Eine neue Studie untersuchte die Akzeptanz von queeren Menschen am Arbeitsplatz. Zwei Drittel sehen demnach keine Schwierigkeiten beim Coming-out von Lesben und Schwulen – bei trans Mitarbeiter*innen sind es nur die Hälfte.
Fast jede dritte LGBTI-Person versteckt die eigene sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität vor den Kolleg*innen – wohl aus nicht ganz unbegründeten Ängsten (Bild: Free-Photos / pixabay)
Ein offener Umgang mit der sexuellen Orientierung oder der geschlechtlichen Identität am Arbeitsplatz stößt zwar mehrheitlich auf Zuspruch, aber immer noch auf große Vorbehalte. Das geht aus einer vom Job-Portal Indeed in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor.
Die größte Akzeptanz für ein Coming-out am Arbeitsplatz erhalten demnach Lesben und Schwule (66 Prozent), gefolgt von Bisexuellen (63 Prozent) sowie Asexuellen (57 Prozent). Trans Menschen kämpfen nach Einschätzung der Befragten am meisten mit der Akzeptanz der Kolleg*innen (51 Prozent).
Männer haben mehr Vorbehalte als Frauen
Die Arbeit mit homo- und bisexuellen Kolleg*innen finden der Studie zufolge 80 Prozent der Befragten "völlig unproblematisch", 72 Prozent bewerten die Zusammenarbeit mit trans Menschen als unproblematisch. Männer haben dabei weitaus häufiger ein Problem, gemeinsam mit trans Personen zu arbeiten als Frauen: Acht Prozent der männlichen Befragten gaben an, dass die Zusammenarbeit für sie "sehr problematisch" wäre, bei den weiblichen Befragten waren es drei Prozent.
Sollte eine LGBTI-Person im Team nach ihrem Coming-out diskriminiert werden, würde nur fast die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland (45 Prozent) diese offen verteidigen. 38 würden andere auf das diskriminierendes Verhalten aufmerksam machen, 26 Prozent ein solches Handeln vorgesetzten Personen bzw. dem Betriebsrat melden.
25 Prozent sehen zuviel LGBTI-Unterstützung
Für Erwerbstätige sind nach wie vor eine angenehme Unternehmenskultur (60 Prozent) und Gleichberechtigung (49 Prozent) die wichtigsten Faktoren bei einem Arbeitgeber. Ein Engagement für Diversität beurteilen nur 15 Prozent der Befragten als eines der Hauptkriterien.
Auch die Förderung benachteiligter Gruppen kommt bei einem Viertel der Umfrageteilnehmenden nicht gut an: 25 Prozent gaben an, dass die Unterstützung von LGBTI im Job aus ihrer Sicht überhandnehme. Mit anteilig fast einem Drittel vertreten besonders die männlichen Befragten diese Auffassung, 18 Prozent der Frauen unterstützen diese Aussage.
Befragt wurden über 1.000 erwerbstätige Personen
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 1.027 erwerbstätige Personen zwischen dem 5. und 8. März 2021 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind nach Angaben des Unternehmens repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Die Fragen wurden nur Erwerbstätigen gestellt.
Die zentralen Fragen lauteten: "Was meinen Sie: Wie groß wäre die Akzeptanz an Ihrer Arbeitsstelle für ein Coming-out der nachfolgenden sexuellen Identitäten eines Mitarbeiters/einer Mitarbeiterin?" und "Wie wäre es für Sie, mit einem Kollegen/einer Kollegin zusammenzuarbeiten, der/die die unten jeweils aufgeführte sexuelle Orientierung oder Identität lebt?".
Jede*r Dritte in Deutschland nicht offen im Job
Im vergangenen Jahr kam eine gemeinsame Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bielefeld zu dem Ergebnis, dass fast jede dritte LGBTI-Person die eigene sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität vor den Kolleg*innen versteckt (queer.de berichtete). 30 Prozent der Lesben, Schwulen und Bisexuellen werden demnach in Deutschland im Arbeitsleben diskriminiert, unter den trans Menschen sind es sogar mehr als 40 Prozent. (cw/dpa)
Vorsicht bei YouGov "Studien". Das sind gerne einmal unrepräsentative Internetumfragen die in der Fragestellung schon die gewünschte Antwort enthalten.
Eine Studie sollte repräsentativ und neutral durchgeführt werden, macht abber auch mehr Arbeit.
Das siehst mit sehr nach einer Was wäre wenn Studie aus. Wesentlich ist der tatsächliche Umgang miteinander im Alltag und in wie weit dieser durch die sexuelle Identität beeinflusst wird. Hier spielen auch persönliche Sympathie oder Abneigung einen Rolle, die eher im Verhältnis untereinander als in der sexuellen Orientierung oder Identität begründet sind. Ob man mit anderen gut klar kommt, hängt von so viel mehr Faktoren ab.
Danke. Ich habe mich beim Lesen an eine Studie erinnert, bei der ich vor einiger Zeit online mitgemacht habe. Die Formulierungen der Fragen war zB wie gerne ich mit einer lesbischen/schwulen/trans/usw. Person zusammenarbeiten würde, für wie kompetent ich sie hielte etc.
Der Punkt ist, dass ich da eigentlich durchgehend nur eine mittlere Bewertung geben konnte, da dieser Aspekt für mich völlig irrelevant dafür ist, ob ich gern mit der Person arbeite oder sie für kompetent halte. Da hatte ich schon ein sehr ungutes Gefühl, wie das gewertet werden könnte.
Ich weiß nicht, ob es tatsächlich diese Studie war, aber bin aufgrund solcher Erfahrungen auch sehr vorsichtig mit der Interpretation...
