Im Jahr 2020 identifizierten sich 5,6 Prozent der Amerikaner*innen als lesbisch, schwul, bisexuell oder trans. Das geht aus aktualisierten Schätzungen des Meinungsforschungsinstituts Gallup hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Sie beruhen auf Auswertungen mehrerer Umfragen.
Die Zahl derjenigen, die sich der queeren Community zugehörig fühlen, stieg in den letzten Jahren steil an. 2012 gaben etwa nur 3,5 Prozent an, LGBT zu sein. 2017 stieg der Anteil auf 4,5 Prozent (queer.de berichtete). Mit den neuen Daten aus dem Jahr 2020 beschleunigte sich der Anstieg zuletzt noch.
(Bild: Gallup)
Frauen sind laut Gallup durchschnittlich queerer als Männer: Unter ihnen identifizierten sich 6,4 Prozent als LGBT, unter Männern nur 4,9 Prozent.
Laut den neuesten Zahlen gab außerdem 7,6 Prozent der Gesamtbevölkerung keine Antwort auf die Frage nach ihrer sexuellen Orientierung. Als heterosexuell und cisgender bezeichneten sich 86,7 Prozent der Amerikaner*innen.
Bisexuelle sind in der Mehrheit
Innerhalb der LGBT-Community haben laut Gallup Bisexuelle die Nase vorn: 55 Prozent der queeren Menschen gaben dies als ihre sexuelle Orientierung an. Als "gay", was auf Englisch schwul oder lesbisch bedeuten kann, bezeichneten sich 25 Prozent, als lesbisch zwölf Prozent. Hinzu kommen elf Prozent trans Menschen (gemessen auf die Gesamtbevölkerung macht ihr Anteil 0,6 Prozent aus). Unter den LGBT-Befragten nannten außerdem drei Prozent andere Begriffe zur Selbstbeschreibung wie "queer" oder "same-gender-loving". Bei der Frage nach der Selbstidentifikation war eine Mehrfachauswahl möglich.
Insbesondere Jüngere identifizieren sich als LGBT. So gaben bei der "Generation Z" (Geburtsjahr 1997 bis 2002) 17 Prozent an, Mitglied der queeren Community zu sein. Der Anteil von Bisexuellen ist in dieser Gruppe besonders hoch. Bei den Millennials (Geburtsjahr 1981 bis 1996) sinkt der Anteil auf rund zehn Prozent, bei der Generation X (Geburtsjahr 1965 bis 1980) sind es vier Prozent, bei den Baby-Boomern (Geburtsjahr 1946 bis 1964) noch zwei Prozent und bei den Traditionalistinnen und Traditionalisten (Geburtsjahr vor 1946) immer noch knapp über ein Prozent. Auffällig ist, dass sich bei den älteren Generationen fast niemand als bisexuell identifiziert.
Linke identifizieren sich eher als LGBT als Rechte
Auch die politische Einstellung hat einen großen Einfluss, wie Menschen ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität beschreiben. So geben 13 Prozent der Linksliberalen an, sie seien queer, aber nur vier Prozent der Gemäßigten und ganze zwei Prozent der Konservativen. Keinen Einfluss auf die Zahl queerer Menschen scheint die formale Bildung zu haben: Bei Menschen mit und ohne Uni-Abschluss ist die Zahl von LGBT gleich.
Gallup erwartet, dass die LGBT-Zahlen in den nächsten Jahren weiter steigen werden: "In einer Zeit, in der Amerikaner gleiche Rechte für Schwule, Lesben und trans Menschen immer mehr unterstützen, identifiziert sich ein größerer Prozentsatz der Amerikaner als LGBT", so das in Washington ansässige Institut. "Weil sich jüngere Generationen weit mehr als ältere als LGBT identifizieren, dürfte dieser Anstieg weitergehen."
Die Zahlen basieren auf mehr als 15.000 telefonischen Interviews, die durch das Jahr 2020 hindurch unter volljährigen Amerikanerinnen und Amerikanern durchgeführt wurden.
Dieser Anstieg ist nicht auf die USA beschränkt. Auch in anderen westlichen Ländern fühlen sich in einem liberaler werdenden gesellschaftlichen Klima immer mehr Menschen der LGBTI-Community zugehörig. Dies geht beispielsweise auch aus Zahlen der britischen Statistikbehörde hervor (queer.de berichtete). (dk)