in der Branche Etablierte und nicht Etablierte", wie es im Manifest heißt, und mit ihnen eine gemeinsame Botschaft.

Selbstbewusste Forderung nach mehr Vielfalt

Während die Coming-outs zur Kampagne etwas versteckt im SZ-Abonennten-Bereich stattfinden, ist das Manifest auf einer eigenen Webseite online – und das direkt auf mehreren Sprachen. Man gehe "gemeinsam den Schritt an die Öffentlichkeit, um Sichtbarkeit zu schaffen", heißt es in dem Aufruf.

Bisher habe man in der Branche mit dem Privatleben nicht offen umgehen können, ohne dabei berufliche Konsequenzen zu fürchten: "Noch zu oft haben viele von uns die Erfahrung gemacht, dass ihnen geraten wurde – sei es von Agent:innen, Caster:innen, Kolleg:innen, Produzent:innen, Redakteur:innen, Regisseur:innen usw. – die eigene sexuelle Orientierung, Identität sowie Gender geheimzuhalten, um unsere Karrieren nicht zu gefährden."

Endlich ist es soweit: Nach 1 1/2 Jahren Vorbereitung ging soeben die #ActOut Aktion online (leider mit Bezahlschranke),...

Posted by Queer Media Society on Thursday, February 4, 2021
Facebook / Queer Media Society | Die Queer Media Society hat die Entstehung der Kampagne begleitet
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Als Schauspieler*innen, die sich früher bereits mutig outeten, oder als Nachwuchs und insgesamt vielfältige Gruppe fordere man, dass Schluss sein müsse mit der Behauptung, "dass, wenn wir gewisse Facetten unserer Identität, nämlich unsere sexuelle sowie Geschlechtsidentität offenlegten, wir mit einem Mal bestimmte Figuren und Beziehungen nicht mehr darstellen könnten". Diese Unvereinbarkeit gebe es nicht. "Wir sind Schauspieler:innen. Wir müssen nicht sein, was wir spielen. Wir spielen, als wären wir es – das ist unser Beruf", so das Manifest.

185 Schauspieler*innen outen sich im neuen SZ-Magazin als lesbisch, schwul, bi, queer, nicht-binär, trans*. Was sie mit...

Posted by Klaus Nierhoff on Thursday, February 4, 2021
Facebook / Klaus | Zu den Unterstützern der Kampagne, deren Homosexualität bereits bekannt ist, gehört "Lindenstraßen"-Veteran Klaus Nierhoff
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Nicht nur vor und hinter der Kamera, sondern auch auf dem Schirm wird mehr Vielfalt gefordert. Sehgewohnheiten in Film umd Fernsehen änderten sich und die Branche müsste "für ein Miteinander stehen und in ihrer Vielfältigkeit die Gesellschaft abbilden", so das Manifest. "Es gibt weitaus mehr Geschichten und Perspektiven als nur die des heterosexuellen weißen Mittelstands, die angeschaut und gefeiert werden. Diversität ist in Deutschland längst gesellschaftlich gelebte Realität. Dieser Fakt spiegelt sich aber noch zu wenig in unseren kulturellen Narrativen wider." (nb)

#1 AtreusEhemaliges Profil
  • 04.02.2021, 19:49h
  • Das ist die Nachricht der Woche. Danke liebes queer.de-Team, fürs aufmerksam machen! Wäre an mir vorrüber gegangen. Die Printversion gönne ich mir morgen.

    Caro Emcke muss man einfach gern haben. Schön zu sehen, dass sie sich dem Friedenspreis auch vier Jahre später würdig erweist. Dass können nicht viele von sich behaupten. Ihre Rede in der Paulskirche ging durch Mark und Bein.

    www.youtube.com/watch?v=CRkf6k7CYXI
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#2 antosProfil
#3 LegatAnonym
  • 04.02.2021, 20:33h
  • Das ist ja mal richtig genial und mega wichtig! Ich muss mir diese Ausgabe besorgen! Wie haben andere Medien darauf reagiert?
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#4 audeasAnonym
  • 04.02.2021, 20:41h
  • Unglaublich bewegende und starke Aktion! Genau sowas wünsche ich mir auch für Bundesligafußballer.
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#5 swimniAnonym
#6 DominikAnonym
  • 04.02.2021, 21:01h
  • Na ja, dass in künstlerischen Berufen wie dem Schauspielgewerbe auch viele Nicht-Heteros tätig sind, find ich jetzt ehrlich gesagt keine so wahnsinnig sensationelle News. "185 nicht-heterosexuelle Profi-Sportler*innen" - DAS wäre mal eine Schlagzeile gewesen! Auch scheint mir im Profi-wie auch im Amateur-Sport das Akzeptanz-Problem noch ein ganz anderes zu sein, als unter Schauspielern, wo's doch fast schon wieder cool ist, wenn der eigene Typ von der 0815-Norm abweicht.

    Na ja, nette Schlagzeile. Sorgt bedingt für Aufmerksamkeit. Ein vergleichbares Aufreger-Potenzial wie damals in den 70ern die abtreibenden Frauen im "Stern" hat die Story aber nicht, da "Nicht-Heterosexualität unter Schauspielern" kaum noch jemand hinterm Ofen hervorlockt.
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#7 Korinthen KKAnonym
  • 04.02.2021, 21:07h
  • In den Facebook-Kommentaren findet sich natürlich wieder, dass die Privatsache sei. Komisch, warum liest/hört man solche Kommentare nicht, wenn ein Fußballer "selbstverständlich" mit seiner Ehefrau posiert, oder ein Promi seine Hochzeit öffentlich zelebriert?
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#8 Nesiree DickAnonym
  • 04.02.2021, 21:23h
  • Da haben sie doch wirklich leider einen vergessen, der es so gerne endlich allen sagen würde: Florian David Fitz. Das Schneckchen.
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#9 antosProfil
#10 KaiJAnonym