Der amerikanische Radiokommentator Rush Limbaugh ist am Mittwoch im Alter von 70 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Seine Witwe Kathryn Limbaugh verkündete die Todesnachricht in der Radioshow des Rechtsaußen-Aktivisten, in der er seit den Achtzigerjahren stets seine Sicht der Welt verbreitet hatte und an fünf Tagen der Woche Millionen von Menschen erreichte.
Die Trauer in der LGBTI-Community hält sich in Grenzen: Aus seiner Abneigung gegen Minderheiten hatte Limbaugh, dessen Vermögen auf 600 Millionen Dollar geschätzt wird, zu Lebzeiten nie ein Geheimnis gemacht – besonders oft polemisierte er gegen schwule Männer. Er galt jahrzehntelang als einer der einflussreichsten rechtspopulistischen Meinungsmacher.
Zum Tod von Limbaugh erschien im amerikanischen LGBTI-Nachrichtenmagazin "The Advocate" ein Artikel mit der Überschrift: "Warum sollte ich irgendetwas Nettes über den toten Rush Limbaugh sagen?" Autor John Casey macht dabei aus seiner Abneigung gegen den Verstorbenen keinen Hehl ("Er starb an Lungenkrebs. Er hätte an einem Hirntumor sterben sollen, weil sein Kopf ein Schleimsieb war").
Limbaugh fand schwule Aids-Tote lustig
In sozialen Netzwerken wird an Limbaughs hasserfüllte Tiraden gegen Homosexuelle oder andere Minderheiten erinnert. So hatte er einst in seiner Sendung ein Segment mit dem Titel "AIDS Update", in dem er die Namen von an Aids gestorbenen schwulen Männern vorlas und sich über deren Tod lustig machte.
Zudem verbreitete er viele Verschwörungstheorien über sexuelle Minderheiten – etwa dass Schwule grundsätzlich "gerbilling" betreiben würden. Unter dem Begriff versteht man die angebliche sexuelle Praxis, sich eine lebendige Rennmaus (Gerbil) in den Darm zu schieben. Seinen Hass auf Homosexuelle hielt er bis zuletzt aufrecht: So erklärte er etwa letztes Jahr, dass der offen schwule Präsidentschaftskandidat Pete Buttigieg Kinder gefährde, wenn er öffentlich seinen Ehemann küsst (queer.de berichtete). Auch Feministinnen zählten zu seinen Hassobjekten: So behauptete er ernsthaft, dass "Femi-Nazis" schuld daran seien, dass die Penisgröße schrumpfe (queer.de berichtete).
Witze über Völkermord
Limbaugh machte sich außerdem über praktisch jeden lustig, der nicht genauso war wie er. Zum Genozid an der amerikanischen Urbevölkerung merkte er etwa an: "Holocaust an 90 Millionen Indianern? Nur vier Millionen übrig? Die haben doch alle ein Kasino, warum beschweren sie sich denn?". Den Ex-Präsidenten Barack Obama verspottete Limbaugh als "magischen Neger". "Black Lives Matter" bezeichnete er als Terrororganisation. Außerdem behauptete er, die Anschläge auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch 2019 seien eine heimliche Verschwörung linksgerichteter Politiker*innen gegen Trump – bei der Terrorattacke durch einen Rechtsextremisten kamen 51 Menschen ums Leben.
Zudem machte sich Limbaugh regelmäßig über seine politischen Feinde lustig, wenn diese an einer Krankheit litten. So beschuldigte er etwa den "linken" Schauspieler Michael J. Fox, die Symptome seiner Parkinson-Krankheit nur vorzutäuschen.
Trotz seiner Hasstiraden gilt Limbaugh unter vielen Republikaner*innen als Held. Für den Kongressabgeordneten Jim Jordan bezeichnete ihn nach seinem Tod etwa als eine "Ikone, ein Patriot und ein amerikanischer Held". Senator Tom Cotton nannte Limbaugh einen "Giganten", der Millionen von Menschen inspiriert habe.
Rechtspopulistische und selbst konservative Webseiten feiern den Moderator mit großem Pathos. Der "Fox News Channel" lobte Limbaugh etwa in einer Überschrift als "amerikanischen Patrioten" und zitierte seine Witwe, die den Verstorbenen als "größten Menschen aller Zeiten" beschrieb.
(Bild: foxnews.com)
Limbaugh war auch ein großer Anhänger von Donald Trump. Deshalb wurde er 2020 vom Präsidenten mit der US-Version des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet. (dk)