13 Kommentare
- 12.02.2021, 11:48h
- Das Tatmotiv wurde gestern als solches auch in den Nachrichten genannt.
Aber noch immer werden die beiden Opfer als "2 Touristen" bezeichnet. Hätte man das bei einem "klassischen" Ehepaar auch so gemacht, anstatt zu sagen "ein Ehepaar"??? - |
- 12.02.2021, 12:10h
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Interessante Beobachtung. Offenbar gilt nach wie vor: ein (Ehe-)Paar sind ein Mann und eine Frau.
Ich habe mich vor ca. 5 Jahren mal mit dem Anbieter eines Fernlehrgangs* herumgestritten. Da sollte man in einem Test "Paare" bilden. Ich habe zwei ähnliche Sachverhalte "gepaart", da diese aus meiner Sicht am nächsten beieinander lagen.
Dieses wurde dann als falsch bewertet. Auf Rückfrage bekam ich die Antwort, ein Paar sei immer die Paarung zweier GEGENSÄTZLICHER Sachverhalte. Mein Argument, dass man unter einem Paar selbstverständlich z.B. auch zwei Männer oder zwei Frauen (mit mehr wollte ich die Herrschaften dort nicht überfordern) verstehen könne, wurde ignoriert bzw. abgewiesen. Und zwar mit folgendem Gegen"argument":
"Darüber hat sich bisher bei uns noch nie jemand beschwert."
Im Ernst jetzt - das war das einzige "Argument", das mir geliefert wurde. Ganz nach dem Motto "Wir haben das schon immer so gemacht, und was wir schon immer so gemacht haben, kann schließlich nicht falsch sein - und es hat sich ja eben bisher auch noch keiner beschwert."
Meine Beschwerde hatte also nicht etwa zur Folge, dass da jemand überhaupt mal ins Nachdenken gekommen wäre - es blieb dabei: ich hatte den "Fehler" begangen, Gleichartiges als Paarung zu betrachten.
*übrigens einer der bekanntesten deutschen Anbieter von Weiterbildungskursen und -abschlüssen
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Anderer, kurzer anekdotischer Fall: jemand berichtete mir von der Geburt von Zwillingen: es sei ein "Pärchen". Ich sagte noch, na klar ist es ein Pärchen, es sind ja Zwillinge. Mir wurde dann erwidert, dass damit selbstverständlich gemeint sei, dass es sich um einen Jungen und ein Mädchen handle, denn nur das sei ja ein "Pärchen". Zwei Jungen oder zwei Mädchen könnten schließlich kein Pärchen sein. *augenroll* - |
- 12.02.2021, 12:49h
- Ich erlebe immer wieder, dass Leute sich davor drücken, für mich oder meinen Mann im Gespräch das Wort "Ehemann" zu verwenden, und statt dessen "Partner" sagen, als hätten wir zusammen eine Firma.
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- 12.02.2021, 13:29h
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Es gibt im Alltag immer wieder Situationen, bei denen ich gefragt werde "Leben Sie allein?" wie zum Beispiel noch vorgestern in einer Arztpraxis. Dann antworte ich "Nein, ich bin verheiratet". Dann kommt manchmal die Frage "Haben Sie Kinder?". Meine Antwort "Ich bin mit einem Mann verheiratet. Wir sind 30 Jahre zusammen." Daraufhin erhellt sich oft das Gesicht meines Gegenübers, es wird freundlicher und man hört Sätze wie "Dann sind Sie ja in guten Händen".
Ich persönlich habe eigentlich nur gute Erfahrungen mit meinen heterosexuellen Mitmenschen gemacht. - |
- 13.02.2021, 11:18h
- Nach der Verpartnerung sprach ich nicht mehr von meinem Freund, sondern von meinem Mann. - Mein damaliger Chef: "Ach, Sie sagen jetzt: mein Mann?". - "Ja, ist er ja auch. Außerdem ist das eine Empfehlung der Gesellschaft für deutsche Sprache." - "Und er, was sagt er, wenn er von Ihnen spricht? ... meine Frau...?"
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- 13.02.2021, 13:16h
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Ach ja, wie bekannt mir das alles vorkommt. Einmal wurde ich von der damaligen Personalratsvorsitzenden (!) meines Betriebes nach der Heirat gefragt, wer denn bei uns die Rolle der Frau übernehme... Noch platter und dümmlicher geht´s kaum. Und ausgerechnet von einer Person, welche mich am Arbeitsplatz bei Konflikten beraten soll und die sich in ihrer Funktion auch mit Gleichstellung und Mobbing beschäftigt. Mir hat´s damals fast die Sprache verschlagen...
Aber aus genau solchen Erfahrungen verstehe ich dann auch andere queere Menschen, die eine gendergerechte Anpassung von Sprache und Ansprache fordern, weil es einfach der richtigen und respektvollen Wahrnehmung von Mitmenschen dient. Ich beherrsche das allerdings im Alltag auch noch nicht immer richtig, bin aber lernfähig. - |
- 13.02.2021, 13:28h
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"Aber aus genau solchen Erfahrungen verstehe ich dann auch andere queere Menschen, die eine gendergerechte Anpassung von Sprache und Ansprache fordern, weil es einfach der richtigen und respektvollen Wahrnehmung von Mitmenschen dient."
BINGO!
Ich persönlich komme nur sehr schlecht damit klar, nachvollziehen zu sollen, weshalb es einerseits fehlender Respekt ist, wenn ein Ehemann als "Partner" bezeichnet wird, aber andererseits vehement dafür gekämpft wird, dass nichtbinäre Menschen gar nicht benannt werden sollen, weil Anderes angeblich viel wichtiger sei. Ist Letzteres denn KEIN fehlender Respekt?
Da fehlt für mich die argumentatorische Konsistenz. - |
- 13.02.2021, 13:33h
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Die ganze Zeit schon, in der ich mich in diesem Themenstrang bewege, störe ich mich sehr an deiner Forderung nach einem "brain washing", zu deutsch Gehirnwäsche. Das ist nach meinem Verständnis eine psychische Foltermethode. Z. B. sind auch sogenannte Konversionstherapien "brain washings". Auch Sekten wie Scientology haben Menschen mit sogenannten "brain washings" manipuliert und psychisch stark beeinträchtigt und willfährig gemacht.
Gehirnwäsche als Therapie ist völlig sinnfrei und selbst bei einem Hassmörder aus gutem Grund unzulässig. Mir gruselt es bei dem Gedanken, im Strafrecht könne so etwas Einzug halten... - |
- 13.02.2021, 14:05h
- Bei solchen Momenten sollte man den Spieß rumdrehen und den Kommentator dasselbe fragen. Wer ist denn in seiner Ehe der Mann und hat die Hosen an?
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Und wer sagt so etwas?
Meist Männer, die durch ihre Religion zu Hass erzogen wurden, oder Männer, die Angst vor ihren homosexuellen Anteilen haben.
Was der Täter braucht, ist nicht nur eine Verurteilung, sondern auch ein "brain washing", weil auch ein Urteil dem Täter nicht zur Einsicht verhelfen wird.