Offen feindselig verhalten sich eher Frauen als Männer, aber offen sympathisierend verhalten sich auch eher Frauen als Männer. In der Regel jedoch darf man bei Anfeindungen, Intrigen u.ä. von niemandem Hilfe erwarten.
In der JU sind laut FAZ neue Fälle sexueller Belästigung und fehlender Akzeptanz von Frauen zu Tage gekommen. Das passt alles ins Bild. Es wird wieder konservativer.
Statt gleich zu beleidigen, solltest du erst mal lesen: Ich schreibe "Erfahrungen von meiner Seite". Soll ich jetzt Namen, Orte, Zeiten, Begebenheiten aus meinem Leben nennen? Warum willst du nicht akzeptieren, dass Menschen in ihrem Leben bestimmte Erfahrungen gesammelt haben und davon berichten? Wenn du andere gemacht hast, rede davon. Aber stelle meine nicht in Frage.
Ich habe 2001-2009 bei einer Versicherung im Innendienst gearbeitet. Meine direkte Vorgesetzte hatte einen heranwachsenden Sohn und erkannte bei ihm diverse "nicht-geschlechtskonforme" Verhaltensweisen. Sie bekam Angst, er könne "so werden wie ich". Ich wurde für sie zum Sinnbild des Unerwünschten, Unsympathischen, Abstoßenden, und sie hat mich das bei jeder nur bietenden Gelegenheit spüren lassen. Außerdem hat sie noch weitere Kolleginnen und Kollegen aus der Abteilung gegen mich aufgehetzt. Oft genug musste ich erleben, dass schlagartig alle verstummten, wenn ich ihr Büro betrat, um z.B. ein Fax zu senden oder eine Frage zu stellen. Auf dem Gang grüßte mich übrigens niemals jemand zuerst - alle rannten stumm an mir vorbei. Ich habe es mir trotzdem nicht nehmen lassen, jede Person zu grüßen. Meist kam nicht mal dann eine Antwort. Ich wurde mit der Zeit immer öfter krank und wurde nach 8 Jahren zum neuen Chef zitiert. Ich sollte als einziger in der gesamten Abteilung künftig sofort ab dem ersten Krankheitstag ein Attest vorweisen und zwangsweise eine entsprechende Vereinbarung unterschreiben. Statt dessen reichte ich dann meine Kündigung ein. Im Nachhinein habe ich keine Ahnung, wie ich diese 8 Jahre in dieser Firma aushalten konnte. Kurz danach bin ich dann auch an einem schweren Burnout erkrankt. Achja, besagte Vorgesetzte hetzte übrigens auch immer wieder über eine Transfrau aus einer anderen Abteilung. Und ein weiterer schwuler Kollege, auch aus einer anderen Abteilung, war ihr auch "schwer suspekt". Ich fände es spannend, zu erfahren, was aus ihrem Sohn geworden ist, der mittlerweile erwachsen sein muss. Aber gottseidank habe ich mit diesen Menschen nichts mehr zu tun.
2001 - 2008 in einer Versicherung ... das ist heftig. Ich hatte von 1972-1978 in Berlin in einer Abteilung eines Versichereungsunternehmens gearbeitet. Natürlich gab es anfangs Anspielungen ... die ich aber nicht als bösartig ... eher neugierig empfand. Bekam ja jeden Tag Anrufe von meinem Freund .. und damals gab es in den Abteilungen halt nur ein oder zwei Telefone. Meine Gruppenleiterin grinste dann immer. Allerdings gab es noch einen weiteren gleichaltrigen Mitarbeiter, der immer mit einem typischen Schwebegang durch den Raum eilte. Zu meinem 23. Geburtstag hatte ich dann hemmungslos mal den Satz losgelassen "Ich bin schwul" ... von daher gab es nie Probleme. Die Gesellschaft hatte sogar ein eigenes Station und ich machte damals Leichtathletik. Da gab es keine Probleme beim Umkleiden, Duschen usw. Auch da war ich nicht der einzige Schwule. Einen Kommentar gab es, als ich im Sommer nicht so ganz "versicherungstypisch" gekleidet ins Büro kam.
Nimm es nicht persönlich das soll keine atakke sein, die einzige transperson die ich je getroffen habe die sich selbst nicht als ihr Geschlecht gesehen hat und sich selbst misgendert hat hatte ziemlich viele Probleme gleichzeitig.
Ich weiß nicht ob die daher kommen das du dort so schlecht behandelt wurdest aber ich hoffe du suchst dir hilfe.
Ich habe eine weile mit verschiedenen lgbt+ Gruppen gearbeitet und mir ist es wirklich nur ein mal aufgefallen das jemand das getan hat.
Alle anderen transpersonen haben das nicht ein einziges Mal gemacht einfach weil sie sich nicht als das falsche gender gesehen haben.
Selbst Personen die noch nicht mit ihrem paasing zufrieden waren haben das Problem nie gehabt.
Wir haben später rausgefunden das besagte Person ernsthafte Psychotherapeutische Hilfe dringend benötigt hatte, ich hoffe das du dir sobald du Probleme bemerkst einen Termin bei einem Therapeuten suchst bevor schlimmeres passiert.
Die Person von der ich spreche hate angefangen sich selbst zu verletzen und über schlimmeres zu nachzudenken, ich weiß das das hier ziemlich lang ist aber ich habe seit dem richtig Panik das sich Leute etwas tun und ich wurde gerade einfach daran erinnert.
Eine Studie sollte repräsentativ und neutral durchgeführt werden, macht abber auch mehr Arbeit.