Hans-Adam II. steht einem Fürstenhaus vor, das Liechtenstein seit mehr als 300 Jahren kontrolliert (Bild: Presse- und Informationsamt Vaduz)
Homophobie hat im "Ländle" weiterhin Hochkultur und LGBTI-Aktivist*innen sind entsetzt: Fürst Hans-Adam II. bezeichnete vergangenen Freitag in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Sender "Radio Liechtenstein" erneut Homosexuelle als pauschale Gefahr für Kinder. Angesprochen auf die mögliche Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben erklärte der 76-jährige Staatschef des Fürstentums Liechtenstein: "Ich hätte grundsätzlich nichts dagegen, solange homosexuellen Ehen nicht das Recht gegeben wird, Kinder zu adoptieren." Kinder hätten das Recht, in einer "normalen Familie" aufzuwachsen. "Wenn zwei Homosexuelle irgendwelche Knaben adoptieren, ist das nicht unproblematisch."
Nach der Landtagswahl am 7. Februar gibt es im liechtensteinischen Parlament möglicherweise eine Mehrheit für die Ehe für alle. Der Fürst drohte jedoch im Interview mit einem Veto, sollten gleichgeschlechtliche Paare das Adoptionsrecht erhalten. Zwar hat Hans-Adam II. die Regierungsgeschäfte bereits 2004 an seinen Sohn Alois abgegeben. Dieser werde aber wohl eine Gleichstellung verhindern: "Ich würde davon ausgehen, dass er sein Veto einlegen würde, falls es überhaupt zu einem Mehrheitsbeschluss kommen würde", so der Vater.
Der Hintergrund: Liechtenstein ist zwar eine Demokratie, der Fürst oder dessen Statthalter darf jedoch nach Gutdünken Gesetze ablehnen, die vom Parlament oder in einer Volksabstimmung beschlossen worden sind. Außerdem untersteht der Fürst nicht der Gerichtsbarkeit. Die Liechtensteiner*innen sind mit dieser fürstlichen Bevormundung zufrieden: 2012 lehnten sie eine Beschneidung des Veto-Rechts in einem Volksentscheid mit einer Dreiviertelmehrheit ab. Der Fürst nutzt seine Macht hin und wieder auch aus – deshalb hat Liechtenstein etwa eines der strengsten Abtreibungsgesetze Europas.
Der Fürst ist ein Wiederholungstäter
Hans-Adam II. hatte bereits vor fünf Jahren mit einer ähnlich homophoben Äußerung für Aufregung gesorgt. Damals sagte er ebenfalls in "Radio Liechtenstein": "Man prüft ja sehr genau, ob eine Adoption im Interesse des Kindes ist und wenn ich dann mir vorstelle, dass da zwei homosexuelle Männer irgendwelche Knaben adoptieren – womöglich auch noch aus Entwicklungsländern – dann muss man wirklich sagen, das ist verantwortungslos, wenn man das zulässt" (queer.de berichtete).
LGBTI-Aktivist*innen kritisierten die neuerliche Äußerung des Staatchefs: "Wir sind sprachlos", so die Flay Liechtenstein, die erste queere Organisation in der Geschichte des 39.000 Einwohner*innen zählenden Landes, auf Facebook. "Bereits vor ein paar Jahren hat unser Durchlaucht in einem Neujahrsinterview mit einem Vergleich von Schwulen mit Pädophilen für Unverständnis und rote Köpfe gesorgt." Nun habe der Fürst "diese völlig absurde Aussage" wiederholt. "Es scheint dem Fürsten also nichts auszumachen, wenn Liechtenstein in puncto Gleichstellung in Westeuropa bald den letzten Exoten spielt, der sich der Realität verwehrt", erklärten die Aktivist*innen. "Schade – ein wenig mehr Offenheit und Aufgeklärtheit würde man sich von einem Staatsoberhaupt schon wünschen."
Flay Liechtenstein veröffentlichte am Dienstag Leserbriefe, in denen die Haltung des Fürsten kritisiert wird. "Dieser Rückhalt aus der Bevölkerung und der Parteienlandschaft Liechtensteins ermutigt und bestärkt uns darin, unseren Weg weiterzugehen und uns für die Gleichstellung der LGBTIQ-Community in Liechtenstein stark zu machen", so die 1998 gegründete Organisation.
Liechtenstein ist bei LGBTI-Rechten ein Nachzügler. Bis 1989 galt noch ein komplettes Verbot homosexueller Handlungen.
Die einzigen beiden Nachbarländer Liechtensteins – Österreich und die Schweiz – sind im Ehe- und Adoptionsrecht bereits weiter. Der österreichische Verfassungsgerichtshof ordnete 2017 die Öffnung der Ehe an (queer.de berichtete). Auch das schweizerische Parlament stimmte vor zwei Monaten für die Öffnung der Ehe (queer.de berichtete). In Liechtenstein sind seit 2011 immerhin eingetragene Partnerschaften möglich (queer.de berichtete). (dk)
Immer wenn ein Mann ein solcher Männerhasser ist, frage ich mich, wie es in ihm selbst bestellt sein muss, dass er solche Zusammenhänge für möglich hält. Ich würde diesen Fürst keinesfalls in die Nähe meiner Kinder lassen.