Letzten Donnerstag zeigte die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" den brutalen Überfall auf einen schwulen Mann im nordrhein-westfälischen Detmold, der am 22. April 2020 von einem Grindr-Date in seiner eigenen Wohnung schwer verletzt und bestohlen worden war. Nach der Sendung griffen offenbar mehrere Menschen zum Telefon: "Wir haben zahlreiche Hinweise bekommen. Viele davon sind griffig und könnten uns weiterbringen", erklärte Polizeisprecherin Laura Merks gegenüber der "Lippischen Landes-Zeitung".
Der Fall wurde im ZDF in einem knapp 15-minütigen Film dargestellt. Darin ist zu sehen, wie das 26-jährige Opfer, ein Musikstudent aus Japan, den zirka 30 Jahre alten Mann "mit südländischem Aussehen" kennenlernte. Der Täter habe demnach das Vertrauen des Studierenden erschlichen und sei dann zu ihm nach Hause in seine Innenstadtwohnung eingeladen worden. Dort habe er gesagt, dass der Mann, der fast akzentfrei deutsch sprach, dem Opfer wegen einer "Überraschung" die Augen verbinden wollte. Danach habe er den Studenten mehrfach mit einem selbst mitgebrachten Hammer auf den Kopf geschlagen. Der Täter habe dann sein Opfer unter Druck gesetzt und Bargeld, iPhone, iPad und Macbook entwendet. Das Opfer wurde mit Platzwunden und einer Schädelprellung ins Krankenhaus eingeliefert. Es leide bis heute unter den seelischen Auswirkungen der Tat.
Polizei: Opfer hatte Glück, nicht getötet worden zu sein
Es sei "nicht ganz auszuschließen", dass der Täter weitere derartige Straftaten begangen habe, so der ermittelnde Kriminalhauptkommissar Dietmar Simm-Koralewicz in der ZDF-Livesendung. Das Opfer habe sehr viel Glück gehabt, dass es den Überfall überlebt habe. Die Polizei bittet die Bevölkerung weiter um Hinweise und hat dazu ein Phantombild des Täters veröffentlicht. Die Staatsanwaltschaft setzte für sachdienliche Hinweise eine Belohnung in Höhe von 2.000 Euro aus.
Die Polizei bittet weiterhin um sachdienliche Hinweise, um den Täter zu schnappen (Bild: Screenshot ZDF)
Laut der Detmolder Polizei hätten sich inzwischen mehrere Grindr-Nutzer gemeldet, die glaubten, das Phantombild des Täters in Profilbildern wiedererkannt zu haben. Zudem gebe es Hinweise auf eine weitere Tat, die ähnlich abgelaufen sein soll. Die Ermittlungen dauern derzeit noch an. Weil Grindr in Kalifornien sitzt und seine Daten angeblich rasch löscht, entschied sich die Staatsanwaltschaft dagegen, bei der Dating-App überhaupt erst nach weiteren Informationen anzufragen.
Wer den Film zum Fall sehen will, kann sich "Aktenzeichen XY" noch in der ZDF-Mediathek anschauen (Minute 22 bis Minute 41). Allerdings muss man sich sputen: Das ZDF löscht das Video bereits nach Mittwoch (17. Februar) wieder von seiner Streamingseite.
Zuletzt gibt es immer wieder Meldungen über Gewalt gegen Grindr-Nutzer. Erst vergangenen Monat wurde etwa in England ein 26-jähriger Heterosexueller zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er schwule Männer mit Fake-Profilen angeschrieben hatte, um sie mit K.o.-Tropfen zu überwältigen, auszurauben und ihre Konten zu leeren – ein Opfer starb an der Droge (queer.de berichtete). (cw)
Darüber hinaus kann ich nur hoffen, dass der brutale Täter gefasst und verurteilt wird. Dem Opfer wünsche ich viel Kraft und gute Genesung, auch oder vielleicht sogar vor Allem, von den seelischen Wunden.