In der Debatte um Homosexualität im Fußball hat der Präsident des FC Bayern München, Herbert Hainer, die Verantwortung der Vereine betont. Es sei nicht ihre Aufgabe, eine Spielerin oder einen Spieler zu ermutigen, ihre und seine sexuelle Orientierung öffentlich zu leben, sagte der Vereinschef der "Rheinischen Post" (Bezahlartikel). "Das ist eine Entscheidung, die jede und jeder für sich selbst treffen muss, und selbstverständlich werden wir als Verein unsere Sportlerinnen und Sportler dann in ihrer und seiner persönlichen Entscheidung unterstützen", sagte Hainer.
Nach seiner Meinung geht das Thema aber über den Sport hinaus. "Wir müssen es in der Gesellschaft hinbekommen, dass ein Klima entsteht, in dem man niemanden ermutigen muss. Dazu möchten auch wir einen Beitrag leisten", sagte Hainer.
Vereinspräsident fordert mehr Aufklärung
Deswegen arbeite man in allen Altersklassen intensiv an dem Thema, unter anderem auch im Bayern-Campus setze man auf Aufklärung. "Die Frage, wie sich die Gesellschaft, der Fußball verändern muss, damit homosexuelle Menschen sich nicht zu verstecken brauchen, hat eine unserer Pädagoginnen am Campus so beantwortet: "Wir müssen die Kinder und Jugendlichen frühzeitig für das Thema sensibilisieren, offene Fragen beantworten, Unsicherheiten nehmen und sehr klar vermitteln, dass 'Mia san mia' auch 'Mia san bunt' heißt"", berichtete der Vereinspräsident.
Warnung von Philipp, Ermunterung von über 800 Kolleg*innen
Seit mehreren Tagen wird in Deutschland zum wiederholten Mal über Homosexualität im Profifußball diskutiert. Ausgelöst wurde die Debatte durch das neue Buch "Das Spiel" des ehemaligen Nationalmannschaftskapitäns Philipp Lahm, in dem er vor einem Coming-out warnt. Ein schwuler Spieler, der sich in der Bundesliga outet, habe nur geringe Chancen, "halbwegs unbeschadet davonzukommen", zitierte die "Bild"-Zeitung am Mittwoch vorab aus dem Band, der am 22. Februar auf den Markt kommt (queer.de berichtete).
Neben den Aussagen von Lahm hatte in dieser Woche ein Appell für Aufsehen gesorgt, mit dem mehr als 800 deutschen Fußballer*innen homosexuellen Spielern ihre Solidarität zugesichert hatten. "Wir werden euch unterstützen und ermutigen und, falls notwendig, auch gegen Anfeindungen verteidigen. Denn ihr tut das Richtige, und wir sind auf eurer Seite", hieß es in dem Solidaritätsschreiben, das das Magazin "11 Freunde" in seiner jüngsten Ausgabe veröffentlichte (queer.de berichtete). (cw/dpa)
gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht. mir klingt das verdächtig danach, dass man damit am liebsten so wenig wie möglich zu tun haben will. im moment haben wir nämlich eher ein klima, in dem es unbedingt ermutigung braucht, und das liegt genau daran, dass das thema tabuisiert wird. sich mit einem tabuisierten thema am liebsten nicht mehr beschäftigen zu wollen, wird da nicht wirklich weiter helfen.
mit der harmlosen formulierung "Das ist eine Entscheidung, die jede und jeder für sich selbst treffen muss" wird das ganze thema wieder ins private verschoben, und auf die ebene der persönlichen verantwortung der betroffenen. damit kann man sich wunderbar aus der affäre ziehen.