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Er war "Polizeiruf 110"-Kommissar und ist bis heute ein Publikumsliebling. Jaecki Schwarz ist heute 75 Jahre alt geworden.
Die sächsische Polizeigewerkschaft hatte ihn einmal zum Ehrenkommissar ernannt: Jaecki Schwarz hat viele Jahre mit dem 2019 verstorbenen Wolfgang Winkler in der ARD-Krimiserie "Polizeiruf 110" ermittelt. Die Rolle war eine der bekanntesten auf seiner Liste von etwa 250 Kino- und Fernsehfilmen. Mehr als zwei Jahrzehnte gehörte Jaecki Schwarz zum Berliner Ensemble, er stand für Größen wie Peter Zadek auf der Bühne. Er ist einer der ostdeutschen Schauspieler, die auch nach dem Mauerfall weiter erfolgreich waren. Am 26. Februar ist der Berliner 75 Jahre alt geworden.
Dass Schwarz schwul ist, ist schon lange bekannt, oft sprach er in Interviews darüber. 2012 erzählte er etwa in der Talkshow "Markus Lanz", dass er drei Randgruppen in sich vereine – die des Ostdeutschen, des (trockenen) Alkoholikers und des Schwulen (queer.de berichtete). Schon seit Jahren engagiert sich der Single außerdem für die Initiative "Queer Nations". Dass es heute noch Schlagzeilen macht, wenn ein junger Schauspieler sein Coming-out hat, wundert Schwarz nicht. Für die Leute scheine das noch etwas Besonderes zu sein. Dabei sei es doch wurst. "Aber das ist eben die Dummheit der Leute, weil sie nicht aufgeklärt sind", so Schwarz gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Gerade hat er bei einem queeren Coming-out-Manifest von 185 Schauspielerinnen und Schauspielern im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" Flagge gezeigt.
"Ich warte nicht auf eine dritte Karriere in Hollywood"
Im TV sieht man Schwarz inzwischen nur noch selten, von Auftritten im ZDF-Krimi "Ein starkes Team" abgesehen. Wenn er davon erzählt, klingt das aber nicht verbittert. "Das ist einfach die Realität. Die Angebote sind fast gleich null. Ich warte nicht auf eine dritte Karriere in Hollywood." Krimis guckt er im Fernsehen nur selten. Er kennt die Tricks der Drehbücher, wenn mal wieder die DNS als Beweis herhalten muss. Dabei war für ihn schon im "Polizeiruf" 2013 Schluss, als der MDR die Ermittler austauschte. 17 Jahre lang war er zur Hauptsendezeit im Ersten auf Verbrecherjagd gewesen.
Ein Blick zurück: Jaecki Schwarz wurde im Ostberliner Köpenick geboren, nach dem Abitur machte er zunächst eine Lehre als Fotochemie-Facharbeiter, Schauspieler wurde er an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg. 1967 hatte er seine erste Hauptrolle in "Ich war 19". Konrad Wolfs autobiografische Geschichte handelt von einem jungen Deutschen, der 1945 als Leutnant der Roten Armee in seine Heimat zurückkehrt. Wenn man Schwarz nach besonders sehenswerten Werken aus seiner Karriere fragt, nennt er diesen Film. Und auch "Die Schlüssel", ein Defa-Drama von 1973, in dem er neben Jutta Hoffmann die Hauptrolle spielt.
Twitter / mdrdeMit 22 Jahren stand #JaeckiSchwarz bereits in einem #DEFA-Film als Hauptdarsteller vor der #Kamera. Der preisgekrönte #Antikriegsfilm war der Beginn einer langen Karriere. Anlässlich seines 75. Geburtstags zeigt der #MDR ausgewählte Filme im TV und in der #Mediathek. pic.twitter.com/0iTLK93MwB
MDR (@mdrde) February 19, 2021
Am Berliner Ensemble gab es zu DDR-Zeiten eine gewisse Art Narrenfreiheit, so schildert es Schwarz. "Wir waren Hofnarren, denke ich. Wir konnten uns ein paar Sachen erlauben." Die Stasi sei dort zwar auch aktiv gewesen, aber sie habe sich nicht so festkraken können wie in den Betrieben. Nach der Wende habe er großes Glück gehabt, sagt Schwarz. "Ich konnte anschließen. Ich fiel in kein Loch." Er reist gerne. Er konnte durch Gastspiele schon zu DDR-Zeiten etwas von der Welt sehen, aber unter anderen Umständen, früher war das Geld knapper.
Offen geht Schwarz mit seiner einstigen Sucht um. "Alkoholismus ist keine Schwäche, sondern eine Krankheit", sagte er vor einigen Jahren. "Einem Alkoholiker muss geholfen werden, das darf nicht unter den Tisch gekehrt werden."
Wie es ihm gesundheitlich geht? Normal. Seine Wohnung in Berlin-Mitte liegt im neunten Stock. Da muss er "unterwegs mal auspusten", wenn der Fahrstuhl nicht geht. Er vermisst, dass er wegen der "Corona-Kacke" nicht verreisen kann. Sein Lieblingsziel sind die Malediven. An seinem Geburtstag würde er gerne nach Heringsdorf an die Ostsee fahren, wenn es geht. Womit man ihm eine Freude machen kann? Bei Wünschen ist er bescheiden: "Alles, was ich brauche, habe ich. Ich habe sogar mehr, als ich brauche." Wenn Gäste Jaecki Schwarz fragen, was sie mitbringen können, pflegt er zu sagen: gute Laune oder Appetit. (cw/dpa)
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